Letzte EZB-Sitzung in diesem Jahr - wie geht es weiter?

Am Donnerstag, 8. Dezember, findet die letzte planmässige EZB-Sitzung in diesem Jahr statt. Nach dem (negativen) Ausgang des Italien-Referendums wird man mit besonderer Spannung nach Frankfurt blicken. Insbesondere werden Aussagen dazu erwartet, wie es mit dem EZB-Anleihe-Aufkaufprogramm weitergeht, das offiziell im März nächsten Jahrs ausläuft.

Dr. Thomas Stucki, CIO der ST. Galler Kantonalbank, geht davon aus, dass die EZB das Programm verlängern wird. Ob der aktuelle monatliche Betrag von 80 Milliarden Euro langsam gekürzt wird, sei dabei offen. Weiter meint Dr. Stucki:

Auswirkungen des EZB-Programms schwer einzuschätzen

„Welche Auswirkungen das viele Geld der EZB auf die Wirtschaft und die Finanzmärkte hat, ist schwierig einzuschätzen. Aussagen, dass die Zinsen in der Eurozone durch die EZB-Käufe massiv gesenkt wurden, sind zu hinterfragen. Die Renditen europäischer Anleihen sind seit Beginn des Programms im März 2015 bis zum August 2016 auf neue Tiefststände gesunken. Das sind die Renditen in den USA jedoch auch. Die Kreditrisikoprämien europäischer Emittenten sind deutlich kleiner geworden. Das gleiche gilt aber auch für Dollar-Anleihen.

Niemand wird behaupten, die amerikanischen Renditen seien durch die EZB beeinflusst worden. Zudem steigen die Renditen in der Eurozone seit ein paar Wochen im Einklang mit den US-Renditen wieder an. Bei den europäischen Aktien ist ebenfalls kein EZB-Stimulus zu erkennen. Im Vergleich zu ihren Pendants in den USA liegen die europäischen Aktienindizes deutlich unterhalb ihrer historischen Höchststände. Auch auf den Euro wirkt sich das EZB-Kaufprogramm nicht aus. Hat er sich im Vorfeld gegenüber dem Dollar noch von 1.35 auf 1.05 verbilligt, handelt er seit Programmbeginn zum Dollar stabil.

Weiterhin nur mässiges Wachstum

Die Wirtschaft in der Eurozone wächst im dritten Quartal 2016 mit einer Jahresrate von 1.6%. Das BIP-Wachstum liegt seit zwei Jahren stabil zwischen 1.5% und 2.0%. Dieser Wert ist nicht berauschend, entspricht aber nicht den negativen Kommentaren, die verbreitet werden. Das Wachstum hat sich seit Aufnahme des EZB-Kaufprogramms nicht beschleunigt und das Problem der grossen Unterschiede zwischen einzelnen Ländern besteht weiter. Dies der EZB anzulasten ist aber verfehlt, da sie ihre Geldpolitik auf die ganze Eurozone und nicht auf einzelne Mitgliedsländer ausrichten muss.

Keinen Erfolg hat die EZB mit der Ankurbelung der Inflation. Die Kernrate ohne Einfluss der schwankenden Energiepreise verharrt bei 0.8% und macht keine Anstalten, sich dem Zielwert von 2% zu nähern. Angesichts der nach wie vor vorhandenen Kapazitätsreserven in der Eurozone und einer Arbeitslosenrate von 9.8% verwundert dies nicht. Dem EZB-Programm jegliche wirtschaftliche Wirkung abzusprechen, ist aber verfehlt. Ob das Geld effizient eingesetzt ist, ist eine andere Frage. Es ist wie bei einem Schrotgewehr. Viele Kugeln gehen daneben, ein paar treffen aber ihr Ziel.

Irgendwann kommt ein restriktiverer Kurs

Irgendwann wird das Programm gestoppt oder zumindest gekürzt werden. An den Finanzmärkten wird es dann kurzfristig zu heftigen Reaktionen kommen. Der Euro steigt, die Renditen in der Eurozone auch und die Aktienmärkte kommen unter Druck. Das Ausmass und vor allem die Dauer der Ausschläge werden jedoch begrenzt sein. Die Eurozone kann auch ohne zusätzliches EZB-Geld auskommen.“

 

Quelle: St. Galler Kantonalbank
Artikelbild: © Rubencress – shutterstock.com (Symbolbild)

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