Der erste Tag nach den Ferien - bitte nicht ein Montag

Gibt es eigentlich auch was Schlechtes am Urlaub? Etwas, das echt nervt? Ja. Der Tag danach. Der erste Tag im Büro. Viele fühlen sich einfach unmotiviert, schlichtweg weniger leistungsfähig. Irgendwie sofort wieder urlaubsreif. Dieses Rückkehrer-Tief ist ein Phänomen, dass sich quasi durch alle Altersgruppen zieht. Es kann den 20-jährigen Azubi dabei ebenso treffen wie den kurz vor der Pensionierung stehenden Büroangestellten.

Etliche Rückkehrer haben eigene Rituale entwickelt, um den Entspannungsgrad und auch Reiseeindrücke aus der beschwingten Urlaubszeit in den Büro- respektive Arbeitsalltag zu retten. Vor allem Kniffe, die einem helfen, schnell wieder zurück in die Arbeitsroutine zu finden, sind dabei angesagt. Ob das scheuklappenmässige Abarbeiten, überdosierte Gespräche mit den Kollegen oder einfach nur der wiederholte Griff zum eigentlich nicht einmal leckeren Kaffee: Um wieder Herr über die aufgelaufene Arbeit zu werden, sind der Kreativität keine Grenzen gesetzt.

Tage wie diese: Der Montag nach dem Urlaub ist im Büroalltag gefürchtet

Eigentlich gibt es sie zuhauf. Solche Bürotage, die ganz schwach anfangen und dann noch stark nachlassen. Tage wie diese treten vor allen nach einem verlängerten Wochenende oder zum Beispiel nach einer Kette von Feiertagen auf. Statt Arbeitseifer und -motivation folgen eher Anflüge von Abgeschlagenheit sowie Unkonzentriertheiten mit dem Hang zur Depression auf diese freien Tage. Das ist aber alles noch nichts gegen der ersten Tag im Büro nach einer längeren Reise bzw. einem längeren Urlaub. Er kommt daher wie ein Schreckensszenario – irgendwie unrealistisch aufgrund der Nachwehen des Urlaubs-Blues, andererseits beklemmend und desillusionierend – wenn der Wecker zum ersten Mal wieder klingelt. Natürlich zur gefühlten Nachtzeit. Beim ersten Gedanken an die karge Bürozelle und dem mittlerweile höchstwahrscheinlich überquellenden Schreibtisch, macht sich der Frust dann erst richtig breit.

Einige Zeitgenossen haben eine clevere Gegentaktik entwickelt. Der erste Arbeitstag nach dem Urlaub, in der Regel ein Montag, existiert einfach nicht; der Montag fällt aus. Sie nehmen sich den Montag nach dem Urlaub schlichtweg frei. So können sie das eigene Feriengefühl über das Wochenende hinaus verlängern. Zudem erscheint die Restwoche beim Wegfall des Montags deutlich kürzer und – überhaupt – sind die Kollegen am Dienstag doch deutlich besser gelaunt als an einem Montag. Um das klar zu stellen: Es handelt sich hier nicht um Arbeitsverweigerer oder von Frustrationen gebeutelte Protagonisten. Die Leute mögen mehrheitlich ihre Arbeit, aber das Ausspannen im Urlaub hat quasi Spuren hinterlassen. Spuren der Erinnerung, der Ausgelassenheit, die jetzt für Anlaufschwierigkeiten sorgen.


Dies bestätigt auch die amerikanische Sozialpsychologin Carin Rubinstein, die in einer Studie die Zahl derer, die depressiv nach einem Urlaub ins Büro zurück kehren, mit 11 % beziffert. (Bild: KieferPix / Shutterstock.com)
Dies bestätigt auch die amerikanische Sozialpsychologin Carin Rubinstein, die in einer Studie die Zahl derer, die depressiv nach einem Urlaub ins Büro zurück kehren, mit 11 % beziffert. (Bild: KieferPix / Shutterstock.com)


Komisches Bauchgefühl vor dem ersten Arbeitstag ist allgegenwärtig

Dies bestätigt auch die amerikanische Sozialpsychologin Carin Rubinstein, die in einer Studie die Zahl derer, die depressiv nach einem Urlaub ins Büro zurück kehren, mit 11 % beziffert. Bei einer entsprechenden Umfrage gab zwar die Mehrzahl der Befragten – unabhängig von Alter oder Position – an, dass sie sich sowohl auf ihre Arbeit als auch auf die Kollegen freuen würden, bezeichneten den ersten Arbeitstag nach einem längeren Urlaub aber auch als widrig und überflüssig. Das weit verbreitete „blöde“ Bauchgefühl ist dabei allgegenwärtig. Stress macht sich breit. Wie ist der Chef drauf? Gibt es neue Regelungen? Habe ich vor dem Urlaub auch keinen Fehler im letzten Bericht gemacht? Alles Fragen, die man sich urplötzlich stellt. Fragen, die ansonsten überhaupt keinen Platz in den eigenen Gedanken finden würden. Am Montag nach dem Urlaub aber eben doch.

Was viele Rückkehrer aus dem Urlaub am eigenen Leib spüren, wird dabei von Psychologen, Medizinern und Soziologen bestätigt. Eigentlich kommt diesbezüglich sogar ein Paradoxum zum Vorschein. Auf der einen Seite benötigen Körper und Geist nämlich regelmässige Erholung bzw. Pausen. So wird gerade im Urlaub das Immunsystem nachweislich gestärkt; des Weiteren belegen Studien, dass erholte Beschäftigte motivierter und auch kreativer sind. Aber: Am ersten Arbeitstag ist von positiven Effekten dieser Art nur selten tatsächlich etwas spürbar. Dies hat aber auch hormonelle Gründe.

Herausforderung: Umschalten vom Urlaubsmodus in die berufliche Routine

In der Regel wird beim Aufwachen im Morgengrauen automatisch das Stresshormon Kortisol verstärkt ausgeschüttet. Dieser Prozess kann sich allerdings um Stunden durch längeres Schlafen oder auch durch die etwaige Zeitumstellung im Urlaub verschieben. Wenn also ein Urlauber in seinem portugiesischen Ferienquartier an der Algarve nicht vor 9.00 Uhr aufgestanden ist, am Montag nach dem Urlaub der Wecker aber wie eigentlich gewohnt um sechs Uhr läutet, geht er nach einer zu kurzen, vielleicht sogar schlaflosen Nacht gerädert ins Büro. So gesehen befindet er sich dann zwar an seinem Arbeitsplatz, aber sein Körper schläft buchstäblich immer noch.

Experten empfehlen daher einen grundsätzlich sanften Einstieg nach dem Urlaub. Am besten die Gleitzeit nutzen und sich eine Stunde zusätzlichen Schlaf gönnen, am Sonntag schon einmal die E-Mails abrufen oder eben in der Tat die erste Arbeitswoche durch zwei freie Tage zu entzerren bzw. zu verkürzen. Eine gute Planung nach den Ferien fördert dabei immer die eigene Effizienz im Job. Im Grunde genommen muss das Hirn umschalten können vom Urlaubsmodus bzw. von der Routine des Urlaubs in den Jobmodus mit seiner beruflichen Routine.

 

Oberstes Bild: © Mehmet dinler – Shutterstock.com

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