Unternehmen und Gesellschaft müssen eine Allianz bilden

Es ist nur ein paar Jahrzehnte her, dass man glaubte, Unternehmen seien einzig und allein dazu da, Ihren Eignern möglichst viel Gewinn in die Tasche zu spülen. Von Verantwortung für die Gesellschaft oder gar für die Umwelt war damals kaum die Rede. Und selbst heute gibt es noch Unternehmer, die ernsthaft der Meinung sind, dass Aktionärsinteressen über der gesellschaftlichen Verantwortung stünden.

Auf der anderen Seite profilieren sich immer mehr Unternehmen als wahre gesellschaftliche Verantwortungsträger, die der Gesellschaft einen Teil davon zurückgeben, was sie durch eben diese Gesellschaft empfangen können. Hier das richtige Mass zu finden ist nicht immer leicht, aber eine wichtige Aufgabe für Unternehmen, die heute schon weit in die Zukunft blicken.

Schadensbegrenzung vor Verantwortung

Firmen, die nach alten Rezepten arbeiten, setzen den Gewinn immer als oberstes Unternehmensziel. Dabei geht es weder um eine Verantwortung den Menschen gegenüber noch um eine klare Einordnung in die Gesellschaft als Ganzes. Erst dann, wenn der sprichwörtliche Tropfen das Fass zum Überlaufen bringt, wird sich in lautstarken öffentlichen Äusserungen um Schadensbegrenzung bemüht, manchmal scheint hier sogar so etwas wie Reue mitzuspielen. Von wahrer Verantwortung für die Gesellschaft kann dabei allerdings keine Rede sein.

Eines der Musterbeispiele war der Untergang der Deepwater Horizon nach einer schweren Explosion. Hier fühlte sich der Öl-Konzern British Petrol (BP) zunächst bemüht, Schadensbegrenzung in Sachen Image zu üben. Der Vorfall konnte aufgrund der öffentlichen Wirkung kaum heruntergespielt werden, vielmehr verirrte man sich in einem teuren Aktionismus, der zeigen sollte, dass das Unternehmen auch solche problematischen Prozesse im Griff habe.

Dem war allerdings nicht so. Unausgereifte technologische Prozesse führten zu einer Ölkatastrophe im Golf von Mexiko und weit darüber hinaus, an der ganze Landstriche heute noch zu leiden haben. Von Verantwortung seitens BP der Gesellschaft gegenüber konnte zu keiner Zeit die Rede sein. Hier ging es um Maximalprofite, auf deren Kosten auch ganze Ökosysteme, die nicht BP gehören, aufs Spiel gesetzt wurden.

Viel zu viele Unternehmen der unterschiedlichsten Branchen und Ausprägungen entziehen sich noch heute der eigentlichen Verantwortung für die Gesellschaft und betrachten die Erzielung von Maximalprofiten als oberstes Gesetz der Wirtschaft. Damit haben sie allerdings weit gefehlt und die Rechnung ohne den Wirt gemacht.

Unternehmen sind letztlich nur ein Teil der Gesellschaft

Wer ein Unternehmen aus dem Boden stampft, weiss, dass dafür gewisse gesellschaftliche Umgebungsvariablen und Spielregeln von höchster Bedeutung sind. Schon der Wechsel von Unternehmensstandorten von einer Region in eine andere ist eng mit den gesellschaftlichen Standortbedingungen verknüpft. Hieraus erwächst allerdings auch schon die Verantwortung der Unternehmen als Teil der Gesellschaft.

Dennoch sehen sich viele Unternehmen lieber als Nehmer denn als Geber. Vorzüge einer gesellschaftlichen Grundordnung werden gern in Anspruch genommen, die Profite aber nur selten an die Gesamtgesellschaft umverteilt. Umverteilt wird hier oftmals einseitig zugunsten der Anteilseigner.

Dass sich Unternehmen hier in gefährliche Fahrwasser begeben, wird klar, wenn die Akzeptanz solcher Firmen in der Öffentlichkeit untersucht wird.


Die Gesellschaft als Ganzes erwartet von den Unternehmen einen steigenden Beitrag zur Nachhaltigkeit, zum Umweltschutz, zur Ressourcenschonung und zur Stärkung der solidarischen Gemeinschaft. (Bild: tandaV / Shutterstock.com)
Die Gesellschaft als Ganzes erwartet von den Unternehmen einen steigenden Beitrag zur Nachhaltigkeit, zum Umweltschutz, zur Ressourcenschonung und zur Stärkung der solidarischen Gemeinschaft. (Bild: tandaV / Shutterstock.com)


Gesellschaftliches Engagement wird belohnt

Viel entspannter und nachhaltiger in der Kommunikation mit der Gesellschaft zeigen sich Unternehmen, die in jedem Schritt ihrer Existenz Verantwortung für die Gesamtgesellschaft übernehmen. Dazu reichen nett gemeinte PR-Aktionen längst nicht aus. Die Gesellschaft als Ganzes erwartet von den Unternehmen einen steigenden Beitrag zur Nachhaltigkeit, zum Umweltschutz, zur Ressourcenschonung und zur Stärkung der solidarischen Gemeinschaft. Und das nicht nur dann, wenn Unglücksfälle die öffentliche Aufmerksamkeit auf ein Unternehmen richten oder die Gewinnmargen das zulassen.

Unternehmen müssen in der Schweiz und anderswo immer ihre gesellschaftliche Verantwortung erkennen und auch wahrnehmen. Deshalb müssen die Unternehmer selbst noch lange keine Gutmenschen werden. Die Beteiligung an Programmen zur Nachhaltigkeit und zum Schutz des Lebensraumes auch für nachfolgende Generationen sollte zum Grundanliegen jedes vernünftig agierenden Konzerns werden.

Reinvestitionen in Umweltprojekte oder gesellschaftliche Belange sind genauso wichtig wie eine verantwortungsvolle Produktion, die nicht einfach nur auf das schnelle Geld ausgerichtet ist. Wer beispielsweise elektronische Geräte herstellt, darf diese gern auch so bauen, dass sie in 10, 20 oder 30 Jahren noch funktionieren. Damit wird sicherlich die Gewinnmarge beschnitten, andererseits werden aber auch wertvolle Ressourcen geschont. Und diese gehören nicht nur uns im Heute und Hier, sondern auch den folgenden Generationen in der Zukunft.

Was macht es da, wenn ein älteres Gerät vielleicht nicht umfassend den neuesten Technologien entspricht? Sofern daraus kein Wegwerfartikel wird, bleibt es nachhaltiger als so manches moderne Pendant dazu.

Wenn die Gewinne als Zahlen weit über der Verantwortung des Unternehmens gegenüber der Gesellschaft rangieren, dann sind Konflikte vorprogrammiert. Unternehmen sind nicht dazu da, die Umwelt und die Gesellschaft auszupressen, sondern vielmehr, um der Gesellschaft und dem Leben an sich eine besondere Qualität zu verleihen. Das ist letztlich der Sinn jeglicher produktiver Arbeit. Einfach haben es da Unternehmen, die sich innerhalb ihres Geschäfts ohnehin stark an gesellschaftlichen Aufgaben orientieren. Schwieriger wird es für Firmen, die ganz auf Profit abgestellt sind und dabei keinen gesellschaftlichen Nutzen erzeugen. Die sollten mehr auf ihr gesellschaftliches Engagement achten, um nicht morgen schon als Zuschauer aus dem Wirtschaftskreislauf aussortiert zu werden.

 

Oberstes Bild: © MNSKumar – Shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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