Fachkräftemangel: SECO klärt über betroffene Branchen auf

Das Staatssekretariat für Wirtschaft (SECO) hat jüngst eine Studie veröffentlicht, in der ein neues Indikatorensystem vorgestellt wurde. Mit diesem System kann der Fachkräftemangel im Detail beleuchtet werden. Damit wird es möglich, branchenspezifisch zu differenzieren, wo Nachholbedarf besteht und an welchen Stellen bereits genügend Experten auf dem Arbeitsmarkt vorhanden sind.

Interessant dürfte das System vor allem hinsichtlich der Kontingente sein, die künftig den Zuzug von Ausländern regeln.

So funktioniert das Indikatorensystem des SECO

Die magische Zahl lautet 105 %. Das bedeutet: Bezüglich aller Stellen, die in einer bestimmten Branche vorhanden sind, müssen so viele Experten im Land sein, die jene besetzen können, dass von einer gesamtwirtschaftlichen Auslastung gesprochen werden darf. Die zusätzlichen 5 % sind vorgesehen, damit Unternehmen zeitnah Ersatz finden können, wenn sich ein Mitarbeiter beispielsweise entscheidet, seinen Arbeitsplatz zu wechseln oder in Rente zu gehen. Von einem Fachkräftemangel dürfe dann die Rede sein, wenn die Zahl der verfügbaren Arbeitskräfte „signifikant“ unter dieser Marke liege, so das SECO weiter. Der Indikator begnügt sich allerdings nicht mit dieser Angabe, sondern nimmt zusätzlich die Zahl der freien Stellen in den Blick. Auf diese Weise soll sichergegangen werden, dass sich eine Branche nicht einfach in der Umstrukturierung befindet.

In diesen Berufen herrscht Fachkräftemangel

Die Studie bringt einige Überraschungen ans Licht. So herrscht ihr zufolge der grösste Fachkräftemangel bei den Informatikern: Der Deckungsgrad liegt hier derzeit nur bei 49 %, die Zahl der offenen Stellen hingegen bei 8 %. Das ist gleichbedeutend mit Rang zwei in dieser Statistik. Lediglich technische Zeichner werden noch häufiger gesucht. Allerdings ist bei diesen kein Mangel zu verzeichnen, denn der Deckungsgrad rangiert bei 332 % und übersteigt damit sogar den der Geistes- und Sozialwissenschaftler.

Geradezu verheerend erscheint demgegenüber der Mangel in den technischen Berufen (inklusive Maschinisten etc.) und bei den geeigneten Führungskräften. Hier bewegt sich der Deckungsgrad im Durchschnitt bei 30–35 %. Die Zahl der offenen Stellen beträgt für diese Berufsgruppen 3–7,5 % und befindet sich damit ebenfalls sehr weit oben in dieser speziellen Statistik.

Gesättigte Branchen

Gesättigt sind einige Branchen, bei denen man in der Vergangenheit zumindest einen Mangel vermutete. Im Handels- und Verkehrsbereich rangiert der Deckungsgrad beispielsweise bei 111 %. Die unterrichtenden Berufe kommen auf 97 %. Bei den einfachen Technikern ist ein Deckungsgrad von 106 % zu verzeichnen, damit liegt er praktisch fast genau auf der Zielmarke. Selbst im Gastgewerbe – also im Tourismus – ist der Fachkräftemangel mit einem Deckungsgrad von 87 % gering.

Diese Rolle spielen die Ausländer

In den vergangenen zehn Jahren sind laut der Studie 14,9 % Ausländer in die Gesamtwirtschaft eingewandert. Sie fingen dabei häufig Mangelberufe auf: 29,8 % der Personen, die im Bergbau bzw. im Bereich der Steinbearbeitung arbeiten, sind beispielsweise Ausländer. Durch sie liegt der Deckungsgrad bei immerhin 83 %. Im Tourismus arbeiten 24,8 % der Personen mit einem fremden Pass. Bei den Dienstleistern sowie den Ingenieuren sind es 24 % bzw. 23,4 %. Allerdings sind die Ausländer auch sehr stark bei den Sozial- und Geisteswissenschaftlern vertreten. Hie repräsentierten sie in den letzten zehn Jahren 23,0 % der Arbeitenden.

Für die Diskussion um die Kontingente und wie diese aussehen sollen, ist allerdings noch eine weitere Statistik von Interesse: In praktisch allen Branchen, in denen viele Ausländer arbeiten, ist die Arbeitslosenquote sehr tief. Bei den Dienstleistern beträgt sie beispielsweise nur 0,8 % und bei den Ingenieuren lediglich 1,5 %. Allerdings gilt auch hier die alte Regel, nach der es keine Gesetzmässigkeit ohne Ausnahme gibt: Im Tourismus bzw. Gastgewerbe fällt die Arbeitslosigkeit mit 8 % überdurchschnittlich hoch aus. Die Zahl der offenen Stellen bewegt sich hier bei 3,9 %.


Der Bildungsgrad ist in einigen Branchen, wie z.B. im Gastgewerbe bzw. Tourismus, zu schlecht. (Bild: VLADGRIN / Shutterstock.com)
Der Bildungsgrad ist in einigen Branchen, wie z.B. im Gastgewerbe bzw. Tourismus, zu schlecht. (Bild: VLADGRIN / Shutterstock.com)


Das Bildungsproblem

Die Zahlen aus dem Tourismus sind ein Beispiel für ein komplexes Problem, das sich zusätzlich in einigen Branchen ergibt. In diesem Bereich kann es eine sehr hohe Arbeitslosenquote geben und trotzdem neue Fachkräfte benötigt werden. Der Bildungsgrad ist in einigen Branchen, wie z.B. im Gastgewerbe bzw. Tourismus, zu schlecht. Hier könnten statt ausländischer Fachkräfte auch gezielte Weiterbildungsmassnahmen von grossem Nutzen sein. Ähnlich sieht es im Baugewerbe, auf dem Gebiet von Sport und Unterhaltung sowie im Bergbau bzw. der Steinbearbeitung aus.

Interessant ist dabei, dass gerade diese Branchen zuletzt ein grosses Wachstum verzeichnen konnten. So stieg im Bereich Sport und Unterhaltung die Zahl der Stellen in den vergangenen zehn Jahren um 114 % an. Die Dienstleistungsberufe, die um 95 % in die Höhe schossen, folgen auf Rang zwei in dieser Statistik. Im Tourismus wuchs die Zahl der Arbeitsplätze um 9 %.

 

Oberstes Bild: © suphakit73 – Shutterstock.com

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