So vermeiden Sie, "Das weiss ich leider nicht" sagen zu müssen

Natürlich, keiner von uns ist allwissend. Meist spezialisieren wir uns ganz bewusst; ausserdem haben Google & Co. das Ihrige dazu getan, dass sich unsere Allgemeinbildung verringert hat – schliesslich ist jeder beliebige Fakt auf Knopfdruck auch von unterwegs abrufbar. Unsere Toleranz gegenüber dem Nichtwissen unserer Gegenüber hat generell zugenommen. Niemand strebt mehr danach, Universalgelehrter zu werden.

Dies vorausgeschickt, kann es trotzdem extrem unangenehm werden, „Ich weiss nicht“ sagen zu müssen. Denn dieser Satz kann symptomatisch sein für fehlende Vorbereitung auf einen Termin, unzureichendes Basiswissen, wo es erwartet werden könnte, oder eine defizitäre Datenlage, wo eine interessierte Partei wie ein potenzieller Investor oder Businesspartner vollständigere Informationen voraussetzt. Und dann ist da noch die Klasse der unmöglichen Fragen, nicht selten als Test von Vorgesetzten gestellt, um Ihre Selbstsicherheit auch in Gruppensituationen zu testen.

Hier können die Konsequenzen offensichtlicher Wissenslücken besonders negativ ausfallen, wenn Sie sich in einem Meeting mit mehreren Teilnehmern befinden, die Sie noch nicht gut kennen und die Sie eigentlich von Ihrer Kompetenz überzeugen wollen. Für diese Fälle sollten Sie geeignete Alternativen zum Fragezeichen-Szenario abrufbereit halten – denn diese gibt es. So manövrieren Sie sich nicht in die Defensive, sondern gehen mit der Situation proaktiv um.

Schon die Eleganz, mit der Sie dabei rhetorisch vorgehen, und die Bereitschaft, nicht ahnungslos unterzugehen, werden Ihnen entscheidende Pluspunkte bringen. Ausserdem machen diese Auswege es Ihnen leichter, sich nicht in eine vorgetäuschte Expertise zu flüchten und Fakten zur Verfügung zu stellen, die Sie selbst nur gerüchteweise gehört haben. Nicht jede Antwort ist besser als keine Antwort! Wir zeigen Ihnen fünf Strategien, mit denen Sie sich das nächste „Das weiss ich leider nicht“ sparen können.

1. Sie brauchen einfach nur etwas Zeit, um nachzudenken?

Dann schaffen Sie sich einen Raum mit der Einleitung „Lassen Sie mich sichergehen, dass ich Ihr Anliegen/Ihre Frage richtig verstanden habe …“, der eine kurze, präzise Zusammenfassung des Hinterfragten folgt – allerdings unbedingt in Ihren eigenen Worten und im besten Fall faszinierender formuliert, als Ihr Gegenüber es getan hat. Dadurch und durch das Warten auf die Antwort des Gegenübers gewinnen Sie wertvolle Sekunden, um Ihr Gedächtnis nach den gewünschten Informationen zu durchsuchen. Ausserdem gewinnen Sie durch die Antworten zusätzliche Daten, auf die Sie aufbauen können und die Ihnen die Möglichkeit geben, auf Details einzugehen statt nur auf das unscharfe Ganze.

2. Sie kennen zwar die genaue Antwort nicht, haben aber eine intelligente Vermutung?

Dann leiten Sie diese mit einem Satz ein wie „Ohne Ihnen eine zu 100 % fundierte Antwort geben zu können, denke ich persönlich …“ oder „Ich kenne zwar die genaue Faktenlage nicht, aber meine Erfahrung sagt mir …“. Sie sind mit dieser Antwort ehrlich genug, um Ihr Halbwissen offen zu kommunizieren, bieten stattdessen aber eine interessante Alternative an. Im Rahmen eines längeren Workshops oder einer intensiveren Zusammenarbeit können Sie an dieser Stelle auch offerieren, das notwendige Datenmaterial schnellstmöglich zusammenzutragen und den Teilnehmenden aufbereitet zur Verfügung zu stellen.


Es ist wichtig dass Sie mitteilen, dass Sie keine unfundierten Meinungen äussern möchten, sich aber bereits mit der Materie befassen. (Bild: EDHAR / Shutterstock.com)
Es ist wichtig dass Sie mitteilen, dass Sie keine unfundierten Meinungen äussern möchten, sich aber bereits mit der Materie befassen. (Bild: EDHAR / Shutterstock.com)


3. Sie hatten legitimerweise einfach noch nicht die Zeit, Daten zu sammeln?

Das ist völlig in Ordnung, wenn Sie es auch genau so formulieren. „Aufgrund meiner Ferien/Geschäftsreise bin ich gerade erst dabei, das Datenmaterial zu sammeln, das mir eine Beantwortung Ihrer Frage erlauben würde …“ Damit kommunizieren Sie, dass Sie keine unfundierten Meinungen äussern möchten, sich aber bereits mit der Materie befassen. Sammeln Sie in diesem Fall (und im vorherigen) die Kontaktdetails derjenigen Anwesenden, die sich für Ihre Rechercheergebnisse interessieren, und lassen Sie diesen als Teil der Nachbereitung eine Zusammenfassung innerhalb eines zuvor angekündigten Zeitfensters zukommen. Halten Sie sich genau an Letzteres. Der positive Eindruck wird die Verzögerung mehr als kompensieren.

4. Sie können keine umfassende, aber eine kompetente Teilantwort geben?

Scheuen Sie sich nicht, dies auch zu tun, etwa mit den Worten „Ich kann Ihnen hierbei nicht umfassend weiterhelfen, aber eine Teilantwort geben.“ Widerstehen Sie der häufigen Reaktion, lieber gar nichts zu sagen und gleich aufzugeben, wenn Sie doch eigentlich Wertvolles zum Gesamtergebnis beitragen könnten. Wenden Sie sich nach Ihrer Antwort proaktiv an die Gruppe, falls Sie sich in einer solchen befinden, und formulieren Sie den noch unbeantworteten Teil als offene Frage an alle. So können Sie eine Diskussion anregen und lenken das Spotlight von sich selbst auf das Kollektiv.

5. Sie haben keine Antwort, kennen aber jemanden, der weiterhelfen kann?

Wenn Sie selbst keine Antwort zur Verfügung stellen können, in Ihrem Online- oder Offline-Netzwerk aber ein Experte darauf wartet, dies für Sie zu tun, dann bieten Sie diesen Kontakt mit den Worten an „Das ist eine faszinierende Frage. Ich bin mit der Materie nicht vertraut genug, aber würde Sie gerne mit XY in Kontakt bringen.“ Tun Sie dies dann auch so schnell wie möglich und stellen Sie durch eine spätere persönliche Nachfrage sicher, dass Ihr Gegenüber die Informationen erhalten hat, um die es ging.

 

Oberstes Bild: © Pressmaster – Shutterstock.com

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Mehr zu Caroline Brunner

Caroline Brunner ist freiberufliche Online-Journalistin mit Fokus auf Arbeitspsychologie, Entrepreneurship, Kommunikation, Karriereplanung, Nachhaltigkeit und Verbraucherthemen.

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