Internet der Dinge – auf der Suche nach der Strategie

Das „Internet der Dinge“ ist ein Megatrend, dem manche Experten eine ähnlich umwälzende Wirkung voraussagen wie der industriellen Revolution oder der Erfindung des Internets selbst. Die gegenseitige Vernetzung von Maschinen und Geräten ist bereit in vollem Gange, dennoch steht die Entwicklung erst am Anfang und die Potentiale sind längst nicht ausgeschöpft. Trotzdem wissen viele Unternehmen noch nicht, wie sie damit umgehen sollen. Das zeigt eine aktuelle Studie der Unternehmensberatung Bain & Company.

Experten prognostizieren, dass schon in wenigen Jahren bis zu 20 Milliarden Geräte miteinander kommunizieren und dabei jährlich fünf Billionen Gigabyte Datenvolumen erzeugen werden. Dies eröffnet Technologieanbietern, Telekommunikationsunternehmen und Endgeräteherstellern bis 2020 zusätzliche Geschäftsmöglichkeiten im Wert von mehr als 300 Milliarden US-Dollar. Weltweit aber sind Top-Manager verunsichert und fühlen sich überfordert.

Ihnen fehlt noch das Gespür dafür, wie der Wettbewerb in Zukunft aussehen könnte, wo die entscheidenden Marktschlachten geschlagen werden und wie sie damit konkret Geld verdienen können. Zu diesem Ergebnis kommt die aktuelle Studie „Defining the Battlegrounds of the Internet of Things“ von Bain.

Glänzende Aussichten für Hard- und Softwarehersteller

Das Internet der Dinge umfasst eine Vielzahl sich überschneidender Themenfelder, die sich wechselseitig beeinflussen. Die wichtigsten Zukunftsentscheidungen fallen in fünf Bereichen:

1. Verbraucher

Der Siegeszug der globalen Plattformanbieter Apple, Google und Samsung geht weiter. Sie expandieren in Zukunftssparten wie Kleinstcomputern am Körper (Wearables), intelligenten Häusern und selbstfahrenden Autos. Das eröffnet auch anderen Herstellern enorme Wachstumschancen – vorausgesetzt, sie erkennen, welche Plattformen am geeignetsten sind. Der Wettbewerb im Konsumentengeschäft ist besonders hart. Der Schlüssel zum Erfolg liegt darin, die wichtigsten Verbraucherplattformen auf Basis von Kundensegmenten miteinander zu verzahnen.

2. Unternehmen

Je stärker sich Maschinen und Geräte miteinander verbinden, desto intensiver müssen Hard- und Softwareanbieter sowie -dienstleister ihr Angebotsportfolio ausweiten. Einige werden Partnerschaften eingehen, um zusätzliche Kompetenz hinsichtlich Datensicherheit und Business Analytics zu erlangen. Andere werden sich Expertise hinzukaufen. „Unternehmen, die auf diese Weise grösser und einflussreicher werden, bestimmen die künftigen De-facto-Standards und die Transaktionsplattformen“, ist Bain-Partner Schorling überzeugt.

3. Netzwerke

Neue Produkte und Dienstleistungen entstehen, wenn viele Geräte über ein Netzwerk verbunden werden. Unternehmen werden ihre langjährigen Geschäftsbeziehungen zu Telekommunikationsausrüstern und Serviceanbietern überprüfen, um selbst von den neuen Möglichkeiten des Internets der Dinge zu profitieren. Die Telekommunikationskonzerne wiederum werden versuchen, ihre Kunden zu halten – durch neue Geräte und Apps, die eine bessere Verbindung, Verifizierung und Ortung der Kommunikationsteilnehmer ermöglichen.

4. Analysen

Die traditionellen Verkäufer von Business Analytics wie IBM, SAP oder Microsoft konzipieren neue Geschäftsmodelle für die Datenflut des Internets der Dinge. Sie konkurrieren dabei mit den grossen Cloud-Serviceanbietern Amazon und Alibaba, aber auch mit vielen kleinen Datenspezialisten. Das wird zu zahlreichen neuen Kooperationen führen, wie sie heute schon zwischen IBM und Medtronic beim Diabetesmanagement, Amazon Web Services und John Deere in der Landwirtschaft oder SAP und Siemens bei der Fabrik der Zukunft zu sehen sind.

5. Autonome Geräte

Die meisten Daten entstehen im Roboter, in der Drohne oder im Fahrzeug und werden direkt „on board“ verarbeitet – und das meist ohne Verbindung zu Datenspeichern oder Clouds. Start-ups und andere Anbieter attackieren hier die bisherigen Marktführer. Bestes Beispiel sind selbstfahrende Autos. Hier entstehen in Zukunft hoch automatisierte Lieferketten bis hin zum Endkunden. Die „Sharing Economy“ könnte durch autonom fahrende Fahrzeugflotten in völlig neue Dimensionen vorstossen.

Diese Fragen sind zu beantworten

Unternehmenslenker, die erfolgreich das Internet der Dinge mitgestalten wollen, müssen sich folgende Fragen stellen:

  • Wie lässt sich unser heutiges Angebot anpassen und erweitern?
  • Welche neuen Kundensegmente und Märkte können wir erschliessen?
  • Wer sind unsere Wettbewerber und wie können wir uns von ihnen differenzieren?
  • Welche Segmente bieten die grössten Umsatz- und Gewinnchancen?
  • Welche Internetlösungen können wir selbst entwickeln, wo brauchen wir Partner?
  • Wo sollten wir investieren und wie hoch sind die Risiken, wenn wir es nicht tun?


„Das Internet der Dinge gewinnt immer mehr an Bedeutung und wird in den nächsten fünf Jahren sowohl Industrie als auch Konsumenten prägen“, erklärt Bain-Experte Schorling. „Umso wichtiger ist es, dass sich Unternehmen schon heute intensiv mit diesem Megatrend auseinandersetzen.“

 

Artikel von: Bain & Company
Artikelbild: © everything possible – shutterstock.com

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