Sanierung der Gstaader Bergbahnen ist geschafft

Es ist geschafft: Die Gstaader Bergbahnen sind finanziell wieder auf Kurs. Der nötige Kapitalschnitt und die Wiederaufstockung des Aktienkapitals konnten in den vergangenen Wochen abgeschlossen werden. Nun steht dem Unternehmen eine Fitnesskur bevor.

Dazu gehören interne Restrukturierungsmassnahmen, aber auch die Zusammenlegung der Marketingaktivitäten der Bergbahnen Destination Gstaad (BDG) und der Tourismusorganisation sowie Vereinfachungen im Tarifverbund.

Bergbahnen-Geschäftsführer Matthias In-Albon spricht in einer Mitteilung vom Montag von „nötigen Aufräumarbeiten“, die die nächsten Jahre noch andauern werden. Dazu brauche es harte Arbeit, Disziplin und Ausdauer. Nun müsse unternehmerisches Gedankengut wieder in den Vordergrund rücken.

Es brauchte fünf Anläufe

Tatsächlich rangen die finanziell angeschlagenen Bergbahnen Destination Gstaad (BDG) jahrelang um Sanierungslösungen. Diese scheiterten jedoch nur allzu oft an regionalen Partikularinteressen.

Letzten Herbst schliesslich konnte ein umfangreiches Sanierungspaket – mittlerweile der fünfte Rettungsversuch – mit dem Segen der massgeblichen Partnergemeinden auf den Weg gebracht werden.

Mit einem Kapitalschnitt wurde die Schuldenlast markant gesenkt. Geld ans Bein strichen sich vorab die Gemeinden, aber auch die Kantone Bern und Waadt und Private. Rund 40 Millionen Franken Schulden wurden durch Forderungsverzichte, Schuldübernahmen und Devestitionen abgebaut, wie die BDG weiter mitteilten.

Anschliessend wurde das Unternehmen rekapitalisiert. Insgesamt wurden 25,24 Millionen Franken neues Aktienkapital gezeichnet und voll liberiert. Neu halten nicht mehr die Gemeinden die Aktienmehrheit, sondern zu 60 Prozent Private. In einem weiteren Schritt soll der Anteil der Privaten in zwei bis drei Jahren auf 70 erhöht und jener der Gemeinden auf 30 gesenkt werden.

Keine Neuverschuldung

In Zukunft soll sich die BDG nicht neu verschulden müssen, betonte Heinz Brand (VRP) in der Medienmitteilung. Ursprünglich war die Rede von rund 70 Millionen Franken, die in das Skigebiet im westlichen Berner Oberland investiert werden sollten. Dafür müssten die Bahnen aber wieder Schulden machen.

Dementsprechend werden die Investitionen soweit gekürzt, dass die Bahnen sie ohne Fremdkapital bestreiten können.

Wie hoch die Investitionen sein werden, konnte In-Albon noch nicht genau beziffern. Klar ist aber, dass sie vor allem in die Beschneiung und in die Modernisierung der Saanerslochgrat- und der Egglibahn fliessen sollen. Darüber hinaus sollen die eigenen Bergrestaurants auf Vordermann gebracht werden.

Konzept: Privatclub und Luxuslodge

Private Investoren spielen künftig eine wichtige Rolle bei der BDG. Zu ihnen gehören Wahlgstaader wie der milliardenschwere Unternehmer Ernesto Bertarelli und weitere finanzkräftige Personen, die der Region verbunden sind.

Im Gegenzug für das finanzielle Engagement können die privaten Investoren eigene Ziele verfolgen. Bertarelli etwa will auf dem sonnigen Rellerli eine Luxuslodge fernab der Alltagshektik betreiben. Die bestehende Bergbahn wird verschwinden.

Die Kaufverträge wurden laut In-Albon kürzlich unterzeichnet. Wie viel Geld die Investoren dafür aufwerfen, gab der BDG-Geschäftsführer auf Anfrage nicht bekannt.

Gegen den Verkauf des Rellerli formierte sich in der Region Widerstand. An der Gemeindeversammlung im vergangenen Oktober stimmte eine Mehrheit aber für den Verkauf, der Teil der Sanierungslösung ist.



Bekannt ist auch, dass eine weitere Investorengruppe den Ersatz der Gondelbahn auf das Eggli oberhalb von Gstaad mit rund acht Millionen Franken unterstützt. Im Gegenzug kann die Investorengruppe zusätzlich zum bestehenden Restaurant im Berghaus Eggli einen Privatclub realisieren.

Die BDG sind einer der wichtigen Wirtschaftsmotoren der Region. Sie betreiben Bergbahnen im Obersimmental und im Saanenland im Gebiet zwischen Zweisimmen und Gstaad. Das Saanenland gilt als Nobelferienregion. Vor allem das Dorf Gstaad lockt seit Jahren gutbetuchte Feriengäste an.

 

Artikel von: sda/vn
Artikelbild: © Ursula Perreten – shutterstock.com

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