OECD: Keine Entwarnung für die Arbeitsmärkte

Die Organisation für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung (OECD) hat ihren „Employment Outlook 2014“ – die jährliche Untersuchung der Beschäftigungssituation in ihren 34 Mitgliedsländern – präsentiert. In den fünf Kapiteln des Berichts geht es vor allem um die Folgen der Finanz- und Wirtschaftskrise für die Arbeitsmärkte. In vielen Ländern sind weder die aktuelle Beschäftigungssituation noch die Prognosen für die Zukunft positiv.

In den OECD-Ländern waren demnach im Juni 2014 bei einer Arbeitslosenquote von 7,3 % 45 Millionen Menschen im erwerbsfähigen Alter ohne Arbeitsplatz – fast zwölf Millionen mehr als im letzten Vorkrisenjahr. Mit grösseren Veränderungen auf dem Arbeitsmarkt rechnet die OECD offensichtlich nicht – die prognostizierte Arbeitslosenquote 2015 liegt bei 7,1 %.

Jeder dritte Erwerbslose in den OECD-Ländern ist langzeitarbeitslos

Dramatisch gestaltet sich vor allem der Anstieg der Zahl der Langzeitarbeitslosen. Im ersten Quartal 2014 galt jeder dritte Erwerbslose als langzeitarbeitslos – ein Plus von 85 % gegenüber 2007. Die OECD führt das Problem der Langzeitarbeitslosigkeit auf strukturelle Probleme sowie den Know-how-Verlust der Betroffenen zurück. Wenn überhaupt, dürften sie sich selbst bei guter Konjunktur nur sehr schleppend wieder in den Arbeitsmarkt integrieren lassen, da die Arbeitgeber problemlos besser qualifizierte Mitarbeiter finden können.

Zweigeteilte Arbeitsmärkte mit Privilegien für unbefristet angestellte Arbeitnehmer

Ein weiteres Problem sind zweigeteilte Arbeitsmärkte. In Ländern wie Spanien wurden vor dem Ausbruch der Krise die Arbeitsmärkte für temporär beschäftigte Arbeitnehmer liberalisiert, während die Privilegien der Mitarbeiter mit unbefristeten Verträgen erhalten blieben. Aufgrund für die Unternehmen teurer Entlassungsmodalitäten überstand die zweite Gruppe die Krisenjahre mehrheitlich ohne Arbeitsplatzverlust, während die temporär Beschäftigten die Folgen der Schwankungen am Arbeitsmarkt zu tragen haben.

Berufsanfänger im Alter zwischen 15 und 24 Jahren starten in der Regel mit Zeitverträgen in ihr Arbeitsleben. In der Schweiz oder vergleichbaren Volkswirtschaften erhalten sie aufgrund der dualen Ausbildung zwar ebenfalls einen befristeten Anstellungsvertrag, haben danach jedoch gute Chancen auf eine dauerhafte Stelle. In Spanien oder Portugal sind temporäre Arbeitsverhältnisse dagegen Usus. Insbesondere für spanische Arbeitnehmer werden aufeinanderfolgende Zeitverträge altersunabhängig oft zur Dauerlösung.

Neue Regulierungen für das Verhältnis zwischen temporären und festen Mitarbeitern?

Negativ zu bewerten sind die temporären Arbeitsverträge sicher nicht in jedem Fall. Sie geben Arbeitnehmern die Möglichkeit zum Berufseinstieg oder dazu, nach einer Unterbrechung wieder in den Arbeitsmärkten Fuss zu fassen. Unternehmen können damit flexibel auf Schwankungen ihrer Auftragslage reagieren. Problematisch ist jedoch das Verhältnis zwischen den „Insidern“ mit unbefristeten Verträgen und den Beschäftigten mit Temporärverträgen. Aus Sicht der OECD haben sich die bisherigen staatlichen Regulierungen in dieser Hinsicht nicht bewährt, sondern vor allem zu einer stärkeren Fragmentierung der Arbeitsmärkte geführt. Bestimmte Privilegien – beispielsweise hohe Abfindungen – seien daher zu hinterfragen.

 

Oberstes Bild: © 360b – Shutterstock.com

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