Schweizer Unternehmen führend in Mikrofinanzierungsfonds

Über viele Jahre als ein Projekt der Entwicklungshilfe belächelt, hat sich die von Friedensnobelpreisträger Muhammad Yunus entwickelte Mikrofinanzierung inzwischen längst zu einem ernst zu nehmenden Wirtschaftsfaktor entwickelt. Ein Indikator hierfür ist nicht zuletzt das Engagement, mit dem sich die Schweizer Finanzbranche an dieser Form des Investments beteiligt.

Die Schweiz hat sich in den letzten Jahren zum Zentrum des Microfinance entwickelt. Schade nur, dass diese Anlageform sich dem privaten Kleinanleger weitestgehend verschliesst – und das, obwohl viele auf der Suche nach einer Möglichkeit sind, Rendite zu machen und dabei gleichzeitig Gutes zu tun.

Momentan verwalten Schweizer Finanzinstitute ein Drittel der zehn Milliarden Kleinkredite, die weltweit durch Anlagefonds refinanziert werden. In Ländern rund um den Globus werden so zunehmend Kleinunternehmen und Start-ups unterstützt. Der Grossteil der in der Schweiz verwalteten Gelder geht in die sogenannten Schwellenländer Lateinamerikas, Zentralasiens und Osteuropas. Alleine 2013 ist der Microfinance-Markt um etwa 20 % gewachsen. In der Schweiz sind die wichtigsten Fondsmanager die Symbiotics Group sowie BlueOrchard und Responsability, allesamt Unternehmen, die mehr Wert auf Transparenz als auf horrende Boni ihrer Mitarbeiter legen.

Sie akquirieren und beraten Investoren und leiten deren Gelder an ausgewählte Microfinance-Banken weiter. Diese verantworten dann die Auswahl der Kleinunternehmer, die die Darlehen erhalten und Zinsen dafür zahlen. Etwa 1500 Kleinkredite können über einen Zeitraum von fünf Jahren unter Verwendung von einer Million Euro Franken vergeben werden. Von dieser Summe profitieren einschliesslich aller Zulieferer und Angestellter durchschnittlich 7500 Personen, die vor der Investition unterhalb der Armutsgrenzen gelebt haben.

Durchschnittlich lag die Rendite der Mikrofinanzierungsfonds in den letzten zehn Jahren bei 3,9 %. Damit kann sich diese Anlageform nicht ganz mit anderen Portfolios messen, die etwa Blue-Chip-Papiere oder Obligationen enthalten. Als relativ sicherer Ausgleich sind sie jedoch eine ausgezeichnete Wahl, denn die Kreditausfallquote ist mit unter 1 % extrem niedrig. Dies liegt nach Studienergebnissen auch daran, dass etwa 70 % der Darlehensnehmer Frauen sind, die grundsätzlich eine hohe und pünktliche Rückzahlungskultur pflegen und zudem ihren Kinder so gut wie immer ermöglichen, aus der bisherigen Armutsspirale auszubrechen.

Umso schwieriger ist es angesichts der offensichtlichen Sicherheit und Nachhaltigkeit der Microfinance-Anlagen (ungeachtet der schwarzen Schafe, die es natürlich auch in diesem Branchenzweig immer geben wird), dass diese in der Schweiz durch regulatorische Grenzen für Kleinanleger fast unzugänglich sind. Noch zählt die Schweizer Regierung Microfinancing nämlich zu den alternativen Investments mit geringer Liquidität und damit zu den hochriskanten Produkten, wie etwa auch Hedgefonds, vor deren Komplexität Kleinanleger geschützt werden sollen.

Tatsächlich aber ist das Mikrofinanzsystem wesentlich einfacher und vor allem selbstverpflichtet transparenter als die meisten vergleichbaren Investments, die private Kunden sonst für ihr Portfolio angeboten bekommen. Ausserdem deckt es sich perfekt mit der steigenden Nachfrage nach nachhaltigen Geldanlagen vonseiten ethisch bewusster Kunden.

 

Oberstes Bild: © Olivier Le Moal – Shutterstock.com

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Mehr zu Caroline Brunner

Caroline Brunner ist freiberufliche Online-Journalistin mit Fokus auf Arbeitspsychologie, Entrepreneurship, Kommunikation, Karriereplanung, Nachhaltigkeit und Verbraucherthemen.

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