b24-Wochenrückblick: Auswirkungen des starken Franken, FIFA-Skandal und ein Hinweis auf das iCar

In der Schweizer Diskussion geht es nach wie vor um die Auswirkungen des starken Franken. Das Bruttoinlandsprodukt der Schweiz ist im ersten Quartal 2015 leicht gesunken, das Seco hält jedoch an seinen bisherigen Konjunkturprognosen fest.

Die Economiesuisse will angesichts des Franken-Hochs die Unternehmen durch den Abbau von Regulierungen entlasten. Eine Stellungnahme von SNB-Präsident Thomas Jordan lässt erwarten, dass weitere Zinssenkungen zumindest kurzfristig eher unwahrscheinlich sind.

DIE Nachricht der Woche war vermutlich der Korruptionsskandal bei der FIFA, der mit den Verhaftungen in Zürich sehr wahrscheinlich noch nicht zu Ende ist. Griechenland geht in eine entscheidende Woche – eine Lösung ist inzwischen überfällig, jedoch immer noch nicht absehbar. Ein hochrangiger Apple-Manager schürte auf einer Konferenz Vermutungen, dass irgendwann das iCar kommt.

Das Schweizer BIP geht leicht zurück


Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Schweiz vom 1. Quartal 2014 bis zum 1. Quartal 2015 (in Milliarden CHF)
Bruttoinlandsprodukt (BIP) in der Schweiz vom 1. Quartal 2014 bis zum 1. Quartal 2015 (in Milliarden CHF) (Bild: © Statista)

Die wirtschaftlichen Folgen des starken Franken sind seit Mitte Januar 2015 ein Dauerthema. In der vergangenen Woche hat das Staatssekretariat für Wirtschaft (Seco) neue Zahlen vorgelegt. Das Bruttoinlandsprodukt (BIP) der Schweiz ist demnach im ersten Quartal 2015 um 0,2 % zurückgegangen.

Auf den ersten Blick ist dieser Rückgang nicht dramatisch. Allerdings hatten die Seco-Analysten damit gerechnet, dass sich das Frankenhoch frühestens im zweiten Quartal als Wachstumsbremse auswirken würde. Im letzten Quartal 2014 wies die Schweizer Wirtschaft im Vergleich zum Vorjahr mit einem Plus von 1,1 % noch eine solide Wachstumsrate auf. Gleichzeitig ist das BIP der Schweiz zum ersten Mal seit dem dritten Quartal 2011 gesunken – das damalige Frankenhoch wirkte sich ebenfalls als Wachstumsbremse aus. Die Konjunkturforscher der ETH Zürich hatten schon vor einiger Zeit vorausgesagt, dass das erste Quartal zum Ausgangspunkt einer „technischen Rezession“ für die Schweizer Wirtschaft werden könnte.

Konsumausgaben und Ausrüstungsinvestitionen wirken stabilisierend

Unter dem starken Franken leidet naturgemäss insbesondere der Aussenhandel. Die Schweizer Exporte sanken um 2,3 %. Die Preise im Exportgeschäft sind um 2,5 % zurückgegangen, was auf einen erhöhten Margendruck verweist. Betroffen sind nahezu alle exportorientierten produzierenden Sektoren. Dagegen legten die Exporte von Dienstleistungen deutlich zu. Auch die Importe in die Schweiz zeigen einen positiven Trend.


Die Konsumfreude der Schweizer Bürger ist ungebrochen.
Die Konsumfreude der Schweizer Bürger ist ungebrochen. (Bild: © Jürgen Fälchle – Shutterstock)

Stabilisierend wirkt dagegen die ungebrochene Konsumfreude der Schweizerinnen und Schweizer. Die Konsumausgaben der privaten Haushalte sind im ersten Quartal um 0,5 % gestiegen. Dazu beigetragen haben sinkende Detailhandelspreise, die wachsende Kaufkraft durch das Frankenhoch – unter anderem durch Einkäufe in den Nachbarländern –, jedoch auch steigende Gesundheitskosten. Auch die Investitionen Schweizer Unternehmen in Ausrüstungen liegen mit 0,5 % im Plus, sind damit jedoch trotzdem niedriger als in den Vorquartalen. Wachstumsimpulse gingen im vergangenen Quartal ausschliesslich vom Baugewerbe sowie vom Gesundheitssektor aus.

Das Seco bleibt bei seiner Wachstumsprognose von 0,9 %

Trotzdem will das Seco seine im März veröffentlichte Wachstumsprognose von 0,9 % für das Gesamtjahr 2015 vorerst nicht nach unten korrigieren. Für die statistischen Berechnungen spielt dabei jedoch auch die hohe wirtschaftliche Dynamik des letzten Quartals 2014 eine Rolle – wenn die Schweizer Wirtschaft für einige Zeit auf diesem Niveau verharren würde, ergäbe sich daraus de facto immer noch ein relevantes Wachstum. Ausserdem erscheine der Frankenschock handelsgewichtet nicht so gross wie ursprünglich angenommen – anhand der Gewichtung nach den hauptsächlichen Absatzmärkten habe die Aufwertung des Franken zwischen Januar und April 2015 etwa 9 % betragen.

Allerdings beruhen die Seco-Prognosen bisher auf einem durchschnittlichen Euro-Franken-Wechselkurs von CHF 1,10, was in der Praxis wenig realistisch erscheint. Besonders problematisch bleibt bis auf Weiteres die Kombination aus starkem Franken, Wachstumsschwäche und anhaltender wirtschaftspolitischer Unsicherheit durch die ausstehende Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative. Das Lausanner IMD-Institut hat die Schweiz in ihrem aktuellen Ranking der wettbewerbsfähigsten Länder jedenfalls zurückgestuft.

Economiesuisse -Massnahmenkatalog gegen die Auswirkungen des Frankenhochs

Der Wirtschaftsdachverband Economiesuisse hat am Mittwoch einen eigenen Massnahmenkatalog gegen die Auswirkungen des starken Franken publiziert, bei dem es vor allem um den Abbau von insgesamt 40 Regulierungen des Wirtschaftslebens geht. Economiesuisse-Chefökonom Rudolf Minsch verspricht sich davon zwar keinen grossen Wurf, jedoch immerhin eine spürbare Entlastung der Unternehmen, die für diese derzeit wichtig sei.

Zinspolitik der SNB: Warteschleife und Sorgen um den Hypothekenmarkt

Auch der Präsident der Schweizerischen Nationalbank (SNB), Thomas Jordan, hat sich in dieser Woche wieder öffentlich zu Wort gemeldet. In einem Gespräch mit Lesern der „Schweiz am Sonntag“ ging es vor allem um den Negativzins der SNB. Jordan erklärte, dass die Notenbank mit ihrem Leitzins von –0,75 % schon „recht weit gegangen“ sei und jetzt erst einmal abwarte, welche Wirkungen sich daraus ergeben. Die Zinssenkung stand ebenfalls in direktem Zusammenhang mit dem Frankenhoch.

Die SNB gehe jedoch davon aus, dass die Zinsen in den USA und in Europa in absehbarer Zukunft wieder steigen. In diesem Zusammenhang warnte Jordan vor den Auswirkungen von Zinsänderungen auf den Hypothekenmarkt. Banken, Darlehensnehmer sowie die Immobilienbranche müssten darauf vorbereitet und zur Bewältigung der Folgen von Zinserhöhungen oder sinkenden Immobilienpreisen in der Lage sein. Deutlich machte Jordan ausserdem, dass es für die Privatbanken keine Ausnahme von den negativen Zinsen geben werde.

Korruption und Beharrungsvermögen bei der FIFA

Am vergangenen Mittwoch wurden in Zürich unmittelbar vor dem Jahreskongress der FIFA mehrere Top-Funktionäre des Weltfussballverbandes wegen Korruptionsverdacht verhaftet. Seit dem Beginn der 1990er-Jahre sollen mehr als 150 Millionen US-Dollar an Bestechungsgeldern geflossen sein. Der Wiederwahl von FIFA-Präsident Joseph Blatter stand der Skandal offensichtlich nicht im Wege. Einen Tag nach seiner Bestätigung im Amt gab sich der 79-Jährige unbeeindruckt. In einer Pressekonferenz liess er einen Tag später wissen, dass er die Untersuchungen für rechtens halte, solange sie in Übereinstimmung mit dem Völkerrecht stehen. Für seine eigene Person hegt der 79-jährige keine Sorge. Im Hinblick auf die Verhafteten, die allerdings aus seinem unmittelbaren Umfeld stammen, gehe er davon aus, dass es sich dabei um Einzeltäter handle.



Wenige Stunden zuvor hatte Blatter den europäischen Fussballverband UEFA sowie die US-amerikanischen Justizbehörden noch mit scharfen Worten angegriffen. Der UEFA attestierte er in diesem Kontext „Hass“, da die Organisation seine Wahl zum FIFA-Präsidenten im Jahr 1998 nicht verstanden habe. Zum offiziellen Pressetermin hiess es dann, dass er sich mit UEFA-Präsident Michel Platini geeinigt habe und sich die beiden Verbände gegenseitig brauchten. Ob diese Einigung von Dauer ist, darf allerdings bezweifelt werden. Nachdem Blatter bereits geäussert hatte, dass er vergebe, jedoch nicht vergesse, äusserte er in einem Interview mit der Zeitung „Sonntagsblick“ über Platini sowie den DFB-Präsidenten Wolfgang Niersbach nicht viel mehr als offenen Spott.

Behördlicherseits müssen Blatter und die FIFA mit weiterem Ärger rechnen. Steve Weber, der Chefermittler der US-Steuerbehörde, sagte der „New York Times“, dass gegen „weitere Personen und Organisationen“ ermittelt werde und er „ziemlich sicher“ sei, dass weitere Anklagen folgen werden. Offen liess er jedoch, um wen es sich dabei handelt und ob auch Blatter zu den Verdächtigen gehört.

Zitterpartie für Griechenland und die EU

Die Zukunft Griechenlands war in den letzten Wochen ein internationales Dauerthema – der Countdown läuft inzwischen immer schneller. Ende dieser Woche wird eine weitere Zahlung an den Internationalen Währungsfonds (IWF) in Höhe von 300 Millionen US-Dollar fällig. Ob sie erfolgt, ob Athen beantragt, seinen Schuldendienst an den IWF zu bündeln und damit bis zum Monatsende Zeit zu gewinnen, ob „die Institutionen“ in letzter Minute zahlen oder das griechische Kartenhaus in sich zusammenfällt – dies alles ist bisher völlig offen.

EU-Kommissionspräsident Jean-Claude Juncker erklärte nach dem EU-Gipfel in Riga, dass die erste Juni-Woche dafür entscheidend sei, ob der Krisenstaat mit weiteren Hilfen kalkulieren kann. Voraussetzung dafür ist die Zusage umfassender Reformen – an erster Stelle stehen aus EU-Sicht Veränderungen des Rentensystems und des Arbeitsmarktes sowie grössere Anstrengungen bei der Privatisierung. Die Vertreter der EU, des IWF und Griechenlands tagten – wieder einmal ergebnislos – bis zum späten Samstagabend. Die griechischen Bürger bringen unterdessen durch Bargeldabhebungen von ihren Konten die griechischen Banken in Bedrängnis, deren Einlagen inzwischen auf den niedrigsten Stand seit über zehn Jahren gesunken sind.

Arbeitet Apple an einem iCar?

In Medienberichten wurde bereits mehrfach kolportiert, dass bei Apple ein etwa 1000 Mitarbeiter starkes Team an der Entwicklung eines Elektroautos arbeite, das im Jahr 2020 erscheinen könnte. Am vergangenen Donnerstag schürte erstmals ein hochrangiger Apple-Manager persönlich die Gerüchte. Auf einer Konferenz des Technologie-Blogs Recode erklärte Apple-Vizepräsident Jeff Williams, der für das operative Geschäft des Technologiekonzerns zuständig ist, dass das Auto schliesslich das „ultimative Mobilgerät“ sei, Apple daneben jedoch auch eine Menge anderer Märkte prüfe. Vor zwei Jahren hatte Apple-Chef Tim Cook auf der gleichen Konferenz erwähnt, dass sein Haus sich für „Geräte am Handgelenk“ interessiere, und damit einen ersten Hinweis auf die iWatch gegeben, die in diesem Jahr erschienen ist.



Dass es bei den IT-Giganten immer stärker um die Positionierung in Zukunftsmärkten geht, wurde auch auf der Google-Entwicklerkonferenz in San Francisco deutlich. Mit fast allen vorgestellten Neuheiten zielt Google direkt auf seinen Erzrivalen Apple ab. In diesem Jahr ging es dabei vor allem um eine neue Generation von Softwarelösungen, die auch für private Anwender einen Zugang zum „Internet der Dinge“ schaffen.

 

Oberstes Bild: © Eisenhans – Shutterstock

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