Staatstrojaner und BKA-Trojaner – das steckt dahinter

Immer häufiger kommt staatliche Spionagesoftware, als sogenannter Staatstrojaner, bei Überwachungen und Ermittlungen im Auftrag des Staates zum Einsatz. Daneben tummeln sich auch immer mehr sogenannte BKA-Trojaner auf unseren Computern. Ob auf den Computern in Büros, im Home-Office oder auf dem Laptop, inzwischen haben die Spionage- und Erpresserprogramme auch die Smartphones erreicht, Staatstrojaner überwachen unbemerkt vom User den Informationsaustausch im Internet.

Die politische Brisanz der Staatstrojaner ist hoch, die Schnüffelprogramme dienen der Quellen- und Kommunikationsüberwachung oder der Online-Durchsuchung, während ein BKA-Trojaner ein Ransom-Virus ist, der sich Meldung des Bundeskriminalamtes tarnt und eine private reine Erpressersoftware ist. Keines der beiden Schad- und Spionageprogramme sollte unterschätzt werden.

Wenn der Staat überall mithört

Spätestens seit den öffentlichen Auftritten von Edward Snowden wurde bekannt, dass die Länder in ganz Europa von der amerikanischen NSA-Spionage betroffen sind. Die bisher bekannt gewordenen Abhör- und Schnüffelpraktiken werden in schöner Regelmässigkeit von neuen Meldungen getoppt, immer mehr scheinbares Hintergrundwissen wird verbreitet. Nur langsam wird auch dem privaten User deutlich, wie gross die Bedrohung seiner persönlichen informellen Freiheit durch die Spionagepraktiken der NSA inzwischen geworden ist.

Dabei wird leicht übersehen, dass der eigene Staat sich gleichermassen dieser Aushorch- und Spionagepraktiken bedient, um auf diesem Weg Tendenzen oder Entwicklungen zu erfassen, die den Einflussreichen, Reichen und Mächtigen bedrohlich werden könnten. Hinter der NSA-Affäre lassen sich so leicht die eigenen Spionagepraktiken verstecken, dies gilt für die Schweiz wie für Deutschland oder Grossbritannien.

Grundsätzlich ist die Grenze dann erreicht, wenn auf Computern geheime Spähprogramme installiert werden, die Daten und Kommunikationsverhalten ihrer User ausspähen, ohne dass konkrete Verdachtsmomente bestehen oder ein richterlicher Beschluss vorliegt. In dieser Grauzone arbeiten Staatstrojaner in erschreckend grossem Umfang, der von behördlicher Seite toleriert wird.

Für jeden Staat, der sich freiheitlich und demokratisch nennt, ist der nicht vom Gesetz gedeckte Einsatz von Staatstrojanern beschämend. Den Initiatoren solcher Software ist bekannt, dass die Programme sehr viel mehr ausspähen als gesetzlich erlaubt, zunehmend geraten sie jedoch auch in den Blick der Jungpolitiker-Kaste, die die Staatstrojaner inzwischen scharf kritisiert. Da auch Staatstrojaner ein probates Instrument zur Absicherung der eigenen Macht sind, wird auch hier der Widerspruch mit zunehmender politischer Verantwortung kleiner.


BKA-Trojaner sind private Schadprogramme. (Bild: PlusONE / Shutterstock.com)
BKA-Trojaner sind private Schadprogramme. (Bild: PlusONE / Shutterstock.com)


Bisher glaubt noch der überwiegende Teil der Bürger, dass ihre Geräte von den geheimen Ausspähprogrammen des Staates nicht betroffen sind. Inzwischen gibt es sogar die Vermutung, dass selbst über staatlich bereitgestellte Steuersoftware Überwachungsprogramme auf die heimischen Rechner eingeschleust werden. Grundsätzlich ist jeder Rechner mit einem Kommunikationsanschluss dafür geeignet, mit einem Staatstrojaner infiziert zu werden. Da er sich nicht zu erkennen gibt, sondern im Hintergrund Nutzerdaten zur Kommunikation sammelt und diese dann an seinen staatlichen Auftraggeber leitet, wird er meist nicht bemerkt.

Sobald öffentlich nach der politischen Korrektheit und gesetzlichen Konformität der Staatstrojaner gefragt wird, ist das Schweigen gross. Verantwortlichkeiten werden weiterverwiesen und Begründungen gegeben, die mit der allgemeinen Terrorismus- und Kriminalitätsabwehr zu tun haben. Auf diesem Weg werden grosse Bevölkerungsgruppen pauschal verdächtigt. Ein Zusammenhang zu tatschlichen terroristischen oder kriminellen Aktivitäten ist allerdings gar nicht vorhanden. Der eigentliche Generalverdacht richtet sich wohl eher darauf, ob Bürger ihrem Staat und seiner Politik noch folgen oder sich von ihrer Regierung abwenden.

BKA-Trojaner sind private Schadprogramme

Noch immer glauben User, dass BKA-Trojaner Programme echte Programme von Strafverfolgungsbehörden sind, weil sie sich auf dem Bildschirm als solche ausgeben. Optisch geben sie sich wie eine echte Seite der namensgebenden Behörde Bundeskriminalamt. Diese Verkleidung machte sie auch unter dem Namen Polizei-Trojaner bekannt.

Diese Programme beabsichtigen weniger das Ausspähen von Daten, sondern sind sogenannte Erpresserprogramme, die der Lösegelderpressung der Besitzer der befallenen Geräte dienen. Dabei ist die Programmierung derart, dass sie die Nutzung des PCs oder Smartphones erschweren oder auch gänzlich unmöglich machen. Mit der Zahlung eines Lösegeldes soll dann angeblich das Schadprogramm vom Gerät wieder entfernt werden. Natürlich geschieht dies nicht. Mit dem Schadprogramm sollen zu weitere Zahlungen erpresst werden.

Besonders oft werden daher die Trojaner mittels heruntergeladener Dateien eher fragwürdiger Internetangebote, insbesondere von Pornoseiten, auf die Geräte der Nutzer solcher Webseiten geschleust. Dabei wird spekuliert, dass kein Nutzer solcher Seiten die Polizei hinzuzieht, wenn er gerade fragwürdige Offerten, Bilder oder Sexvideos heruntergeladen hat.

Auch nach Zahlung mehrerer Hundert Franken wartet ein Betroffener vergeblich auf die Freischaltung seines Gerätes. Zu empfehlen ist hier, keinesfalls zu zahlen und das gerät wieder in den Werkzustand zurückzusetzen oder gleich ein neues zu besorgen. Neben dem Verlust der gezahlten Franken kommen dann noch die kosten für ein neues Gerät und die die Einbusse der Daten.

Beide Trojaner sind unerwünscht

In der letzten Zeit meldeten Behörden aus Deutschland und der Schweiz Erfolge bei der Bekämpfung der BKA-Trojaner. Mindestens genauso interessant für den Bürger ist es, ob auch gegen die für ihn noch gefährlicheren Staatstrojaner etwas unternommen wird. Die Gefährdung der bürgerlichen Freiheiten wird durch diese massiv eingeschränkt. Internetsperren in der Türkei, über die die Empörung besonders gross ist, sind gegen die Internetschnüffelei des eigenen Staates gegenüber unbescholtenen Bürgern weniger gefährlich.

 

Oberstes Bild: © Mardre – Shutterstock.com

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