Best-Practices für die Unternehmensgründung mit Geschäftspartnern, Teil I

Diese sechs Dinge sollten Partner bereits vor der Gründung geklärt haben

Viel spricht dafür, sich die Start-up-Verantwortung zu teilen. Oft entwickelt sich die Entscheidung, zusammen in die Selbstständigkeit zu starten, aus einer gemeinsam entwickelten Geschäftsidee. Manchmal ist es eine Frage der Finanzierung oder eine Fusion von Kompetenz und Erfahrung. Wie auch immer die Historie der zukünftigen Partnerschaft sein mag, einige wichtige Punkte müssen bei einer gemeinsamen Gründung bedacht werden. Im ersten Teil unserer zweiteiligen Serie zum Co-Founding geht es darum, präventiv Transparenz zu schaffen, um sich danach ganz auf das operative Geschäft konzentrieren zu können.

1. Vorsorge ist besser als Konflikte im laufenden Betrieb

Erfahrungsgemäss ähnelt eine Business-Partnerschaft in vielen Aspekten einer Ehe. Am Anfang herrschen vor allem Enthusiasmus und gemeinsame Leidenschaft für das Projekt vor. Mögliche Konflikte oder gegenläufige Erwartungen werden entweder nicht erkannt oder nicht an die Oberfläche gelassen, um die Harmonie zu wahren. Dabei ist diese Zeit des Optimismus eigentlich prädestiniert, um potenzielle Krisenherde zu identifizieren und aus der Welt zu schaffen.

Aus dem Problem heraus lässt sich nämlich sehr viel weniger gelassen und ergebnisorientiert Problemlösung betreiben. Nehmen Sie sich also bewusst Zeit, die folgenden Punkte als Teil Ihres Gründungsprozesses gemeinsam durchzugehen. Hilfreich kann dabei auch ein erfahrener Coach sein, der Ihnen die richtigen Fragen stellt.

Ideal ist es, wenn Sie diesen Findungsprozess noch vor der Suche nach Investoren, dem Abschluss des Gesellschaftsvertrags und dem Eintrag der Firma initiieren. So haben Sie Klarheit, bevor Sie sich auch rechtlich aneinander binden und Verbindlichkeiten gegenüber Dritten eingehen, für die Sie beide haften. Es hilft Ihnen vor allem auch, nach aussen als geschlossene Front aufzutreten und mit einer Stimme zu sprechen. Nicht selten kommt es sonst vor, dass beim Bankgespräch plötzlich einander widersprechende Absichten in den Raum gestellt werden. Der dabei entstehende Eindruck von unreifer Planung kann ein komplettes Finanzierungsmodell in sich zusammenstürzen lassen.

2. Verschriftlichen Sie die Ergebnisse Ihrer Gespräche

Hier ist nicht die Rede von rechtsverbindlichen Protokollen. Erstellen Sie stattdessen gemeinsam eine Absichtserklärung, in der Sie Ihre Visionen und Geschäftsentwicklungserwartungen darlegen. Dieser Prozess des gemeinsamen Formulierens ist besonders wichtig, falls Sie keinen Businessplan geschrieben haben.


Machen Sie Ihre Visionen explizit und gleichen Sie sie miteinander ab. (Bild: Pressmaster / Shutterstock.com)
Machen Sie Ihre Visionen explizit und gleichen Sie sie miteinander ab. (Bild: Pressmaster / Shutterstock.com)


3. Machen Sie Ihre Visionen explizit und gleichen Sie sie miteinander ab

Selbst wenn Sie gemeinsam an einer Idee gefeilt haben und ein Projekt von Anfang an zusammen entworfen haben, heisst das noch nicht, dass Ihre Visionen und Erwartungen absolut synchron sind. Das liegt meist daran, dass Sie beide schlicht davon ausgehen, identische Ziele zu haben und eine gemeinsame Unternehmensphilosophie zu vertreten. Dem muss aber nicht automatisch so sein. Erstellen Sie eine Liste mit den entscheidenden Fragen, die jeder der Gründer für sich beantworten und dem anderen präsentieren sollte.

  • Warum will ich persönlich dieses Unternehmen gründen?
  • Welche Bedürfnisse erfüllt das Portfolio meiner Meinung nach?
  • Wie sieht meiner Meinung nach die beste Markteintritts-, Konsolidierungs- und Wachstumsstrategie für das Unternehmen aus?
  • Welche gesellschaftlichen Werte vertritt die Firma?
  • Wie wichtig ist mir soziales Engagement innerhalb des Unternehmensrahmens?
  • Wie viele Schulden bzw. Verpflichtungen gegenüber Dritten bin ich bereit, in persönlicher Haftung mitzutragen?

Bringen Sie den Gründungsprozess nicht voran, bis Sie sich nicht für jeden dieser Punkte auf einen gemeinsamen Fahrplan geeignet haben.

4. Auch Risikobewusstsein und Prävention sollten explizit gemacht werden

Gerade im Gründungsprozess ignoriert man die eigenen Ängste und Warnsignale oftmals, um die allgemeine Stimmung von Aufbruch und Zuversicht nicht zu stören. Dabei sind solche intuitiven Wahrnehmungen von möglichen Sicherheitslücken in verwendeten Systemen, eine instinktive Abneigung bestimmter, potenzieller Kooperationspartner oder eine warnende Stimme im Hinblick auf zu tätigende Investitionen oftmals exakt die Richtungsweiser, die vor späterem Geschäftsversagen warnen können. Machen Sie sich gegenseitig den Raum auf, um alle, auch irrational oder konservativ erscheinende Ängste, kommunizieren zu können und nehmen Sie sich gegenseitig ernst.

5. Einigen Sie sich auf gemeinsam getragene Erfolgsindikatoren

Erfolg kann für verschiedene Menschen völlig verschiedene Dinge bedeuten. Natürlich wollen Sie beide Ihr Unternehmen in die Gewinnzone führen. Ab welchem Umsatz aber stellt sich bei Ihnen ein persönliches Erfolgserlebnis ein? Und welche immateriellen Grössen werten Sie noch als Erfolg? Mitarbeiterzufriedenheit? Nachhaltigkeit? Mäzenatentum? Öffentlichkeitswahrnehmung?

Nicht immer nämlich lassen sich alle diese Erfolgsquotienten gleichzeitig verwirklichen. Geht es etwa Ihrem Partner um grösstmögliche Rendite, Ihnen aber eher um eine nachvollziehbare, nachhaltige Verwaltung der Firmengelder, dann sind Konflikte vorprogrammiert.

6. Definieren Sie die Entscheidungsfindungsprozesse

Sie können nicht jeden Schritt im Voraus planen: Jeden Tag werden in Ihrem jungen Unternehmen Entscheidungen anstehen. Klären Sie vorab, wer welche Befugnisse hat, welche Entscheidungen nur gemeinsam getroffen werden können und wer in welchen Kompetenzbereichen das Letztentscheidungsrecht hat. Auch der Prozess der Lösungsfindung sollte in Eckpunkten festgelegt werden. Schlussendlich dürfen Sie auch das mögliche Szenario einer unmöglichen Einigung nicht ausklammern – wie wollen Sie in einer Pattsituation vorgehen, wer könnte ein von beiden Seiten akzeptierter Mediator sein?

 

Oberstes Bild: © Dragon Images – Shutterstock.com

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Mehr zu Caroline Brunner

Caroline Brunner ist freiberufliche Online-Journalistin mit Fokus auf Arbeitspsychologie, Entrepreneurship, Kommunikation, Karriereplanung, Nachhaltigkeit und Verbraucherthemen.

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