Baseler Chemiekonzern Clariant: Grosse Zukunft in den USA?

Der Chef des Schweizer Chemiekonzerns Clariant, Hariolf Kottmann, sieht für sein Unternehmen in den USA eine grosse Zukunft. Der Grund dafür sind der Schiefergasboom und die daraus resultierenden günstigen Energiepreise in den Vereinigten Staaten. Ein Wegzug aus Basel kommt für das Unternehmen trotzdem nicht in Frage. Kottmanns Wortmeldung ist jedoch exemplarisch für ein Dilemma, vor dem in Europa nicht nur Schweizer Firmen stehen.

Gegenüber dem „Tagesanzeiger“ sprach der Clariant-CEO von „Goldgräberstimmung“ in den USA, auch Asien sei für die chemische Industrie ein „heisses Pflaster“. Er sei überzeugt, dass die chemische Industrie sich in Nordamerika wieder in viel grösserem Masse etablieren werde als bisher. Die aktuellen Energiepreise in Europa hemmen dagegen grössere Investitionen.

Günstige Energie- und Rohstoffpreise in den USA

Nordamerika ist vor allem durch den Schiefergasboom für Clariant und andere Unternehmen aus der Branche wieder interessant geworden. Schiefergas kann sowohl als Energiequelle als auch als Rohstoff dienen. Zudem haben die USA ihr Pipelinesystem bereits in der Vergangenheit gut ausgebaut. Das geförderte Gas kann daher schnell dorthin transportiert werden, wo es von der Industrie gebraucht wird. Die sehr günstigen Preise für den Rohstoff und die daraus gewonnene Energie verschaffen den USA langfristig einen immensen Standortvorteil. Kottmann spricht hier eine klare Sprache: Chemiefirmen, die auf eine langfristige Entwicklung setzen, kommen um grosse Projekte in den Vereinigten Staaten nicht herum.

Der Clariant-Standort Basel bleibt erhalten

Aus Sicht des Firmenchefs muss Clariant sein Portfolio vor allem im Hinblick auf Spezialchemikalien für Haushalt, Körperpflege und Landwirtschaft verstärken. Die Basis dafür ist Äthylen, welches das Unternehmen auf dem Weltmarkt kauft. In Europa kostet eine Tonne Äthylen rund 1.400 Euro, in den USA ist sie bereits für ein Viertel dieses Preises zu haben. Diesen Preisunterschied nicht auszunutzen, kann sich langfristig kein relevantes Chemieunternehmen leisten. Auf dem US-amerikanischen Markt sei daher künftig eine gewaltige Dynamik zu erwarten. Der Firmensitz von Clariant wird laut Kottmann trotzdem in Basel bleiben. In der Schweiz beschäftigt der Konzern derzeit rund 800 Mitarbeiter. Das Gros der etwa 17.000 Angestellten ist also auch bisher schon in seinen internationalen Dependancen tätig.


Fracking – ökonomisch lukrativ und extrem umweltschädlich. (Bild: Calin Tatu / Shutterstock.com)
Fracking – ökonomisch lukrativ und extrem umweltschädlich. (Bild: Calin Tatu / Shutterstock.com)


Fracking – ökonomisch lukrativ und extrem umweltschädlich

Vor der Entscheidung eines grösseren Engagements in den USA stehen im Übrigen nicht nur Clariant, sondern viele Industriekonzerne in der Schweiz und in Europa. Das sogenannte Fracking – die Förderung von Erdgas aus Gesteinsschichten in 1.000 bis 5.000 Meter Tiefe unter Einsatz von verschiedenen Chemikalien und hohem hydraulischem Druck – hat zum wirtschaftlichen Boom in den USA nicht unerheblich beigetragen. Das Land ist heute unabhängig von Gasimporten, Unternehmen profitieren von der günstigen Energie. Andererseits gilt Fracking als extrem umweltschädlich, was seiner Etablierung in europäischen Ländern anders als in den USA oder Asien bisher enge Grenzen setzt. In der Schweiz hat die Grüne Partei gerade eine Volksinitiative zum Verbot von Fracking auf den Weg gebracht. In einigen Kantonen – beispielsweise in Freiburg und der Waadt – laufen Moratorien für diese Technologie. Das Problem der Abhängigkeit von Energieimporten und kontinuierlich steigende Preise für Energie stehen allerdings weiterhin im Raum und werden sich – unter anderem durch die Ukraine-Krise – in Zukunft sehr wahrscheinlich noch verschärfen.

 

Oberstes Bild: © fotohunter – Shutterstock.com

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