Arbeitswelt, Raumentwicklung und Wirtschaft durch Sharing Economy beeinflusst

Die räumliche Entwicklung wird auch durch die Art, wie wir wirtschaften, geprägt. Verschiedene Formen der Sharing Economy entwickeln sich seit einigen Jahren zum eigentlichen Trend. Mit der Frage, wie sich die Sharing Economy auf Arbeit, Siedlung und Verkehr auswirkt, beschäftigt sich die neueste Ausgabe des „Forums Raumentwicklung“. Zudem wird untersucht, ob sie einen Beitrag zu einer nachhaltigen Entwicklung leisten kann. 

Seit eh und je werden Alpweiden nicht von einzelnen Bauernfamilien genutzt, sondern dienen ganzen Talschaften als Allmend. Auch Einrichtungen wie Schwimmbäder, Parks oder Bibliotheken stehen allen Mitgliedern eines Gemeinwesens zur Verfügung, wenn auch teils nur gegen Entschädigung. Was sich im öffentlichen Raum bewährt hat, wird zunehmend auch von Privaten entdeckt: Statt Geld fürs eigene Auto auszugeben, mietet man das Fahrzeug auf Zeit.

Werkzeuge oder Sportgeräte, die nur stunden- oder tageweise benötigt werden, brauchen ebenfalls nicht gekauft zu werden; oft ist es attraktiver, sie gegen Gebühr bloss zu leihen. Dabei bringen ausgeklügelte digitale Anwendungen die Anbieterinnen und Nachfrager passgenau zusammen. Viele dieser boomenden Verleih- und Vermietsysteme lassen sich unter Sharing Economy subsumieren.

Die aktuelle Ausgabe des „Forums Raumentwicklung“ des Bundesamts für Raumentwicklung (ARE) zeigt die Stärken und Schwächen der Sharing Economy auf und öffnet den Blick auf die vielfältigen Spielarten des innovativen Trends.

Reinhard Loske, Professor für Politik, Nachhaltigkeit und Transformationsdynamik, plädiert im Leitartikel für eine differenzierte Herangehensweise: Der kommerzielle Teil der Sharing Economy dürfe nicht totreguliert werden, bloss weil er in gewissen Branchen einen Veränderungsdruck auslöse. Nötig sei aber ein lernender Ordnungsrahmen, der das Gemeinwohl und die fiskalischen Interessen des Staats im Auge behalte.

Gleich zwei Beiträge beschäftigen sich mit dem Einfluss der Sharing Economy auf das Wohnen. Einerseits zeigt das Projekt „Smart Sharing“, wie die intelligente Verbindung von Technik, Architektur und Raum eine neuartige, geteilte Nutzung des Wohn- und Lebensraums ermöglichen kann. Unter dem Strich würde statt der heute durchschnittlich 45 Quadratmeter Wohnfläche pro Person eine Fläche von 35 Quadratmetern ausreichen, was den Wohnungsmarkt entlasten könnte.


Wie wirkt sich Sharing Economy auf Arbeitswelt, Raumentwicklung und Wirtschaft aus? (Bild: © venimo – istockphoto.com)

Der Direktor des Bundesamts für Wohnungswesen BWO wiederum macht sich in einem Artikel Gedanken zur Digitalisierung des Wohnungsmarkts und zum Einfluss, den diese Entwicklung langfristig auf die Art der Wohnungen haben könnte. So liesse sich etwa mit Cluster-Wohnungen dem Bedürfnis nach individuell und flexibel anpassbaren Wohnformen besser Rechnung tragen als mit den herkömmlichen „Normalwohnungen“ für Familien.

Neben der Mobilität und den Wohnformen verändert die Sharing Economy auch die Arbeitswelt. Das im Heft vorgestellte Projekt „Work Smart“ fördert flexible Arbeitszeiten, das Home-Office oder geteilte Arbeitsplätze. Die Beschäftigten gewinnen durch solche Modelle mehr Freiheit und mehr Komfort beim Pendeln.

Das Interesse der Wirtschaft und Verwaltung an den neuen Arbeitsformen begründet sich dadurch, dass die Büro- und Verkehrsinfrastrukturen besser ausgelastet werden, indem die Spitzenbelastungen gekappt werden. Und nicht zuletzt sind zufriedenere Mitarbeitende auch ein Pluspunkt für die Arbeitgeber.

Dass „Nutzen statt Besitzen“ kein Strohfeuer ist, diese Meinung vertritt Karin Frick im Interview. Die Leiterin Research am Gottlieb Duttweiler Institut verweist auf die immer grössere Verbreitung mobiler Endgeräte zur Internetnutzung und die laufend weiterentwickelten Tools der Sharing Economy.

Der Trend löse auf verschiedenen Ebenen eine Vielzahl von Entwicklungen aus: Er beschleunige die Entmaterialisierung, forciere den Wechsel vom Angestelltendasein zur beruflichen Selbständigkeit und habe mittelbar zur Folge, dass der öffentliche Raum an Bedeutung gewinne etwa in Form von Stadtpärken und Flanierzonen – weil herkömmliche Treffpunkte wie die Filialen des stationären Handels ausgedünnt würden.

 

Artikel von: Bundesamt für Raumentwicklung (ARE), Kommunikation
Artikelbild: © jackaldu – istockphoto.com

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