Schweiz – Gentechnologie-Engagement trotz Verbot?

Im Jahre 2005 haben sich die Schweizer in einer Abstimmung für ein fünfjähriges Verbot von Gentechnik in der Landwirtschaft ausgesprochen. Dieses Verbot wurde zwischenzeitlich vom Parlament bis 2017 verlängert. Eine weitere Verlängerung bis 2021 ist bereits vorgeschlagen. Dies verhindert allerdings nicht, dass Gentechnologie weiter aus der Schweiz exportiert wird – sogar mit finanzieller Förderung durch Steuergelder.

Einige Erzeugnisse der Gen-Forschung wurden an ein privates Unternehmen lizenziert, das Verbindungen zu Monsanto hat. Das zeigen Recherchen von swissinfo.ch. Schweizer Steuergelder in Form eines Entwicklungsfonds fliessen überdies in die Finanzierung von Forschungsprojekten mit transgenen Pflanzen in Indien.

Im Rahmen der Entwicklungs-Zusammenarbeit

Ein Programm mit dem Namen „Indisch-schweizerische Zusammenarbeit in Biotechnologie“ (ISCB), das von der Schweizer Direktion für Entwicklung und Zusammenarbeit (DEZA) gefördert und von der Eidgenössischen Technischen Hochschule Lausanne (EPFL) verwaltet wird, unterstützt die Entwicklung transgener Nutzpflanzen wie Kichererbsen Maniok und Straucherbsen. Allein die vierte Phase (2013 bis 2016) des ISCB-Programms hat ein Budget von 4,8 Mio. Franken.

Eine Lizenz für die Entwicklung transgener Kichererbsen wurde an die indische Saatgutfirma Mahyco vergeben, die enge Verbindungen zum amerikanischen Monsanto-Konzern hat. Laut Corporate Watch besitzt Monsanto 26 Prozent von Mahyco. Die beiden Unternehmen sind mit je 50 Prozent am Joint Venture Mayco Monsanto Biotech beteiligt, das Lizenzen für die Technologie transgener Bt-Baumwolle an indische Firmen vergibt.

Ist es ethisch vertretbar, dass die Schweiz im Inland ein Gentech-Verbot in der Landwirtschaft erlässt, aber unter dem Vorwand von Entwicklungshilfe Technologien für GVO in Schwellenländer exportiert? Und soll dabei ein umstrittener multinationaler Konzern wie Monsanto vom Transfer der mit Schweizer Steuergeldern geförderten Technologie profitieren?



Eine Regierungsposition und kritische Stimmen

Ziel dieser Entwicklungszusammenarbeit der Schweizer Regierung ist laut Tillmann Renz, Mediensprecher des Eidgenössischen Departements für auswärtige Angelegenheiten (EDA), die Verbesserung der Nahrungsmittel-Sicherheit in Indien. Diese sei Teil des Mandats der DEZA. Die Regierung betrachte die „grüne Biotechnologie“ als legitimes Mittel, um dies zu erreichen. Das GVO-Moratorium verbiete Forschung im Bereich transgener Nutzpflanzen nicht, erklärt Renz.

Mit dieser Position der DEZA sind allerdings nicht alle einverstanden. „Wenn die Schweiz mit öffentlichen Geldern die Entwicklung von Gentech-Nahrung fördert, ist dies mit ihrer nationalen Politik nicht vereinbar. Es ist auch nicht bewiesen, dass GV-Saatgut eine Lösung im Kampf gegen Hunger und Mangelernährung ist“, sagt Tina Goethe von der Hilfsorganisation „Brot für alle“.

Einige Schweizer Nicht-Regierungsorganisationen wie Swissaid bieten in Form von Know-how-Transfers bereits Alternativen zu GVO an. „Wir haben mit unseren Projekten für ökologischen Landbau in Indien gute Erfahrungen gemacht. Dieser eignet sich besser für das Land und ist weniger anfällig auf den Klimawandel“, sagt Caroline Morel, Geschäftsführerin von Swissaid.

 

Artikel von: SWI SWISSINFO.CH
Artikelbild: © science photo – Shutterstock.com

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