Zweite Trendumfrage: Wachsende Mehrheit gegen Gold-Initiative

Am 30. November 2014 wird endlich klar sein, wie die Stimmbürger über die Gold- sowie die Ecopop-Initiative entscheiden. Im Hinblick auf das Referendum zum „Schweizer Gold“ zeichnet sich inzwischen jedoch eine wachsende Mehrheit gegen die Initiative ab.

Bei einer Abstimmung in der vergangenen Woche haben sich nur 38 % der Schweizer für die Annahme der SVP-Initiative „Rettet unser Schweizer Gold“ entschieden. 47 % lehnen die Gold-Initiative ab, 15 % sind noch unentschlossen. Im Oktober hatten sich noch 44 % für die Annahme der Initiative ausgesprochen. Eine Mehrheit für die Initiative fand sich mit 62 % nur unter den SVP-Anhängern, auch hier ist gegenüber 70 % im Oktober jedoch ein Rückgang zu verzeichnen.

Mehrheit der Schweizer skeptisch

Die Umfragen wurden vom Meinungsforschungsinstitut gfs.bern im Auftrag der Schweizerischen Rundfunk- und Fernsehanstalt (SRG) erhoben. Bis Ende November sehen die Meinungsforscher noch Spielraum für weitere Veränderungen: Bei den Parteiungebundenen ist die Zahl der Befürworter der Initiative von 50 % im Oktober auf derzeit 29 % geschrumpft, allerdings unter ihnen das Lager der Unentschlossenen gewachsen. Die Wähler von SP, CVP, FDP und Grünen lehnen die Initiative mehrheitlich ab. Die Experten von gfs.bern erwarten, dass sich der ablehnende Trend in der verbleibenden Zeit bis zum Referendum noch verstärkt – bei Volksinitiativen mit wachsender Opposition habe sich in der Vergangenheit regelmässig dieses Szenario gezeigt.

Spekulations-Optionen auf dem Goldmarkt werden unwahrscheinlicher

Das Abstimmungsergebnis zur Gold-Initiative ist auch an den Kapital- und Edelmetallmärkten interessant. Die Annahme der Initiative würde die Handlungsfreiheit der Schweizerischen Nationalbank (SNB) in grösserem Ausmass beschränken und hätte Auswirkungen auf den Goldpreis sowie den Wechselkurs des Schweizer Franken. Die aktuellen Umfrageergebnisse haben die Hoffnungen von Goldhändlern und vor allem Spekulanten auf schnelle Gewinne allerdings gedämpft – nach ihrer Veröffentlichung gab der Goldpreis spürbar nach und fiel um 1 % auf einen Wert unter 1179 US-Dollar pro Feinunze Gold. Bei einem positiven Ausgang des Referendums müsste die SNB ihre Goldreserven durch Zukäufe massiv erhöhen und würde auf dem Goldmarkt die Tür für massive Spekulationsgewinne öffnen – ein Ausblick, der angesichts der Ergebnisse der zweiten Trendumfrage nun unwahrscheinlicher geworden ist.

SRG: Die Umfragedaten zur Gold-Initiative sind sensibel

Interessant ist, dass die SRG in diesem Kontext ihre Informationspolitik geändert hat: Anders als bei früheren Umfragen wurden die Ergebnisse zunächst nur einem ausgewählten Kreis von Empfängern übermittelt, um zu verhindern, dass Investoren die noch unveröffentlichten Zahlen für Geschäfte am Goldmarkt nutzen.

Investoren testen im Vorfeld des Referendums die Untergrenze des Franken-Wechselkurses

Auch auf dem Devisenmarkt wird die SNB durch die aktuellen Umfrageergebnisse zur Gold-Initiative entlastet. Unmittelbar nach der Publikation ist der Wechselkurs des Euro zum Schweizer Franken von 1,2014 auf 1,2019 angestiegen. Die SNB garantiert seit September 2011 einen Euro-Mindestwechselkurs von 1,20 Franken, um die Schweizer Exportwirtschaft zu stärken. In den vergangenen Tagen wurde diese Untergrenze bereits mehrfach ausgetestet, da die Marktteilnehmer davon ausgehen, dass die SNB bei einer Annahme der Gold-Initiative dieses Limit nicht mehr garantieren kann.

Geldpolitik der EZB ist für den Franken-Wechselkurs wichtiger als das Referendum

Carsten Junius, Chefökonom der Baseler Privatbank J. Safra Sarasin, kommentiert dazu, dass vor allem Investoren aus dem angelsächsischen Raum die Standhaftigkeit der SNB in Frage stellten. Entsprechende Thesen hatten erst vor wenigen Tagen beispielsweise die Analysten der britischen Grossbank Barclays in den Raum gestellt. Junius verweist darauf, dass die meisten Geschäfte zur Absicherung des Franken derzeit auf das Datum des Referendums abgeschlossen würden, womit sich Finanzinvestoren und Unternehmen gegen starke Veränderungen des Wechselkurses abzusichern versuchten. Im aktuellen Fall geht es laut Junius allerdings vor allem um spekulative Wetten darauf, ob die Untergrenze fällt. Die Wahrscheinlichkeit dafür ist aus seiner Sicht jedoch sehr gering. Zum einen werde die SNB den Mindestwechselkurs auf jeden Fall verteidigen, zum anderen sei die Gold-Initiative für den Frankenkurs nur „ein kleiner Kick“ – viel wichtiger für den Wechselkurs des Franken sei die Lockerung der Geldpolitik durch die Europäische Zentralbank (EZB).


SNB - Schweizerische Nationalbank. (Bild: city100 / Shutterstock.com)
SNB – Schweizerische Nationalbank. (Bild: city100 / Shutterstock.com)


SNB: Die Gold-Initiative ist „unnötig und schädlich“

Die SNB selbst bezog zur Gold-Initiative von Anfang an eine klare Position, sie betrachtet sie als „unnötig und schädlich“. In einer Rede in Genf erläuterte SNB-Direktoriumsmitglied Fritz Zurbrügg aktuelle Vorhaben der SNB: Mit dem Anstieg der Devisenreserven der SNB gewinne deren Bewirtschaftung immer grössere Bedeutung – die Nationalbank habe dafür unter anderem Anlagen im asiatisch-pazifischen Raum im Blick. Priorität in ihrer Anlagestrategie habe jedoch stets die Geld- und Währungspolitik – ausdrücklich inklusive der Verteidigung des Mindestwechselkurses, notfalls durch unbegrenzte Devisenkäufe und andere geldpolitische Schritte.

Eine Einschränkung der Souveränität der SNB durch Vorgaben für den Goldanteil in der Bilanz sowie das in der Gold-Initiative vorgesehene Verkaufsverbot für Gold wären hier jedoch in hohem Masse kontraproduktiv. Beispielsweise müsse die SNB in Krisenzeiten die Wirtschaft rasch mit Liquidität in Schweizer Franken versorgen, jene anschliessend aber auch wieder abbauen können. Die Goldinitiative stelle die Möglichkeit eines solchen flexiblen Reagierens auf die Anforderungen der Wirtschaft und die Marktentwicklung auf den Prüfstand. Bei einer Annahme würden die Aktiva der SNB perspektivisch vorwiegend aus Gold bestehen, was solche „geldpolitisch nötigen Bilanzverkürzungen“ unmöglich mache und langfristig die Preisstabilität in der Schweiz gefährde.

 

Oberstes Bild: © ded pixto – Shutterstock.com

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