Noch 3'000 offene Lehrstellen in der Baubranche

Von den Fachkräften im Bau wird immer mehr Wissen gefordert – dank Digitalisierung und Energiewende. Allein der Sanierungsbedarf bei Gebäuden ist enorm: Bislang beläuft sich die Umsetzung jährlich auf nur 1%. Fachkräfte im Bau werden händeringend gesucht – von der Lehre bis zum Hochschulabschluss. Derzeit sind immer noch 3’000 Lehrstellen in den Baubranchen unbesetzt. Spitzenreiter sind die Kantone St. Gallen, Zürich und Bern.

Am Mediengespräch von bausinn.ch stellten sechs 16- bis 21-jährige Lernende die Berufe Gerüstbauer, Metallbauer, Schweisser, Maler und Polybauer Fachrichtung Dachdecken vor und präsentierten ihre persönlichen Karrierepläne. Der Maurer Robby Hinnen schloss die Lehre 2015 ab und leitet heute bereits eine Baustelle.

Für rund 9’000 Jugendliche ist nun Endspurt bei der Lehrstellensuche 2016 angesagt. Die anderen fast 90’000 stehen schon in den Startlöchern für Lehrbeginn 2017. Gemäss Lena und berufsberatung.ch sind allein im Bau für 2016 noch rund 3’000 Lehrstellen unbesetzt.

2015 konnten die Lernenden aus rund 94’000 Stellen wählen. Der Bau zählte mit 13% zu den drei Branchen mit den meisten unbesetzten Stellen. Auch 2016 ändert sich dieser Trend nach Aussagen der Baubranchen nicht. Die zuletzt publizierten Zahlen des SBFI signalisieren sogar eine Zunahme der nicht besetzten Lehrstellen gegenüber 2015.

Die Lehrstellenlage in der Baubranche verschärft sich damit weiterhin. Das hat Auswirkungen auf die gesamte Wirtschaft. Denn der Bau trägt nicht nur rund 6% zum BIP bei – vor den Banken; er hat auch eine Schlüsselposition bei der Konjunktur und bei der Umsetzung der Energiestrategie des Bundes. Denn in den Gebäuden steckt ein Energiesparpotenzial von bis zu 50%. Jedoch werden bis jetzt nur 1% der sanierungsbedürftigen Gebäude pro Jahr renoviert.

Rund 50 Berufe gibt es im Bau, oft werden Spitzenlöhne bezahlt. Rasche Karrieren sind keine Seltenheit. Wer heute eine Lehre im Bau beginnt, leitet in spätestens fünf Jahren schon Baustellen und übt Kaderpositionen in Bauunternehmen aus. Das duale Berufsbildungssystem der Schweiz erleichtert zudem den Anschluss an den akademischen Bildungsweg.

Wie anspruchsvoll und spannend Tätigkeiten im Bau sind, zeigten am heutigen Mediengespräch von bausinn.ch 6 Lernende aus 6 Baubranchen. Alle Branchen und auch die Medien reden seit Jahren über die Lernenden. Beim Mediengespräch von bausinn.ch im Landesmuseum redeten die Lernenden Auge in Auge mit den Journalisten; zum ersten Mal überhaupt waren die Lernenden die Hauptpersonen an einem Medienanlass.

Die sechs jungen Männer sind Gerüstbauer, Maler, Maurer, Schweisser, Metallbauer und Polybauer. Sie alle können nicht nur in jungen Jahren schon gut planen, zupacken und Pläne umsetzen. Sie lernen vor allem auch Teamarbeit und den Umgang mit Termindruck und veränderten Abläufen. Damit sind sie für eine Karriere jederzeit gut gerüstet.


Das Mediengespräch von 6 Lernenden aus 6 Baubranchen (Bild: bausinn.ch)

Am Mediengespräch stellten ihren Beruf vor:

  • Gerüstbauer Andrea Baltensperger aus Winterthur
  • Maurer Robby Hinnen aus Seuzach (ZH)
  • Metallbauer Alex Trüb aus Lausen (BL)
  • Schweisser Sven Schlüchter aus Bowil (BE)
  • Polybauer, Jan-Eric Allenbach aus Säriswil (BE)
  • Malerin Stella Francescato aus Thalwil (ZH)

Am Mediengespräch nahmen zudem die Ausbildner und Chefs der Lernenden teil und standen bei Bedarf für Fragen zur Verfügung. Von den Trägerorganisationen standen Rede und Antwort: Ueli Büchi, Leiter Berufsbildungspolitik des Schweizerischen Baumeisterverbands SBV, Siegfried Dauner, Leiter Berufsbildung Metaltec von AM Suisse, Mario Freda, Zentralpräsident des Schweizerischen Maler- und Gipserunternehmer-Verbands SMGV, Karin Gamma, Leitung MarKom & Events Gebäudehülle Schweiz, Dr. Marc Harzenmoser, Direktor des Schweizerischen Vereins für Schweisstechnik SVS, Dr. Josef Wiederkehr, Präsident des Schweizerischen Gerüstbau-Unternehmer-Verbands SGUV.

Dringend gesucht: Fachkräfte

327’000 Menschen sind im Bau tätig, davon rund 15’000 Architekten und Ingenieure sowie 25’000 Lernende. Wenn es immer weniger Lernende und Fachkräfte gibt, wer soll in Zukunft die Pläne der Architekten und Ingenieure umsetzen, die 50’000 neuen Wohnungen und Tausenden Gewerbebauten pro Jahr bauen? Bis jetzt werden nur rund 1% der sanierungsbedürftigen Gebäude pro Jahr renoviert. Die Energiestrategie 2050 kann ohne genügend Fachkräfte gar nicht umgesetzt werden.

Bundesrat Schneider-Ammann kann sich vorstellen, dass die fehlenden Lernenden im Ausland rekrutiert werden – Konflikte mit der sich dank Brexit verschärfenden Umsetzung der MEI sind da vorprogrammiert. Andere Politiker wollen die offenen Lehrstellen mit Flüchtlingen besetzen. Fachkräfte im Bau benötigen jedoch gute Sprach- und Mathekenntnisse – auch für Flüchtlinge sind da mehrere Hürden zu nehmen.

Fehlende Fachkräfte verteuern das Bauen

Die Energiestrategie des Bundes, die Digitalisierung, der Klimawandel und die Zuwanderung werden in den kommenden Jahrzehnten zu steigenden Ansprüchen der Fachkräfte im Bau führen. Dabei wird oft übersehen, dass es mit der Planung der Ingenieure und Architekten nicht getan ist. Werden die Ideen und Pläne nicht sorgfältig umgesetzt, entstehen Zusatzkosten beim Bau, kommt es zu Unfällen und Spätschäden am Gebäude, der Kanalisierung, dem Tunnel. Die Kosten tragen die Bauherren und bei den öffentlichen Bauten letztlich die Steuerzahler.

Mangel an Lernenden in allen Kantonen, Spitzenreiter sind St. Gallen und Zürich

Aktuell verzeichnet berufsberatung.ch rund 3’000 offene Lehrstellen in der Baubranche. Die Kantone mit den meisten offenen Lehrstellen im Bau sind gemäss berufsberatung.ch St. Gallen (470), Zürich (402), Bern (304). Das SBFI erfasst die offenen Lehrstellen nicht nach Branchen und Kantonen.

Immobilien machen reich

Es besteht kein Mangel an der Wertschätzung für die Produkte der Baubranche: 2015 gab es 4,5% mehr Millionäre in der Schweiz, wie eine Erhebung von Capgemini zeigt. Investitionen in Immobilien erweisen sich als Reichtumstreiber. So sind in mehreren Kantonen die Preise für Immobilien in den vergangenen 16 Jahren massiv gestiegen, allen voran im Kanton Genf, wo sie sich verdreifacht haben.

Über bausinn.ch

bausinn.ch setzt sich für mehr Wertschätzung für die Schweizer Baubranche und für den Berufsstolz der Baufachkräfte ein. Die Baubranche trägt mit 6% zum BIP der Schweiz bei. 327’000 Mitarbeitende und 25’000 Lernende in über 50 Berufen leisten ihren Beitrag zur gebauten Schweiz. Trägerorganisationen von bausinn.ch sind: AM Suisse, Gebäudehülle Schweiz, der Schweizerische Baumeisterverband SBV, der Schweizerische Gerüstbau-Unternehmer-Verband SGUV, der Schweizerische Maler- und Gipserunternehmer-Verband SMGV und der Verein für Schweisstechnik SVS.

 

Artikel von: bausinn.ch
Artikelbild: © bausinn.ch

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