Wenn Kinder Büroluft schnuppern

Das eigene Kind für einen Tag im Büro – warum nicht? Was Sie vielleicht ganz locker sehen, muss nicht auch für Kollegen und/oder den Chef gelten. Denn das Verhalten von Kindern im Büro lässt sich nicht vorhersehen.

Aus diesem Grund sollten Sie sich gut überlegen, ob es wirklich sinnvoll ist, den Nachwuchs an die Arbeitsstätte zu bringen. Was Sie dabei beachten müssen und wie vielleicht auch Ihre Kinder von der Anwesenheit im Büro profitieren, zeigen wir Ihnen im folgenden Artikel.

Auf Wiedersehen, Arbeit!

Zuerst müssen Sie sich von der Vorstellung verabschieden, dass Sie diesen Besuch kontrollieren könnten und Ihre Arbeit darunter nur wenig leide. Sie denken sich vielleicht, dass der oder die Kleine von all den neuen Erfahrungen an einem Ort wie diesem abgelenkt werde und Sie sich gar nicht in hohem Masse um Ihr Kind kümmern müssten – aber das stimmt nicht. Der Grund dafür sind leider Sie selbst oder besser gesagt die Art Ihrer Arbeit.

Bei den typischen Bürojobs sehen Kinderaugen eine Person, die vor einem Computer sitzt, daran irgendeine undeutliche Handlung ausführt und hin und wieder telefoniert. Was genau die Eltern machen, begreifen Kinder jedoch überhaupt nicht. Ihnen fehlt das Wissen über den Begriff Arbeit, und Sie können ihnen auch nicht erklären, was genau Sie dort tun (bis zu einem bestimmten Alter). Was Ihnen vielleicht Spass macht und wovon Sie denken, dass es sicherlich auch Ihre Kinder faszinierend finden, begeistert die Kleinen also gar nicht – weil sie es nicht verstehen. Daraus folgt, dass Sie sich im Büro sogar noch intensiver um Kinder kümmern müssen.

Verbindungen knüpfen

Aber: Es kann trotz des vorherigen Absatzes sehr lohnenswert sein, Ihre Kinder mit ins Büro zu nehmen. Für sehr viele von ihnen stellt nämlich Ihre Abwesenheit ein Buch mit sieben Siegeln dar. Sie sagen vielleicht seit Jahren, dass Sie „jetzt zur Arbeit gehen“. Dann verschwinden Sie für acht Stunden und erscheinen wieder. Indem Sie Ihren Kindern zeigen, wohin Sie gehen, mit welchen Menschen Sie dort interagieren und wie Sie diese Zeit verbringen, wird aus diesem undefinierbaren Loch im Tag des Kindes eine feste Grösse. Wenn Mama oder Papa weg sind, dann sind sie eben nicht „weg“ – sondern an einem Ort, welchen das Kind kennt.

Ab einem gewissen Alter erzielen Sie dann sogar einen konkreteren Lerneffekt: Mit beispielsweise zwölf Jahren können auch Kinder begreifen, was Sie dort tun und was Sie so spannend an Ihrem Beruf finden. Zeigen Sie Ihnen, welche Interessen und Erfahrungen in bestimmten Berufen gemacht werden können – und sprechen Sie bloss nicht zu negativ über Ihren Job. „Mein Chef ist so ein …“ oder „Die Arbeit war heute mal wieder fürchterlich“ und ähnliche Aussagen prägen auch das Kind. Wer gleich negativ vorbelastet in die Berufswelt startet, wird offensichtlich nicht besonders motiviert sein.


Bedenken Sie, dass Sie und Ihr Kind nicht allein im Büro sind. Die anderen Mitarbeiter und eventuelles Führungspersonal sind immer noch vor Ort. (Bild: spotmatik / Shutterstock.com)
Bedenken Sie, dass Sie und Ihr Kind nicht allein im Büro sind. Die anderen Mitarbeiter und eventuelles Führungspersonal sind immer noch vor Ort. (Bild: spotmatik / Shutterstock.com)


Der Umgang mit den Kollegen

Bedenken Sie, dass Sie und Ihr Kind nicht allein im Büro sind. Die anderen Mitarbeiter und eventuelles Führungspersonal sind immer noch vor Ort – und auch diese Personen müssen mit Ihrem Kind klarkommen. Je nach Gemütslage des Chefs wird dieser es vielleicht auch ganz witzig finden, mal einen Papierflieger durch das Büro segeln zu sehen. Jede Geduld kann jedoch überstrapaziert werden, und nach dem dritten Gummiband, das ihm gegen den Anzug fliegt, wird auch Ihr Vorgesetzter gereizt reagieren – und zwar auf Sie und nicht Ihr Kind. Halten Sie sich daher an die folgenden Regeln:

  • Bringen Sie Kinder nur dann mit, wenn es die Arbeitslast im Büro zulässt. Beim Einhalten von Deadlines beispielsweise möchte niemand zusätzlich abgelenkt werden.
  • Teilen Sie Ihren Kollegen die Anwesenheit des Kindes im Voraus mit, damit diese sich zumindest mental darauf einstellen können. Überraschungen sollten Sie unbedingt vermeiden, auch wenn sie lieb gemeint sind.
  • Reden Sie vorher mit Ihrem Kind über den Aufenthalt im Büro. Machen Sie deutlich, dass es sich nicht um einen Spielplatz handelt und auch der Mann direkt neben Ihnen kein lieber Onkel ist, mit dem man einfach nach Lust und Laune spielen kann.
  • Geben Sie Ihrem Kind sinnvolle(!) Aufgaben. Das kann beispielsweise das Lochen von ausgedruckten Dokumenten sein oder auch das Sortieren von Aktenordnern nach dem Alphabet. Für Tätigkeiten dieser Art ist keine dreijährige Ausbildung oder ein Studium notwendig – und gleichzeitig lernt Ihr Kind noch etwas dabei.

Abschliessend möchten wir Ihnen noch ans Herz legen, dass Sie es nicht übertreiben sollten: Ein vielleicht alle sechs Monate stattfindender Besuch im Büro sollte ausreichen, denn Kinder sind noch immer Kinder, und die sollten in diesem Alter vor allem spielen und das Knüpfen sozialer Kontakte mit Freunden lernen – wofür sich ein Büro denkbar schlecht eignet.

 

Oberstes Bild: © Max Topchii – Shutterstock.com

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