Fünf bedeutende Trends im Zuge der Digitalisierung des Finanzsektors

Finanzdienstleister stehen derzeit vor einschneidenden Veränderungen. In Folge der Finanzkrise haben nicht nur die Aufsichtsbehörden sondern auch viele Kunden das Vertrauen in die etablierten Banken weitgehend verloren, auch wenn deren Kundenbefragungen oft ein anderes Bild zu zeichnen scheinen.

Hinzu kommt die aktuelle Herausforderung durch die Digitalisierung. Wohl kaum eine Entwicklung hat unsere Wirtschaft und unser alltägliches Leben so sehr verändert wie das Internet, das 2014 seinen 25-jährigen Geburtstag gefeiert hat. Dieser Trend eröffnet neue Kommunikations- und Vertriebswege und verändert das Nachfrage- und Konsumverhalten der Konsumenten nachhaltig.

In diesem Zusammenhang sind fünf Trends zu beobachten, die für Finanzinstitute besonders relevant sind:

Wachstum beim Mobile Banking

Nach einer Untersuchung aus dem Jahr 2014 erfolgen in Deutschland bereits 20 Prozent der Zugriffe auf das Online Banking von mobilen Endgeräten. Damit erledigen mehr als 10% der Deutschen ihre Bankgeschäfte oder zumindest einen Teil davon per Smartphone oder Tablet.

Das mag auf den ersten Blick nicht viel erscheinen, betrachtet man jedoch die Steigerungsraten in diesem Bereich, so stellt man schnell fest, dass diese zu explodieren scheinen.

Banken müssen schleunigst reagieren und ihre Internet-Angebote „mobil machen“.

Neue Konkurrenz durch FinTech Unternehmen

Das Wort „FinTech“ ist ein Kunstwort, das sich aus den Begriffen „Financial Services“ und „Technologie“ zusammensetzt. Seit rund fünf Jahren gründen sich weltweit zahlreiche Start-ups mit dem Ziel, Produkte und Leistungen im Finanzdienstleistungsbereich über den Vertriebskanal Internet anzubieten. Neben diesen neuen Marktteilnehmern versuchen auch digitale Riesen, wie Apple, Amazon oder Google Teile des Finanzdienstleistungsbereichs für sich zu gewinnen.

Die neuen Angebote verbinden digitale Technologien und Finanzdienstleistungen so miteinander, dass für den Kunden ein zusätzlicher Nutzen entsteht, bei geringeren Kosten auf der Produktionsseite.

Banken sind gut beraten, diese neuen Wettbewerber ernst zu nehmen und mit geeigneten eigenen Lösungen dagegenzuhalten.

Steigende Bedeutung von Data Analytics

Keine Branche verfügt über so viele und tiefgehende Daten über ihre Kunden, wie die Finanzbranche. Und keine Branche macht so wenig aus diesem Vorteil. Und das, obwohl bereits 1984 Walter Wriston, damals CEO der Citibank, gesagt hat “Information about money has become almost as important as money itself.“

Während Internetunternehmen wie Google oder Facebook längst eigene tragfähige Geschäftsmodelle auf Basis von Kundeninformationen entwickelt haben, tun sich Finanzdienstleister noch immer schwer.

Dabei sind sie zur Nutzung von Data Analytics Verfahren wie Big Data geradezu prädestiniert. Ein Grund ist, dass die existierenden IT Systeme hier noch Grenzen aufzeigen. Umso eher sollten Banken in neue zukunftsorientierte Technologien investieren.


Steigende Bedeutung von Data Analytics (Bild: © Tsyhun – shutterstock.com)

Rückgang des stationären Vertriebs

In wenigen Jahren werden die Digital Natives die Bevölkerung und damit auch die Bankkunden dominieren. In den USA, wo bereits mehr als 30% der Bankkunden Mobile Banking nutzen gab es jüngst eine Erhebung, wonach 71% der Kunden die Mobile Banking nutzen sagen, dass dieses zusammen mit Online Banking ausreichend sei, ihre Bankbedürfnisse abzudecken.

Eine interne Untersuchung einer deutschen Grossbank zeigt, dass Kunden durchschnittlich mehr als 300 Kontaktpunkte zu ihrer Bank im Laufe eines Jahres haben, jedoch nur noch einmal pro Jahr eine Filiale besuchen.

Damit wird deutlich, in dem gleichen Masse, in dem die Digitalisierung zunimmt, nimmt die Bedeutung der Filialen ab. Banken sind also gut beraten, kritisch zu überprüfen, welche ihrer Filialen sie noch benötigen und wie sie es schaffen können, den Kunden einen Mehrwert dieses teuren Vertriebskanals zu vermitteln.

Mobile Payment kommt

Auch wenn bei manchen noch immer eine skeptische Grundhaltung vorzuherrschen scheint. Mobiles Bezahlen mit dem Smartphone ist spätestens seit der Einführung von Apple Pay Realität.

Zahlungsverkehr gehörte bislang zu den Grundfunktionen des Bankgeschäfts. Auf den ersten Blick scheint es beim mobilen Bezahlen nur um Kleinbeträge zu gehen. So sagte mir vor zwei Jahren die Führungskraft einer Schweizer Grossbank in einer Diskussion „Kunden, die nur 5 Franken überweisen, wollen wir doch gar nicht“. Diese Grundhaltung war sicherlich lange Zeit typisch für die Branche und hat neue Wettbewerber wie z.B. PayPal ermuntert, überhaupt erst in den Zahlungsverkehrsmarkt einzutreten. Kein Wunder, dass inzwischen auch andere Internetunternehmen, Telekommunikationsunternehmen und weitere Wettbewerber den Banken dieses Feld streitig machen.

Wenn man genau hinschaut wird schnell deutlich, dass es um nicht mehr und nicht weniger geht, als um die Hoheit über die Beziehung zum Kunden. Traditionell waren dies die Banken mit dem Girokonto. Der Zahlungsverkehr ist der erste zentrale Angriffspunkt und die Banken sind gut beraten, sich für diese Schlacht zu wappnen.

Fazit

Der Markt wartet nicht und die Konkurrenz schon gar nicht. Es ist Tempo gefordert, damit die Banken im Wettbewerb nicht nur bestehen, sondern vor allem, erfolgreich bleiben. Dazu sind konsequente Veränderungen und Investitionen erforderlich. Heute und nicht erst morgen!

 

Oberstes Bild: © MicroWorks – shutterstock.com

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Mehr zu Hansjörg Leichsenring

Dr. Hansjörg Leichsenring (www.hansjoerg-leichsenring.de) ist Experte für Banking, Innovation, Change Management, Social Media und Persönliches Finanz Management mit mehr als 30 Jahren Erfahrung im Bankbereich. Er bietet Banken und Finanzdienstleistern Dienstleistungen in den Bereichen (Interims-)Management, Beratung/Consulting sowie persönliches Finanz-Management an. Ausserdem ist er Herausgeber des Bank-Blogs (www.Der-Bank-Blog.de) sowie Keynote Speaker und Autor.

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