Die neue Swatch Sistem 51 – weltweit ohne Konkurrenz

Swatch-Uhren gehören zu den weltweit bekannten Symbolen für Schweizer Qualität und „Swissness“. In den letzten Monaten war von Swatch allerdings vor allem im Hinblick auf die Konkurrenz durch die neue Apple Watch die Rede. Ein neues Produkt dürfte die Marktposition von Swatch jedoch nachhaltig sichern.

In das Projekt „Sistem 51“ hat der Konzern nach eigenen Angaben einen hohen zweistelligen Millionenbetrag investiert. Mit dem nun vorgelegten Produkt sinkt der Preis, den Kunden für eine mechanische Uhr aus Schweizer Produktion bezahlen müssen. Analysten sind überzeugt, dass die Sistem 51 sich auf dem Markt hervorragend behaupten wird und Swatch damit seine Erfolgsgeschichte fortschreibt.

Investitionskosten in Höhe von 80 Millionen Franken

Präsentiert und angekündigt wurde die neue Uhr aus dem Hause Swatch bereits im vergangenen Jahr auf der Uhren- und Schmuckmesse in Basel. Aus der Branche kamen seinerzeit absolut keine Reaktionen, die Fachpresse sparte dagegen nicht mit Lob für das neue Modell und dessen Innovationsgehalt. Bei der Sistem 51 handelt es sich um eine mechanische Uhr, deren Ausstattung auf 51 Einzelteile reduziert ist. In ihre Entwicklung hat der Konzern rund 80 Millionen Franken investiert – ob sich diese Ausgabe in Zukunft rechnet, ist bis auf Weiteres ungewiss.

Polarisierendes Design und innovative Technik

Die Serienproduktion der Plastikuhr wurde von Swatch um fast ein Jahr zurückgestellt, viele Märkte konnten deshalb bisher nicht beliefert werden. Swatch-Chef Nick Hayek liess jedoch verlauten, dass die weltweite Nachfrage nach der Sistem 51 riesig sei. Dass die Konkurrenz die Neuerscheinung bisher unkommentiert gelassen hat, erstaunt weder den Firmenlenker noch Finanz- und Marktexperten. Der Analyst René Weber von der Züricher Privatbank Vontobel führt in diesem Kontext an, dass die Aufmerksamkeit der Branche in diesem Jahr sehr eindeutig auf die Apple Watch gerichtet gewesen sei. Zudem sei ausser der Swatch Group derzeit kein anderer Hersteller in der Lage, ein vergleichbares Produkt in grösseren Serien zu produzieren. Für die Uhrenbranche sei die Investitionssumme von 80 Millionen Franken aussergewöhnlich hoch. Zwar polarisiere das Design der Sistem 51, die technologische Seite der neuen Uhr sei jedoch überzeugend.

Erschliessung eines neuen Marktsegments: Schweizer Qualität für 150 Franken

Mit der Sistem 51 erschliessen die Bieler Uhrenhersteller laut Weber ein völlig neues Marktsegment, in dem Swatch bis auf Weiteres konkurrenzfrei agieren könne. Durch die neue Plastikuhr sind die preislichen Einstiegshürden in die Welt der mechanischen Uhren stark gesunken. Die Käufer erwerben zum Preis von 150 Franken eine hochwertige Uhr, die zudem mit dem weltweit begehrten Gütesiegel „Made in Switzerland“ geliefert wird. Das Value-Angebot im Bereich der mechanischen Uhren hatte bisher der ebenfalls zur Swatch Group gehörende Uhrenhersteller Tissot geliefert – zu einem deutlich höheren Preis als nun die Sistem 51.

Riesiges Marktpotenzial in China

Vor allem in China gibt es laut Weber eine riesige Nachfrage nach günstigen mechanischen Uhren aus Schweizer Produktion. Schweizer Uhrenmarken wie Tissot oder Longines erreichen auf dem chinesischen Markt überdurchschnittliche Wachstumsraten. Zwar produzieren auch chinesische Hersteller mechanische Uhren im unteren Preissegment; diese können indes mit der Qualität und Reputation der Schweizer Marken in keiner Weise konkurrieren. Der Analyst rechnet damit, dass sich die Investitionen in die Sistem 51 langfristig rechnen werden. Zudem könne Swatch für seine neue Uhr mit einer deutlich höheren Marge rechnen, da es ein Konkurrenzprodukt zur Sistem 51 bis auf Weiteres nicht gebe. Weber räumt jedoch ein, dass das Design der Neuheit am Ende über deren Markterfolg entscheiden könne – in seinem Resümee erwähnt er die bisher etwas gewöhnungsbedürftigen Ziffernblätter.



Swatch-Kursverluste an der Börse

An der Börse goutieren die Anleger den Launch der Sistem 51 allerdings in weitaus geringerem Masse. In den vergangenen zwölf Monaten ist der Kurs der Swatch-Aktie um 24 % gesunken, nachdem der Konzern in den Jahren 2012 und 2013 noch Kursgewinne von 31 respektive 28 % für sich verbuchen konnte. Aus Sicht der Marktbeobachter dürfte der Kursverlust jedoch kaum auf die hohen Kosten für die Entwicklung des neuesten Swatch-Produktes zurückzuführen sein, zumal das Unternehmen für seine fortlaufend hohen Investitionen bekannt sei. Der allgemeine Konsens lautet, dass die Markteinführung der Apple Watch den Kurs der Swatch-Aktie belastet hat. Vor allem in Nordamerika herrsche die Ansicht vor, dass Apple damit eine technologische Revolution geliefert habe, welche die Uhrenindustrie der Schweiz in ihren Grundfesten erschüttern werde. Auch der Genfer Uhrenhersteller Richemont – der grösste Konkurrent von Swatch – musste in den letzten zwölf Monaten einen Aktienkursverlust von 10 % verschmerzen.

Positive Aussichten für Swatch und die Sistem 51

Die Börsenkurse Schweizer Uhrenhersteller haben in jüngster Zeit ausserdem unter den Studentenunruhen in Hongkong gelitten. Die Sonderwirtschaftszone an der Mündung des chinesischen Perlflusses ist der mit Abstand wichtigste Absatzmarkt für die Schweizer Uhrenindustrie, von deren Gesamtexporten stolze 19 % nach Hongkong fliessen. Die Verunsicherung der Anleger angesichts der Apple Watch und solcher politischen Faktoren bewertet René Weber als im Wesentlichen temporären Einfluss – mit einem grundsätzlich positiven Markt- und Renditeausblick für Swatch und seine Sistem 51 als einem bisher einzigartigen Produkt.

 

Oberstes Bild: © wikipedia.org

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