Stinksauer mal eben ein Auto konstruiert

Die Geschichte ist Stoff für Legenden: An einem Abend im Jahr 2008 kam der Ingenieur Paul Elio aus Phoenix (Arizona) vom Büro nach Hause.  In einer Nachrichtensendung sah er einen Bericht über die aktuellen Wirtschaftsdaten der USA.

Und wurde nach eigenen Worten  stinksauer. Denn in dem Bericht ging es um die sinkende Wirtschaftskraft, verursacht durch hohe Ausgaben für Ölimporte. Dass das Geld auch noch in Staaten fliesse, die die USA „nicht leiden können“, brachte bei Elio das Fass zum Überlaufen. Seine Frau beschied ihm daraufhin kurz und knapp: Nicht aufregen, sondern selbst etwas ändern.

Gesagt, getan. Noch am gleichen Abend fuhr Elio zurück ins Büro und machte sich an die Entwicklung eines sparsamen Autos. Schon acht Wochen später rollte bereits der erste Prototyp über die Strassen, und einen Businessplan gab es auch bereits. Der Wagen sollte 6’800 Dollar kosten und nur knapp über zwei Liter Benzin auf hundert Kilometer erbrauchen. Um einen solch niedrigen Preis möglich zu machen, verfolgte Elio bei der Konstruktion einen radikal schlichten Ansatz: Ein Metallrahmen, eine Karosserie aus Kunststoff sowie ein Drei-Zylinder-Motor unter der Fronthaube, das sind die wesentlichen Elemente. Rund 80 Prozent der Teile stammen von Modellen anderer Hersteller. Neu konstruiert wurde lediglich, was es nicht anderswo schon gab.

Der Zweisitzer bringt schlappe 560 Kilogramm auf die Waage, schafft mit seinen 55 PS dennoch beachtliche 160 km/h. Die Ausstattungsvarianten drücken ebenfalls den Preis: Lediglich sieben Farben und zwei Getriebeversionen stehen zur Auswahl. Bisher investierte Elio 60 Millionen Dollar, seine Anträge bei Staat und Banken in Höhe von 200 Millionen Dollar sind in Bearbeitung. Das Konzept ist so weit ausgereift, dass voraussichtlich im Herbst 2015 mit der Serienfertigung begonnen werden kann.

Mittlerweile haben sich allein in den USA 35’000 Interessenten für das Sparmobil gemeldet, ein Drittel von ihnen hat sogar bereits 1’000 Dollar angezahlt. Geplant sind zudem Exporte nach Europa, Kanada und Mexiko, doch erst ab 2016 oder 2017. Die Verantwortlichen sind davon überzeugt, dass in Zukunft bis zu 250’000 Fahrzeuge pro Jahr vom Band rollen könnten. Für die Fertigung hat Elio Motors ein ehemaliges General-Motors-Werk in Shreveport im Bundesstaat Lousiana günstig erstanden. Dieser Standort entbehrt nicht einer gewissen Ironie: Wo in Zukunft das wahrscheinlich sparsamste US-Auto produziert wird, baute GM seinerzeit das wohl gierigste – den Hummer.

 

Oberstes Bild: © Action Sports Photography – shutterstock.com

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