Ungeduld ist ein schlechter Ratgeber

Nicht selten ist in schriftlichen Bewerbungen zu lesen und in Bewerbergesprächen zu hören, dass der Jobinteressent ein ungeduldiger Mensch sei. Gemeint wird mit dieser Offenbarung, dass der Bewerber gern schnell zu Ergebnissen gelangen will und selten etwas auf die lange Bank schiebt. Ungeduld scheint also in unserer schnelllebigen Zeit eine Erfolg versprechende Eigenschaft zu sein.

Dass dem nicht so ist, beweisen Führungskräfte und Mitarbeiter, die mit viel Geduld und Ausdauer grosse Erfolge erzielen. Auch wenn der Volksmund sagt: „Gut Ding will Weile haben“, wird damit klar, dass Erfolg immer auch etwas mit der notwendigen Geduld zu tun hat. Das schliesst nicht aus, dass manche Entscheidung auch schnell getroffen werden muss.

Geduld und Beharrlichkeit als Indikatoren für Erfolg

Wer grosse Ziele anstrebt, wird diese nur selten von heute auf morgen erreichen können. Eine gründliche Vorbereitung, das beharrliche Arbeiten am Ziel und die auch bei Rückschlägen notwendige Ausdauer prägen das Bild erfolgreicher Menschen. In vielen kleinen, oftmals gut aufeinander abgestimmten Einzelschritten wird am grossen Erfolg gearbeitet. Und der lässt manchmal auf sich warten. Je grösser das Ziel, desto länger ist oftmals auch der Weg dorthin.

Ungeduldige Menschen scheitern auf so langen Wegen zum Ziel nicht selten an der Zeit. Alles geht zu langsam, Beschleunigung scheint die Lösung zu sein und nicht selten geraten kleinere Zwischenziele aus dem Blickfeld, was den Gesamterfolg verhindert.

Erfolg braucht einen langen Atem

Sie sind nicht selten, die sogenannten Blitzerfolge. Manchmal überraschen sie uns, manchmal machen sie uns Angst und selten führen sie zu Nachhaltigkeit und zum grossen Sieg. Wer ähnlich einem Sportler den ganz grossen Erfolg anstrebt, braucht Geduld. Das hat nichts mit Abwarten und langatmigen Entscheidungsprozessen zu tun. Geduld ist vielmehr die Eigenschaft erfolgreicher Menschen, ebenso strebsam wie ausdauernd in vielen kleinen Schritten am grossen Ziel zu arbeiten.

Warum Ungeduld ein schlechter Ratgeber ist

Die Welt der Erfolgreichen ist eine Welt vieler Beziehungen, Kontakte und Abhängigkeiten. Erfolgreiche Manager sind abhängig von ihren Mitarbeitern, erfolgreiche Sportler von erfahrenen Trainern, erfolgreiche Künstler von Übung und immer wiederkehrender Bewährung vor dem Publikum.

An dieser Stelle zeigt sich schon, dass Erfolg auch immer vom Zusammenspiel unterschiedlicher Menschen und Menschengruppen abhängig ist. Wer im Umgang mit diesen Menschen ein hohes Mass an Ungeduld zeigt, riskiert letztlich die Hilfe dieser sozialen Geflechte. In der Folge werden ungeduldige Menschen schnell zu Einzelkämpfern, die in dieser Eigenschaft grosse Ziele nur selten erreichen können, vom wahren Erfolg ganz abgesehen.


Geduld ist das Ergebnis der Erfahrung, dass nur mit Beharrlichkeit und Ausdauer grosse Ziele erreicht werden können. (Bild: Racorn / Shutterstock.com)
Geduld ist das Ergebnis der Erfahrung, dass nur mit Beharrlichkeit und Ausdauer grosse Ziele erreicht werden können. (Bild: Racorn / Shutterstock.com)


Menschen reagieren auf verschiedene Inputs unterschiedlich schnell und auch jeweils anders. Allein das bedingt schon eine gewisse Art von Geduld, wenn Ziele gemeinsam erreicht werden müssen. Ein gleiches Tempo finden, beharrlich, aber ausdauernd bei der Sache bleiben und sich von Rückschlägen nicht übermässig bremsen lassen, das sind Eigenschaften geduldiger und ausdauernder Menschen.

Ungeduld ist dabei vielleicht ein gern gehörter Beleg für das Streben nach neuen Zielen, allerdings ein schlechter Ratgeber, wann immer es um den nachhaltigen Erfolg geht.

Kann Geduld erlernt werden?

Jeder Mensch bringt unterschiedliche Eigenschaften mit auf die Bühne des Lebens. Geduld gehört hier nicht von vornherein zur Grundausstattung. Wer kennt sie nicht, die wenig ausdauernden Kleinkinder, die praktisch alle paar Minuten etwas Neues beginnen wollen, ein Spiel kaum zu Ende bringen und von einer Minute auf die andere mit anderen Dingen beschäftigt sind?

Erst mit dem Schulalter gelingt es den Kleinen, längere Abschnitte mit nur einer Sache zu verbringen, sich über längere Zeiträume hinweg darauf zu konzentrieren und gegebenenfalls auf die Ergebnisse auch warten zu können.

Geduld muss also erlernt und geübt werden. Dabei dürfen wir uns auch sicher sein, dass wir am Morgen in aller Regel ausdauernder und eben geduldiger sind als am Abend. Und klar sein dürfte auch, dass wir uns in unterschiedlichen Situationen auch unterschiedlich geduldig zeigen. Während wir im Meeting unseren Kollegen ausdauernd und eben geduldig erklären, warum der neue Weg der bessere ist, geraten wir im Feierabendstau schnell in Wallung und können dem stockenden Verkehr kaum etwas geduldig Hinzunehmendes abgewinnen.

Und ältere Menschen sind nicht selten deutlich geduldiger als jüngere. Hier zeigt sich ein Grad der Reife und Erfahrung, die gezeigt hat, dass Geduld oftmals sicherer zum Ziel führt als das ungeduldige Abarbeiten vieler kleiner Schritte, die letztlich so gar nichts miteinander zu tun haben.

Warum Ungeduld regelrecht gezüchtet wird

Werbestrategen spielen mit der Ungeduld der Menschen. Im Mittelpunkt steht hier nicht selten die sofortige Bedürfnisbefriedigung, entgegen jeglichem Nachdenken und Abwägen. Und wer mit Mitte 30 den Sprung zum Topmanager noch nicht geschafft hat, wird wohl niemals ganz oben in der Spitze ankommen. Damit wird dem modernen Menschen suggeriert, dass nur Ungeduld zum Ziel führen könne.

Wer jedoch Jäger, Sammler und Angler studiert, merkt schnell, dass genau sie sowieso nur mit Geduld zum ganz grossen Fang kommen. Ungeduld wird deshalb präferiert, weil damit schnelle Bedürfnisse zur Not mit einem günstigen Konsumkredit entwickelt und befriedigt werden können, noch bevor sich Menschen auf das besinnen, was sie eigentlich wirklich wollen.

 

Oberstes Bild: © In Tune – Shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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