Lagerkennzahlen, die Sie kennen und auswerten sollten
VON Christian Praetorius Organisation
Um betriebe Zustände, Vorgänge und Leistungen zu bewerten und zu vergleichen, werden Kennzahlen genutzt. Dabei lassen sich absolute und Verhältniszahlen unterscheiden – bei letzteren werden mehrere absolute Zahlen miteinander ins Verhältnis gesetzt, um so eine höhere Aussagekraft zu erzielen.
Dennoch haben auch absolute Lagerkennzahlen für sich betrachtet ihre Berechtigung, zudem dienen sie als Ausgangsbasis für die Berechnung von Verhältniszahlen. Daher muss ihre Ermittlung korrekt und bei periodischer Auswertung jeweils unter gleichen Rahmenbedingungen erfolgen.
Was kostet die Lagerung? – Lagerkostensatz
Diese Kennzahl setzt die Lagerkosten in Relation zum durchschnittlichen Lagerbestand und gibt Auskunft darüber, in welchen Verhältnis Lagerwert und Lagerkosten stehen. Ziel sollte ein möglichst geringer Lagerkostensatz sein, steigt dieser Wert, weist das hingegen auf eine ungünstige Kostenentwicklung hin und sollte genauer analysiert werden.
Alles sofort lieferbar? – Lieferbereitschaft
Eine Lieferbereitschaft von 100 % ist besonders bei breiten oder tiefen Sortimenten kaum dauerhaft zu erreichen und erhöht in diesem Fall überproportional die Handlings- und Lagerkosten. Auf der anderen Seite kann eine geringe Lieferbereitschaft zu Kundenärger und Stornierungen von Aufträgen führen, daher muss jeweils ein wirtschaftlicher Mittelweg gefunden werden.
Wie oft dreht sich der Lagerbestand? – Umschlaghäufigkeit
Der Lagerumschlag ist eine wichtige Kennzahl, die Auskunft darüber gibt, wie oft das gelagerte Material im Verlauf des Betrachtungszeitraumes (in der Regel ein Jahr, bei schnelldrehenden Artikeln kann dieser auch kürzer sein) komplett abverkauft und neu beschafft wurde. Je geringer die Umschlaghäufigkeit, desto höher ist die Kapitalbindung im Lager – ein Anzeichen für eine geringe Wirtschaftlichkeit im Lager.
Wie lange reichen die Vorräte? – Reichweite
Die Lagerreichweite gibt Auskunft über die Versorgungssicherheit mit Lagermaterialien, also darüber, wie lange die Produktions- oder Kundenbelieferung aus den eigenen Vorräten bedient werden können. Um eine Reichweiten-Vorschau zu ermöglichen, kann die Formel um die bereits im System erfassten, offenen Bestellungen erweitert werden: durchschnittlicher Lagerbestand + offene Bestellungen / geplanter Verbrauch.
Eine sich verringernde Reichweite ist ein Hinweis auf eine sich verändernde Nachschubversorgung, dieses kann an Liefer- oder Produktionsengpässen liegen oder an einer falschen Disposition. Wenn sich die Reichweite hingegen erhöht, kann das ein Hinweis darauf sein, dass sich die Auftragssituation verändert, hier muss genau darauf geachtet werden, dass durch weitere Einkäufe oder Produktion keine Überbestände aufgebaut werden.
Wie gut arbeiten wir? – Produktivität
Je nachdem, welche Bezugsgrössen gewählt werden, kann eine Leistungsproduktivität (Aufträge pro Mitarbeiter) oder eine Kostenproduktivität (Kosten pro Leistungsstunde) berechnet werden. Die Produktivität ist eine der wichtigsten Kennzahlen für die Steuerung der Lagermitarbeiter und wird oft als Basis für Prämien oder Leistungslöhne eingesetzt.
Fazit:
Kennzahlen sind wichtige Steuer- und Planungsgrössen im Lager, um Leistungen zu messen und Schieflagen frühzeitig zu erkennen.
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