„Fühlen Sie sich frei!“ - So wecken Sie kreatives Potenzial

Eigenständiges Arbeiten in Netzwerken. Erkennen von Zusammenhängen. Knüpfen sinnvoller Kontakte, die Sie weiter bringen. Auf dem Weg zum Erfolg spielen die sogenannten „weichen Faktoren“ eine – wenn nicht die – wesentliche Rolle.

Aber wie kommen wir dazu, diese Fähigkeiten zu entwickeln? Und: Wie geben wir sie weiter?

Unlängst auf einer Fachmesse für Personalmanagement. An bunten Ständen machen nette Menschen auf ihre Angebote aufmerksam. Dabei ist alles vertreten, was Rang und Namen hat … oder sich noch erwerben möchte. Ein Eldorado für Netzwerker.

Unterhaltsam, inspirierend, informativ: In seinem Blog schreibt Michael Defranceschi darüber, warum motivierte Mitarbeiter so gefährlich sind, wie man Change Management berechnen kann und woran man einen guten Coach erkennt.

Vom bescheidenen Einzelkämpfer in Gesundheits-Schuhen vor schlichtestem Plakat bis zur durchgestylten Truppe mit Multimedia-Vorführung ist alles dabei. Inklusive Show-Einlagen, Gratis-Getränken, Schoko-Herzen und allen möglichen Give-aways.

Alles dabei ist auch besucherseitig: Vom Rucksack-tragenden Uni-Absolventen – Sozialwissenschaften vermutlich – bis zur toughen Business-Lady. Vom rolextragenden Silberhaar bis zur quirligen Assistentin aus dem Personalbüro.

Ein Eldorado – wie gesagt – für Netzwerker. Zumindest für diejenigen, die sich in genau diesem Umfeld wohl fühlen und mit ihrer Zielgruppe in Kontakt treten können.

Es ist, was es ist.

Gerhard ist Geschäftsführer einer kleinen Personalberatung. Für ihn arbeiten neben seiner Sekretariatsmitarbeiterin inzwischen auch drei Freelancer mit speziellen Branchenkenntnissen. So sieht er sich gut aufgestellt und eingebettet in ein funktionierendes Netzwerk, das ihn mit allem Nötigen versorgt: Mit offenen Stellen…und mit geeigneten Kandidatinnen und Kandidaten.

Auf einer Messe würde er sich nie präsentieren. Allzu schnell ziehen die Besucherströme dort vorbei. Was ihn von den siebzehn anderen Anbietern in seiner Region unterscheidet und weshalb gerade ihm der erforderliche Vertrauensvorschuss gegeben werden sollte – das alles hat er sich schon viele Male überlegt. Zweimal schon hat er auch eine Marketing-Agentur damit beauftragt, mit ihm seinen „USP“ herauszuarbeiten. Flyer hat er auch gedruckt.

Aber irgendwie kommt er auf diesem für ihn schlüpfrigen Messe-Parkett nicht in die Gänge. Er funktioniert einfach besser im gut vorbereiteten persönlichen Kontakt. Will seine Leistungsfähigkeit in der konkreten Zusammenarbeit unter Beweis stellen. Und weiss, dass er so auch weiterempfohlen wird.

Lange hat es gedauert, bis er das wirklich verstanden und akzeptiert hatte. Seitdem läuft das Geschäft.

Fühlen Sie sich frei!

Anfangs war das noch gar nicht so einfach. Den ersten Auftrag hätte er beinahe in den Sand gesetzt. „Sie machten am Telefon nicht den Eindruck, als hätten Sie sich über unsere Anfrage besonders gefreut“ – meinte die Personalmanagerin im Erstgespräch, zu dem er dann doch eingeladen worden war.

Da hatte er zunächst geschluckt, sich dann entschieden, der Sache in einem Coaching auf den Grund zu gehen.

„Fühlen Sie sich frei!“ – sei der Schlüsselsatz gewesen, meinte er später. In welchem Zusammenhang der Satz tatsächlich gefallen sei, konnte er nicht mehr sagen – aber er liess ihn nicht mehr los. Er erinnerte sich daran in Karrieregesprächen, während Präsentationen vor Kunden.

Es wurde für ihn so etwas wie eine Orientierungshilfe bei schwierigen Entscheidungen. Und er begann, dieses Empfinden von Freiheit zu seiner persönlichen Richtschnur zu machen. Und dabei ging er beileibe nicht zimperlich mit sich selbst um.

„Wenn du einen Kandidaten ansprichst, musst du dich dabei völlig frei fühlen!“ – diesen Satz haben auch seine Freelancer inzwischen verstanden.


Eigenständiges Arbeiten in Netzwerken. (Bild: © Monkey Business Images – shutterstock.com)

Neue Wege

Neue Wege zum Kunden zu entdecken ist auch für Hilde eine tagtägliche Herausforderung. Obwohl sie ihren Beruf als Vertriebsmitarbeiterin einer etablierten Versicherung seit mehreren Jahren erfolgreich ausübt, kann und will sie sich nicht auf die Betreuung der erarbeiteten Verträge beschränken.

Welche neuen Produkte können wir anbieten? Für welche meiner Bestandskunden könnte das interessant sein? Und wie kann ich meinen Kundenstamm erweitern? – Fragen wie diese stehen auch in ihrem Geschäft auf der Tagesordnung.

Ihr Gebietsleiter Moritz ist ein feiner Kerl. Aber in der Sache kann er ziemlich unnachgiebig sein. Allzu gut kennt er die Stärken und Schwächen seiner Mitarbeiterin – und fordert sie immer wieder zu Höchstleistungen heraus.

Gleich in den ersten Monaten ihrer Zusammenarbeit waren sie ordentlich aneinander geraten. Um ihre Zeiteinteilung war es damals gegangen – und sie wollte sich hier partout nicht dreinreden lassen.

Als sie mit ihren Zielen über Wochen nicht wirklich weiterkam und inzwischen auch gesundheitlich ziemlich angeschlagen war, hatte sie sich die Argumente von Moritz mal wirklich angehört. Sie hatten sich darauf geeinigt, dass Hilde bei der Planung ihrer Termine für 3 Wochen eng mit Moritz zusammen arbeiten werde.

Danach war das Thema gegessen.

Hilde hatte in diesen drei Wochen mit deutlich weniger Aufwand viel mehr erreicht. Es ging ihr auch gesundheitlich und persönlich besser. Sie hatte sich ein paar kleinere Kniffe von Moritz abgeschaut – nichts wirklich Weltbewegendes: dass sie täglich zuerst die ihr unangenehmen Aufgaben hinter sich bringt. Dass sie sich störungsfreie Zeitfenster für die effiziente Erledigung administrativer Aufgaben schafft. Dass sie kleine Inseln der Entspannung in ihren Arbeitsalltag einbaut.

Vielleicht war es einfach nur Glück, dass sie damals auf Moritz gehört hatte. Jedenfalls ist dadurch enorm viel Freiheit entstanden, von der sie heute noch profitiert.

Die Führungskraft als Co-Pilot.

Moritz sah das anfangs ähnlich – das mit dem „Vielleicht war es einfach nur Glück“.

Inzwischen hat er daraus ein regelrechtes Einschulungsprogramm entwickelt. Er hatte bei seinem Vorgänger noch klare Vorgaben und Wochenziele erlebt – damals war hier nicht lange gefackelt worden: Wer die Leistung nicht erbringt, taugt einfach nicht für den Job. So war die gängige Meinung zum Thema.

Hilde war gerade zu der Zeit ins Team gekommen, als es schwieriger geworden war, passende neue Mitarbeiter zu bekommen. Da war dann plötzlich die Rede von Fluktuationskosten und von nicht mehr ausreichend betreuten Kundenstämmen. Irgendwie hatte die Stimmung in dieser Zeit langsam umgeschlagen und man hatte begonnen, mit Mitarbeitern individueller umzugehen.

Moritz hatte sich dann angewöhnt, gerade in den ersten Monaten besonders auf die Eigenheiten der Neuen zu achten. Und es hatte ihm im Lauf der Zeit immer mehr Vergnügen bereitet, mit diesen Rohdiamanten zu arbeiten.



Er hatte beobachtet, wie sich Menschen ganz anders engagierten, wenn er ihnen mehr Freiräume liess und ihre Vorlieben und Schrullen akzeptierte. Er hatte erkannt, dass das Team bunter geworden war. Dass unterschiedliche Persönlichkeiten Zugang zu ganz anderen Zielgruppen fanden und auch mit anderen Produktgruppen erfolgreich werden konnten.

Unterhaltsam, inspirierend, informativ: In seinem Blog schreibt Michael Defranceschi darüber, warum motivierte Mitarbeiter so gefährlich sind, wie man Change Management berechnen kann und woran man einen guten Coach erkennt.

Seit langem ist er auch für Moritz zu so etwas wie einem Leitsatz geworden: „Fühlen Sie sich frei!“

 

Oberstes Bild: © Monkey Business Images – shutterstock.com

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Mehr zu Michael A. Defranceschi

beschäftigt sich seit über 20 Jahren mit dem Themenbereich „Mensch und Leistung“, seit 2005 als selbständiger Trainer, Berater und Coach.
Als nach internationalem Standard zertifizierter Business Coach und Business Trainer ist er Mitglied der Expertsgroup Wirtschaftstraining & Coaching.

Der von ihm entwickelte softwarebasierte Beratungsansatz Quod.X® - Fact Based Company Coaching zeichnet sich aus durch hohe Effizienz bei minimalem Zeitaufwand und bewährt sich insbesondere in der Teamentwicklung im Dienstleistungsbereich.

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