Beratendes Ingenieurbüro vs. Ingenieurbüro im Maschinenbau

Ein Ingenieurbüro oder Konstruktionsbüro im Maschinenbau oder im beratenden Bereich gründen – wie könnte man den Traumberuf Ingenieur besser ausleben?

Unabhängig von Konzernvorgaben die eigenen Konzepte umsetzen und dabei gutes Geld verdienen – nur leider ist das nicht in allen Zweigen des Engineerings möglich.

„Mein Vater war beratender Ingenieur, ich bin es, und mein Sohn ist es auch“, sagt Andreas Tesch. Er ist Inhaber des Berliner Ingenieurbüros Tesch & Tesch. Vor vielen Jahren hat der heute 58-jährige die Selbstständigkeit gewählt und ist in das Büro seines Vaters mit eingestiegen. Sein Sohn hat einen anderen Pfad eingeschlagen. Als Bahnangestellter hat er nicht nur feste, sichere Urlaubstage nach dem Tarifvertrag. „Er verdient mit seinen 31 Jahren unter dem Strich auch mehr Geld als ich mit meinem Büro“, sagt Tesch.

Beratende Ingenieure und sind das Rückgrat der Infrastrukturplanung und Immobilienwirtschaft Deutschlands. Sie planen Strassen, Brücken, Kindergärten, Schulen, Strom-, Wasser- und Abwasserleitungen, erstellen Energieausweise für Häuser und Wohnungen, beraten Grundeigentümer bei energetischen Sanierungen. Angesichts der allerorten proklamierten und geförderten Energiewende sollte man meinen, dass hier aufgrund der hohen Nachfrage ein hohes Einkommen zu erzielen sei. „Dennoch wollen immer weniger junge Menschen in diesen Beruf einsteigen“, sagt Arno Metzler, Hauptgeschäftsführer des Verbands Beratender Ingenieure.

Ingenieurbüros: Nachfolger bleiben aus

Tatsächlich fehlen allein in Deutschland 50’000 Ingenieure in der Infrastruktur- und Bautechnik, der Mathematik und der Informatik. „Wer sich dennoch dazu durchringt, beratender Ingenieur zu werden, wählt fast immer die Festanstellung in einem grossen Büro in einer grossen Stadt oder bei einem grossen Konzern“, sagt Metzler. Kleine Ingenieurbüros, insbesondere in ländlichen Räumen, haben hingegen nicht nur zunehmend Probleme, Mitarbeiter zu finden. Die meisten Inhaber gehen inzwischen auf das Rentenalter zu – und fast immer ist niemand in Sicht, der in ihre Fussstapfen treten könnte.

Dass immer weniger Studenten eine Karriere als selbstständiger Ingenieur anstreben, sei nicht überraschend, sagt Andreas Schulten, Vorstand der Immobilienforschungsgesellschaft BulwienGesa. „Die Honorare der Ingenieure sind so niedrig, dass es keine ökonomischen Anreize gibt, ein eigenes Büro aufzubauen oder ein bestehendes zu übernehmen.“ Wer sich in diesem Beruf dennoch selbstständig mache, „lässt sich von ideellen Gründen leiten, weil er die Ingenieurtätigkeit als Dienstleistung an der Gesellschaft sieht“, sagt der Immobilienforscher. Denn die Stundensätze liegen zuweilen bei unter 30 Euro – vor Steuern und Abgaben. Grund dafür: Bei einer Änderung der Gebührenordnung waren 2010 in Deutschland Zeithonorare ausgenommen worden. Seither liefern sich viele Ingenieurbüros eine regelrechte Stundensatz-Preisschlacht.

Die Gebührenordnungs-Novelle der Bundesregierung könnte nun wie ein „Schuss ins Knie“ wirken. Denn aufgrund des Preisdumpings ziehen sich nun so viele Ingenieurbüros aus dem Geschäft mit Bedarfsausweisen für Häuser zurück, dass viele Eigentümer inzwischen Probleme haben, rechtzeitig an einen Ausweis zu kommen.


Allein in Deutschland fehlen 50’000 Ingenieure. (Bild: Africa Studio – Shutterstock.com)

Maschinenbau: Ingenieurbüros stehen besser da

Anders als bei beratenden Ingenieuren sieht es im Maschinenbau aus. Hier boomt die Branche. Der Maschinen- und Anlagenbau erwirtschaftete 2014 allein in Deutschland 212,1 Milliarden Euro und belegt damit Rang 2 hinter dem Fahrzeugbau (384,4 Milliarden Euro). Im Fahrzeugbau dominieren Grossserien; ein Ingenieurbüro im Maschinenbau hingegen fokussiert sich auf Einzelstücke oder Kleinserien.

Der Anwendungsbereich kann dabei von ressourcenschonendem Umweltschutz über Energieeffizienz bis Elektromobilität reichen. Der Vorteil gegenüber beratenden Ingenieurbüros liegt darin, dass Maschinenbau-Ingenieurbüros nicht nur konzipieren, sondern auch konstruieren.

Ingenieur- und Konstruktionsbüro im Maschinenbau: eine ideale Kombination

Ein konkretes Beispiel hierfür ist die Firma sachs engineering. Seit 1998 ist sie als Konstruktionsbüro im Maschinenbau Partner für unterschiedlichste Kunden mit diversen Anforderungen. sachs engineering betreut zum Beispiel Schindler Aufzüge und liefert hierfür sowohl statische als auch sicherheitstechnische Berechnungen und Konstruktionen. Im Bereich Werkzeugbau konzipiert und konstruiert sachs engineering Automatisierungs- und Handlingseinheiten.

Durch diese Einheiten entstehen aus einzelnen Maschinen komplette Fertigungsketten. sachs engineering liefert auch Konzepte und Konstruktionen für viele einfache Vorrichtungen und Kleinmaschinen, die den Kunden als Betriebsmittel dienen. Insgesamt verstehen sich solche Ingenieurbüros also als Dienstleister, nicht einfach nur als technische Zeichner oder Bauer von Maschinen.

Ein Ingenieurbüro im Maschinenbau entwickelt Produkte

Die Produktentwicklung ist für den Maschinenbau von zentraler Bedeutung. Kunden treten an die Ingenieurbüros mit konkreten Bedürfnissen heran, die dann technisch umgesetzt werden – und zumeist sind die Kunden Unternehmen, nicht wie im beratenden Bereich oftmals Privatmenschen. Arbeitet ein Ingenieurbüro im Maschinenbau kundenorientiert und gleichzeitig effizient – auch im Blick auf die Kostensituation des Kunden – so macht es sich einen guten Namen auf dem Markt, der Erfolg stellt sich ein.

Hohe Anforderungen durch neueste Technologien im Simulationsbereich

Im konstruktiven Entwicklungsprozess ist es entscheidend, dass durch Simulationen die Tauglichkeit des anvisierten Modells vorab getestet wird, um unangenehme Überraschungen und Kostenexplosionen zu vermeiden. Der Einsatz von CAD-Konstruktionen gewährleistet, dass das Konstruktionsbüro bereits im Vorfeld Einfluss auf die Fertigung nehmen und so Kosten senken, Zeit gewinnen und die Produktivität erhöhen kann. Das virtuelle 3D-Modell, das die Ingenieure erstellen, zeigt das Maschinenteil bereits vollständig und in jeder beliebigen räumlichen Abbildung. Aus diesem 3D-Modell können auch alle üblichen technischen Zeichnungen abgeleitet werden. Auch für weiterführenden Produktionsphasen werden Daten und Fertigungsinformationen aus den 3D-CAD-Konstruktionen abgeleitet.

Anschliessend müssen die erstellten Konstruktionen genau geprüft werden. Denn nur so hat der Kunde die Sicherheit, eine optimale Lösung für die benötigte Aufgabe zu erhalten. Die Prüfung erfolgt z.B. mit einer FMEA Methode.

Für solch komplexe Dienstleistungen ist ein Preisdumping kaum möglich, anders als bei der oben erwähnten, weitgehend standardisierten Bedarfsausweis-Ausstellung im Immobiliensektor. Allerdings muss auch berücksichtigt werden, dass bei einem Ingenieurs-/Konstruktionsbüro im Maschinenbau der Aufwand z.B. in Sachen Software oder auch Werkzeug bzw. Prototypenfertigung wesentlich höher ist.

Prototypenbau: die Krönung der Ingenierbüro-Dienstleistung

Mit dem Bau eines Prototypen endet die Entwicklungsphase des Produktes. Denn nur das Verständnis für das spätere Zusammenspiel einzelner Bestandteile und die Erfahrung, wie diese sich wahrscheinlich verhalten werden führt zu Ergebnissen, die wirklich Gewissheit über die Funktionalität des Modells bieten. Beim Prototypenbau zahlt sich ein sorgsamer und detaillierter Engineering-Prozess aus. Moderne Ingenieurbüros im Maschinenbau greifen auf folgende Methoden zur Prototypenfertigung zurück:

  • Rapid Prototyping
    Ein schnelles Verfahren zur Herstellung von Musterbauteilen. Das Material – meist Kunststoff – wird schichtweise durch einen 3D-Drucker aufgetragen – direkte Übertragung der CAD-Daten in ein 3D-Modell.
  • Rapid Casting
    Das Rapid Casting funktioniert gut, wenn das Material ein Metall ist. Man nutzt es z.B. zur Erstellung von Funktionsprototypen aus Aluminium, Magnesium und Zink. Das Metall wird dabei in eine Gussform gegeben.
  • Rapid Tooling
    Mit diesem Verfahren für den Werkzeugbau lassen sich auch Modelle für komplexe Baueinheiten herstellen.

Im Prototypenbau ist freilich ein gutes Netzwerk z.B. an Händlern und Grosshändlern nötig, um an die entsprechenden Materialien und Werkzeuge zu kommen. Auch hier wieder ein gesteigerter Aufwand, der sich aber lohnt – die Gesamtzahlen der Branche zeigen es.

Insgesamt kann man also die Frage, was derzeit besser dasteht, wie folgt beantworten: Ingenieurbüro im Maschinenbau ja – im beratenden Bereich (leider) derzeit eher nein.

 

Artikelbild: © qoppi – Shutterstock.com

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