Time-off: Wie Sabbaticals Ihre Karriere zünden

Wie erfolgreich oder befriedigend eine Karriere sich auch entwickelt – fast alle Arbeitnehmer kommen mal an einen Moment, an dem sie sich die Fragen stellen: „Will ich so weitermachen? Sehe ich mich an diesem Arbeitsplatz, mit diesen Projekten auch noch in 15 Jahren?

Wie könnte ich meine vielen anderen Interessen mit meinem jetzigen Aufgabenfeld in Einklang bringen? Ist eine gerade Karriere wirklich ein Wert an sich? Oder will ich noch einmal etwas völlig Neues ausprobieren?“

Klar ist: Um diese Entscheidungen zu treffen, braucht es Abstand – und zwar häufig mehr als nur dreiwöchige Ferien. Sei es, um sich in einem anderen Arbeitsfeld auszuprobieren oder einem sozialen Engagement nachzugehen, sei es, um eine frische Perspektive auf die eigene Tätigkeit zu gewinnen, mit der es sich danach neu motiviert und frei vom Dauerstress einsteigen lässt: Manchmal ist der Moment für eine längere Auszeit gekommen. Doch wie lässt sich diese so risikofrei wie möglich umsetzen? Wir geben einen Überblick, wann ein Sabbatical die richtige Lösung ist und wie Sie es nachhaltig gestalten.

Die Chance nutzen ohne existenzielles Risiko

Sabbaticals sind sinnvoll, wenn eine Tätigkeit zwar generell befriedigt, man aber zeitnah nochmals die Gelegenheit haben möchte, sich weiterzubilden oder einen lange gehegten Traum zu erfüllen (wie etwa ehrenamtliche Arbeit auf einem anderen Kontinent). Sie dauern meist zwischen drei und zwölf Monaten. Allerdings: Weder in der Schweiz noch in Deutschland haben Arbeitnehmer ein gesetzliches Anrecht auf eine solche Arbeitspause– sie will also gut verhandelt sein.

Nimmt der Arbeitnehmer ein Sabbatical, so wird vom Unternehmer meist die Rückkehr innerhalb einer bestimmten Zeitspanne erwartet – und der Arbeitsplatz auch arbeitsrechtlich entsprechend abgesichert. Wie die Konditionen der Abwesenheit aussehen, ist Verhandlungssache. In einigen Unternehmen existieren bereits Sabbatical-Programme. Dort können die Personalabteilungen über die Bedingungen wie eventuelle (reduzierte) Lohnfortzahlung, Krankenversicherung, Erhalt der Pensionskasse etc. beraten.

Aber auch wenn Sabbaticals kein Firmenstandard sind, können sie doch individuell zwischen Mitarbeiter und Vorgesetzten vereinbart werden. Hier kommt es essenziell auf die entsprechende Argumentation an. Am ehesten ist ein Entgegenkommen zu erwarten, wenn die in der Auszeit hinzuerworbenen Kompetenzen später spürbar dem Unternehmen zugutekommen – etwa indem ein akademischer Titel oder eine andere Zusatzqualifikation erworben wird.

Aber auch ein soziales Engagement kann als sinnstiftend kommuniziert werden. Für immer mehr Unternehmen wird es wichtig, eine Balance zwischen wirtschaftlichem Erfolg und ethischem Handeln zu finden. Mitarbeiter, die entsprechende Erfahrung mitbringen und sich selbst bewusst in diesem Spannungsfeld positioniert haben, können anschliessend etwa ein entsprechendes Sponsoringprogramm im Unternehmen aufbauen oder zur Corporate-Social-Responsibility-Strategie beitragen. Je offensichtlicher der spätere Gewinn für den Arbeitgeber, desto besser die Verhandlungschancen.


Im besten Fall weiss Ihr Gegenüber bereits, wobei es bei dem von Ihnen erbetenen Termin geht. (Bild: © Michal Kowalski – shutterstock.com)

So gehen Sie strategisch vor

  1. Eruieren Sie die Rahmenbedingungen

Finden Sie heraus, ob jemand anders im Unternehmen schon mal ein Sabbatical genommen hat und wie die entsprechenden Erfahrungen waren – hinsichtlich weiterhin erbrachter Leistungen und der Situation bei der Rückkehr. Wie läuft das formelle Prozedere ab? Wie lang ist die maximale Dauer, für die Ihr Arbeitsplatz gesichert werden kann? Müssen Formulare ausgefüllt oder der Arbeitsvertrag erweitert werden? Wer ist während des Sabbaticals des Ansprechpartner im Betrieb, falls nötig? Gibt es die Möglichkeit, auf Wunsch früher zurückzukehren? Wer muss über die Abwesenheit informiert werden? Muss die Nachfolge eingearbeitet werden und wenn ja, wie lange? Welche Möglichkeiten zur Lohnfortzahlung gibt es? Sie können sich etwa eine längere Zeit vor Antritt der Auszeit Ihren Lohn reduzieren und sich den vom Arbeitgeber einbehaltenen Anteil in den freien Monaten auszahlen lassen.

  1. Gehen Sie gut vorbereitet in das Gespräch mit Ihrem Vorgesetzten

Im besten Fall weiss Ihr Gegenüber bereits, wobei es bei dem von Ihnen erbetenen Termin geht. Wenn Sie Ihren Vorgesetzten bereits per Mail über die Eckdaten informiert haben, können Sie das Gespräch für eine persönliche, durchdachte Begründung nutzen. Klären Sie darüber auf, wann genau Sie Ihr Sabbatical gerne nehmen würden, was Sie in dieser Zeit vorhaben, wie Sie sich die Erledigung Ihrer Aufgaben in Ihrer Abwesenheit vorgestellt haben und wer hierfür verantwortlich sein könnte. Alternativ können Sie auch vorschlagen, einen Teil Ihrer Aufgaben in einem Teilzeitpensum vom Homeoffice aus zu erledigen.

Je mehr gedankliche Vorarbeit Sie leisten, desto leichter wird es dem Management fallen, Sie gehen zu lassen. Bleiben Sie etwas flexibel, wenn es um den Zeitpunkt des Sabbaticals geht. Machen Sie keinesfalls vor diesem Termin schon feste Verpflichtungen aus, wie etwa die Teilnahme an einem Ehrenamtsprogramm oder einem Sprachkurs. Verdeutlichen Sie Ihrem Vorgesetzten von sich aus, dass Sie nicht etwa aus Unzufriedenheit mit Ihrer Arbeit eine Auszeit nehmen wollen, sondern weil Sie eine Phase der Selbstreflexion brauchen, die auch dem Unternehmen nach Ihrer Rückkehr zugutekommen wird.

  1. Gehen Sie auf Nummer sicher


Sprechen Sie persönlich mit der Personalabteilung oder dem HR-Zuständigen über die rechtlichen und finanziellen Aspekte Ihres Sabbaticals. Versuchen Sie diese so früh wie möglich abzuklären und sich alle Zusicherungen schriftlich geben zu lassen.

 

Oberstes Bild: © pjcross – shutterstock.com

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Mehr zu Caroline Brunner

Caroline Brunner ist freiberufliche Online-Journalistin mit Fokus auf Arbeitspsychologie, Entrepreneurship, Kommunikation, Karriereplanung, Nachhaltigkeit und Verbraucherthemen.

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