Der Business24 Wochenrückblick – Börsentrend und Krisen-Dauerbrenner

In der Schweiz ging in der dritten Februarwoche alles „seinen gewohnten Gang“ – angesichts der Krisen und Probleme in vielen Ländern ist eine solche Feststellung fast schon ein Luxus und belegt einmal mehr die politische und wirtschaftliche Stabilität der Eidgenossenschaft.

Bereits in den ersten beiden Februarwochen zeigte die Schweizer Börse nach einem kurzzeitigen Einbruch im Umfeld der Freigabe des Frankenkurses wieder einen klaren Aufwärtstrend, die positive Entwicklung auf dem Aktienmarkt setzte sich auch in der vergangenen Woche fort. Im Steuerstreit mit Italien konnte die Schweiz einen Etappenerfolg erzielen. Zwar ist das Franken-Hoch derzeit ein bestimmendes Moment im Wirtschaftsleben, wirft jedoch auch die meisten KMU vorerst nicht aus der Bahn.

Die zentralen internationalen Themen waren auch in der vergangenen Woche Griechenland und die Ukraine-Krise. Im Hinblick auf die Zukunft Griechenlands zeichnete sich gegen Ende der Woche zumindest eine temporäre Lösung ab.

Robuster Aufwärtstrend an der Schweizer Börse

Zwar zeigte der Swiss Market Index (SMI) in der letzten Woche einen robusten Aufwärtstrend und schloss zum Börsenschluss am Freitag mit 9’198 Zählern. Damit hatte er sich besser entwickelt als die meisten anderen Indizes in Europa, die sich allerdings ebenfalls auf Wachstumskurs befinden. Gegenüber seinem Stand vor dem „Franken-Schock“ befindet sich der SMI inzwischen nur noch mit einem Prozent im Minus. Komplett wettgemacht haben Schweizer Aktien die Verluste vom Januar 2015 allerdings noch nicht – gegenüber dem Euro-Stoxx 50, dem DAX sowie dem französischen CAC hinkt der Schweizer Index immer noch deutlich hinterher. Als Wachstumstreiber an den Börsen wirken derzeit das Anleihenkaufprogramm der EZB, der sinkende Erdölpreis sowie die niedrigen Zinsen, die auch bisher konservative Anleger dazu bringen, sich für Aktieninvestitionen zu interessieren.


In den ersten beiden Februarwochen zeigte die Schweizer Börse einen klaren Aufwärtstrend. (Bild: Lisa S. / Shutterstock.com)


Leichte Abwertung des Franken treibt den SMI

Den Papieren Schweizer Unternehmen half in der letzten Woche auch, dass der Franken gegenüber dem Euro wieder etwas an Wert verloren hat. Christian Brändli, ein Analyst der Zürcher Kantonalbank, bewertet den positiven Börsentrend angesichts der nicht eingehaltenen Waffenruhe in der Ost-Ukraine und der Griechenland-Debatte als bemerkenswert. Unter den SMI-Unternehmen belegt der Personaldienstleister Adecco mit einem Kursplus von 10,7 Prozent seit dem Jahreswechsel derzeit den Spitzenplatz. Auch die Credit Suisse verbuchte seit der Präsentation ihrer Jahreszahlen am 12. Februar deutliche Gewinne.

Steuerabkommen mit Italien: OECD-Standard für die Auskunftspflicht der Schweiz

Im Steuerstreit mit Italien gab es in einigen Punkten eine Lösung. Finanzministerin Eveline Widmer-Schlumpf und ihr italienischer Amtskollege Pier Paolo Padoan brachten am Montag vor einer Woche ein Änderungsprotokoll zum Doppelbesteuerungsabkommen unter Dach und Fach. Das Abkommen wurde durch einen Informationsaustausch nach OECD-Standard ergänzt. Italien kann künftig bei einem Verdacht auf Steuerhinterziehung Anfragen bei Schweizer Banken stellen, die neuen Regelungen sind ausserdem mit dem seit Januar 2015 geltenden italienischen Selbstanzeigeprogramm verzahnt.

Italien erhofft sich durch das Abkommen zusätzliche Steuereinnahmen, die in der italienischen Haushaltsplanung allerdings bis auf weiteres keine Rolle spielen. Nach groben Schätzungen parken italienische Staatsbürger rund 200 Milliarden Euro auf Schweizer Konten, unklar ist allerdings der Anteil, der noch nicht durch frühere Steueramnestien bereinigt wurde. Bis Mitte 2015 soll auch die Besteuerung italienischer Grenzgänger neu geregelt werden. Problematisch bleibt bis auf weiteres der Marktzutritt Schweizer Banken nach Italien. Zudem können aktuelle und künftige Vereinbarungen zwischen Bern und Rom nur unter Vorbehalt getroffen werden. Wenn die Schweiz und die EU zur Umsetzung der Masseneinwanderungsinitiative – konkret: der Personenfreizügigkeit – keine Einigung erzielen, sind nach heutigen Stand der Diskussion auch die bilateralen Verträge nicht mehr gültig.

Schweizer KMU behaupten sich trotz des starken Frankens

Nicht nur Grosskonzerne, sondern auch viele Schweizer KMU sind stark exportabhängig. Einige Firmen erwirtschaften fast ihren gesamten Umsatz ausserhalb der Schweiz, begleichen ihre Kosten jedoch grösstenteils in Franken. Unter dem Wegfall des Mindestwechselkurses zum Euro könnte ihre Wettbewerbsfähigkeit beträchtlich leiden. Wenige Tage nach der Entscheidung der Schweizerischen Nationalbank hat das Staatssekretariat für Wirtschaft wechselkursbedingte Kurzarbeit erlaubt, um Gewinneinbrüche in den Unternehmen abzufedern. Die Praxis zeigt jedoch, dass viele KMU durchaus Konzepte haben, um sich auch angesichts des Franken-Hochs wirtschaftlich zu behaupten. Entsprechende „Notfallpläne“ haben die meisten Firmen bereits während der starken Aufwertung des Frankens im Jahr 2011 entwickelt.

Der wichtigste Unterschied zum ersten Franken-Hoch besteht darin, dass derzeit die Auftragsbücher der meisten Unternehmen gut gefüllt sind. Ende 2014 waren die Kapazitäten in der Elektro-, Maschinenbau- und Metallindustrie zu 89 Prozent ausgelastet – 2010 hatte dieser Wert als Folge der Finanz- und Wirtschaftskrise zum Teil nur bei 75 Prozent gelegen. Kurzarbeit ist für die Firmen also eher kontraproduktiv. Viele KMU setzen im Gegenteil auf eine Ausweitung der Wochenarbeitszeit bei gleichem Lohn – eine Massnahme, die in der Regel auch von den Mitarbeitern mitgetragen wird. Positiv wirkt sich derzeit auch aus, dass sich viele Firmen seit der ersten Euro-Krise Strukturbereinigungen und Effizienz-Programme verordnet haben, die vorerst dafür sorgen, grössere Finanzierungslücken abzufangen.

Countdown für Griechenland – mit vorerst positivem Ausgang

Die europäische Politik war in der vergangenen Woche durch den Countdown für Griechenland geprägt. Bis zur Wochenmitte hatte die griechische Regierung die Reformauflagen der EU als Bedingung für die Fortführung des europäischen Hilfsprogramms noch kategorisch abgelehnt. Das aktuelle Programm wäre am 28. Februar 2014 ausgelaufen, durch seine Einstellung hätte dem südeuropäischen Krisenland in absehbarer Zeit die Zahlungsunfähigkeit gedroht, auch der Ausstieg Griechenlands aus dem Euro – der sogenannte „Grexit“ – wäre ein sehr realistisches Szenario geworden. Eine Einigung erfolgte am vergangenen Freitag quasi in letzter Minute. Griechenland hat inzwischen eine Fortführung des Programms für vier Monate beantragt und seinen EU-Partnern eine eigene Reformliste übermittelt. Die EU-Finanzminister haben inzwischen ihre Zustimmung gegeben, halten allerdings ebenso wie IWF-Chefin Christine Lagarde die griechische Reformliste noch für überarbeitungsbedürftig.



Scheitert der Friedensprozess in der Ukraine?

Der für Europa gefährlichste Krisenherd ist derzeit die Ukraine. Das Minsker Friedensabkommen zwischen der Regierung in Kiew und den ostukrainischen Separatisten wird bislang nur zögernd umgesetzt, auch die vereinbarte Waffenruhe wurde zum Teil massiv verletzt. Die Schlacht um die strategisch wichtige Stadt Debalzewe gewannen Mitte letzter Woche – eine knappe Woche nach dem Inkrafttreten der Waffenruhe – schliesslich die Rebellen. Ob der bewaffnete Konflikt in der Ukraine beigelegt werden kann, ist bisher völlig offen. Absehbar ist allerdings, dass die europäische und internationale Unterstützung für die Ukraine nicht bei der Umsetzung des Minsk-II-Abkommen stehenbleiben darf. Das Land benötigt dringend Hilfe bei wirtschaftlichen und politischen Reformen. Der Preis für ein Misslingen wäre hoch: ein gescheiterter Staat direkt vor der Aussengrenze der EU.

Ein Treffen der Aussenminister Deutschlands, Frankreichs, Russland und der Ukraine am Dienstag dieser Woche in Paris brachte abgesehen von einem gemeinsamen Aufruf an die Konfliktparteien, das Minsk-II-Abkommen umzusetzen und den Waffenstillstand einzuhalten sowie Vereinbarungen über die Verlängerung des OSZE-Beobachtermandats in der Ukraine wenig Neues. Die USA erwägen mittlerweile Waffenlieferungen an die ukrainische Regierung.

 

Oberstes Bild: In der Schweiz ging in der dritten Februarwoche alles „seinen gewohnten Gang“. (© argus / Shutterstock.com)

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