Was ist unter Unternehmensstrategie zu verstehen?

Diese Frage klingt zunächst wahrscheinlich sehr simpel und es scheint, sie wäre leicht zu beantworten. Die Realität zeigt allerdings, dass es keine konkrete Definition von Strategie bzw. Unternehmensstrategie gibt.

Viele Menschen haben verschiedene Meinungen, was mir in diesem Zusammenhang zu kompliziert und sogar unnötig vorkommt, deshalb möchte ich mich in diesem Artikel auf das Wesentliche konzentrieren. Dennoch sollten einmal zwei verschiedene Sichtweisen betrachtet werden.

Sehr interessant ist die Geschichte des Begriffs der Strategie. Vielleicht lassen sich aus dessen Herkunft Rückschlüsse auf eine genaue Definition ziehen.

Das Wort Strategie leitet sich aus zwei griechischen Begriffen ab: „Stratos“ (das Heer) und „Agein“ (führen). „Strategos“ bezeichnete den General, der das Heer damals führte.

Wenn wir nun den Wettbewerb als Krieg ansehen, in welchem die Mitarbeiter bzw. die Ressourcen des Unternehmens das Heer darstellen, können wir durchaus ableiten, dass die (Unternehmens-)Strategie bzw. der Geschäftsführer das Unternehmen bestimmt. Nun hoffe ich, dass Letzterer seine Mitarbeiter nicht mit einem militärischen Drill führt, diese Herleitung passt aber insgesamt recht gut.

Doch wie sieht eine Strategie konkret aus – und vor allem – was ist eine Unternehmensstrategie?

Unternehmensstrategie – was ist das?

Hiermit haben sich zahlreiche Experten beschäftigt und es gibt viele verschiedene Meinungen dazu, was genau Unternehmensstrategie bedeutet. In diesem Beitrag möchte ich mich jedoch auf die beiden bekanntesten und verbreitetsten Auslegungen des Begriffs Strategie konzentrieren.

Das klassische Strategieverständnis

Die klassische Version versteht unter einer Strategie ein geplantes Massnahmenpaket eines Unternehmens zur Erreichung seiner langfristigen Ziele. Des Weiteren sind Strategien das Ergebnis formaler und rationaler Planungen.

Laut des klassischen Strategieverständnisses zeichnen sich Unternehmensstrategien durch eine Reihe weiterer Merkmale aus.

Strategien im hierarchischen Konstrukt

Einerseits stehen Strategien in einem hierarchischen Verhältnis zu den anderen Bereichen des strategischen Managements wie z. B. der Unternehmensmission, den Unternehmenszielen etc.

In der folgenden Infografik ist das hierarchische Konstrukt dargestellt:


Infografik: Strategien im hierarchischen Konstrukt (Bild: my-business-blog.de)

An oberster Stelle findet sich die Unternehmensmission, die eine generelle Sichtweise darauf gibt, wohin sich das Unternehmen langfristig entwickeln soll.

Strategische Ziele sind Vorgaben, welche die Unternehmensmission konkretisieren sollen. Es folgen jene Strategien, die einen Weg darstellen, wie der Betrieb sowohl die Unternehmensmission als auch die strategischen Ziele erreichen kann.

Auf der untersten Hierarchiestufe stehen die konkreten Massnahmen, welche sich aus der vorgegebenen Strategie ableiten lassen.

Strategien beinhalten eine Reihe miteinander verbundener Einzelentscheidungen

Strategien bestehen immer aus zahlreichen Einzelmassnahmen sowie einer Reihe von Entscheidungen, die im günstigsten Falle miteinander harmonieren und sich gegenseitig stützen.


Strategien beinhalten eine Reihe miteinander verbundener Einzelentscheidungen. (Bild: Vasin Lee – Shutterstock.com)

Strategien bestimmen die Positionierung des Unternehmens

Je nachdem, für welche Strategien sich ein Unternehmen bzw. das Management entscheidet, hat diese Wahl einen grossen Einfluss auf die Positionierung der Firma.

Strategien treffen Aussagen zur Ressourcenverteilung des Unternehmens

Firmen müssen stets versuchen, möglichst sparsam mit den verfügbaren Ressourcen umzugehen. Je nach Strategiewahl werden häufig auch die Ressourcen im Unternehmen unterschiedlich aufgeteilt.

Die Unternehmensstrategien sind letztlich immer das Ergebnis von Aushandlungsprozessen, um die begrenzten Ressourcen eines Unternehmens effektiv zu handhaben.

Das klassische Strategieverständnis definiert somit Strategie als einen eher rationalen Massnahmenkatalog. Das längerfristig ausgerichtete Handeln weist dabei die vorstehend genannten vier Merkmale auf.

Sehen wir uns einmal die andere Schule des Strategieverständnisses an.

Strategieverständnis nach Mintzberg

Mintzberg vertritt die Meinung, Strategien seien nicht unbedingt das Ergebnis formaler rationaler Planungen. In Unternehmen gebe es vielmehr ein bedeutend breiteres Spektrum von Strategietypen, die zur Anwendung kommen.

Er leitete aus seinen Beobachtungen und Forschungen fünf verschiedene Strategietypen ab:

Strategien als Denkhaltung

Tatsächlich finden sich Strategien häufig als innere Denkweise in den Köpfen des Managements. Sie werden weder schriftlich festgehalten noch deutlich kommuniziert. Diese innere gedankliche Haltung beeinflusst in hohem Masse die strategischen Entscheidungen.

Strategien als List

Pläne mit Kalkül werden häufig auch als schnelle, strategische Massnahmen angewendet. Sie sollen die anderen Wettbewerber überraschen und sind daher nicht von langer Hand geplant.

Strategien als Muster

In vielen Betrieben entsteht dieser Strategietyp, weil sich längerfristig bestimmte Abläufe unbeabsichtigt aus dem Handeln und den Entscheidungen innerhalb des Unternehmens ergeben. Diese Strategien entstehen damit eher zufällig und sind meist erst im Nachhinein als solche erkennbar.

Strategien als Pläne

Diese Rubrik kann als klassische Variante einer Strategie angeführt werden. Sie entspricht am ehesten den allgemeinen Vorstellungen vom Strategieverständnis und beschreibt Pläne, die aktiv und in einer formalen rationalen Planung entwickelt werden.

Strategien als Positionierungen

Strategien können sich teilweise durchaus auf die Positionierung eines Unternehmens auswirken. Diese entsteht häufig durch eine gewissenhafte Planung, sie kann aber auch spontan erfolgen, zum Beispiel, wenn am Markt eine Nische frei wird.

Laut Mintzberg ergeben sich aus diesen fünf Strategietypen drei Kategorien von Strategien:

  • Geplante und beabsichtigte Strategien, die eine Firma realisiert. (laut Mintzberg eher selten zu finden)
  • Beabsichtigte Strategien, die wieder verworfen werden, weil sie sich nicht realisieren lassen
  • Unbeabsichtigte, aber realisierte Strategien, die sich eher zufällig ergeben haben


Formale Definition des Strategiebegriffs

Wir wissen jetzt zwar eine Menge über die verschiedenen Theorien – mir persönlich hat allerdings der formale Strategiebegriff bisher am meisten weitergeholfen:

Eine Unternehmensstrategie ist die grundsätzliche, langfristig angelegte Verhaltensweise eines Unternehmens und wichtiger Teilbereiche gegenüber der unternehmerischen Umwelt zur Verwirklichung langfristiger Ziele.

Eine Strategie trifft Aussagen für folgende Firmengebiete:

  • Tätigkeitsbereich
  • Wettbewerbsvorteile des Betriebes
  • Notwendige Ressourcen für die Realisierung der Strategie
  • Synergieeffekte, welche durch die Strategie erzeugt werden sollen

 

Originalartikel erschienen auf my-business-blog.de
Oberstes Bild: © Shawn Hempel – shutterstock.com

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Mehr zu Andreas Langa

Ich bin junger Unternehmensberater und blogge auf meinem Fachblog my-business-blog.de über Themen wie Marketing, Unternehmensführung & -gründung sowie strategisches Management.

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