Richtig nachgefragt – wie Sie als Führungskraft die richtigen Fragen stellen

Eine wesentliche Aufgabe von Führungskräften besteht darin, die ihnen unterstellten Beschäftigten zu einem strategisch richtigen Denken und adäquaten Handeln zu motivieren. Nur so kann Entwicklung im Unternehmen funktionieren und auch neue Entwicklungen können angestossen werden. Während die Ermunterung anderer zu strategischem Denken recht einfach erscheint, ist es doch oftmals viel schwieriger, die richtigen Fragen zu stellen.

Zu diesem Thema gibt es auch nicht wirklich die passende Lehre. Hier können nur Tipps gegeben werden, wie Fragen strategisch richtig formuliert und gestellt werden können.

Für sich selbst die richtigen Fragestellungen entwerfen

Führungsarbeit ist immer Entscheidungsarbeit und letztlich auch Arbeit an der Strategie. Wer hier beispielsweise im unteren und mittleren Management nicht zum reinen Befehlsempfänger mutieren oder ganz unter die Räder geraten möchte, muss selbst ein zunehmend strukturierteres und strategischeres Denken entwickeln. Jede Entscheidung sollte vor ihrer Verkündung hinterfragt werden. Und auch bestehende oder absehbare Entwicklungen im Unternehmen dürfen und sollen mit den richtigen Fragestellungen verbunden werden.

Als die für einen umfassenden Erkenntnisprozess entscheidenden Fragen haben sich die folgenden sechs W-Fragen etabliert. Dabei kann die Reihenfolge durchaus variieren, manche Fragen beantworten sich quasi von selbst. Hier die sechs wichtigen W-Fragen:

  • Was?
  • Wann?
  • Wer?
  • Wie?
  • Warum?
  • Womit?

Gewöhnen Sie sich an, jede Entscheidung vorher auf die Beantwortung dieser entscheidenden Fragen zu überprüfen. Damit sind Sie letztlich auch für die Anfragen gewappnet, die aus dem Kreis Ihrer Unterstellten oder Vorgesetzten kommen können.

Fragwürdige Entscheidungen und Entwicklungen überdenken

Haben Sie sich einmal diese Form des Hinterfragens angewöhnt, werden auch fragwürdige Entscheidungen und Entwicklungen schneller erkannt. Dann besteht die Möglichkeit, so lange nachzubessern, bis Sie alle Fragen befriedigend beantworten können. Nur dann haben Sie die Sicherheit, dass Sie Entscheidungen und Entwicklungen mit Wirkung auf das Unternehmen oder einzelne Mitarbeiter ziel- und prozessorientiert richtig steuern können.


W-Fragen. (Bild: Rudie Strummer - Shutterstock.com)
W-Fragen. (Bild: Rudie Strummer – Shutterstock.com)


Sehen wir uns die Fragestellungen im Einzelnen an:

Was? – Hier stellt sich das Frage nach dem Gehalt einer Entscheidung oder Entwicklung. Konkreter nachgefragt heisst das hier zu erkennen, was getan oder nicht getan wurde oder werden soll. Damit wird zunächst eine Thematik eingegrenzt und umrissen. Das ist ganz wichtig für die Beantwortung aller weiteren Fragen.

Wann? – Die Frage nach dem Wann grenzt den zeitlichen Rahmen ein. Damit lassen sich terminliche Festlegungen relativ zielgenau treffen. Die konkrete Beantwortung der Wann-Frage sorgt dafür, dass keine Missverständnisse über den konkreten Zeitpunkt eines Geschehens aufkommen können. Kann das Wann noch nicht genau definiert werden, dann sollte diese Frage nicht vergessen, sondern immer im Auge behalten werden. Ohne ein Wann wird eine Entscheidung nur per Zufall oder gar nicht getroffen werden können. Auch bereits Geschehenes lässt sich dann nicht mehr richtig in die Gesamtzusammenhänge einordnen.

Wer? – Alles, was im unternehmerischen Umfeld geschieht oder passieren soll, ist irgendwie mit einzelnen Personen oder Personengruppen verbunden. Hier gilt es, klar festzustellen, wer für bestimmte Aktivitäten verantwortlich ist. Nur eine klare Definition kann helfen, Aufgaben punktgenau an die richtigen Personen zu delegieren beziehungsweise festzustellen, wer für bereits vollendete Entwicklungen verantwortlich ist. Das Wer gibt einer Entscheidung gewissermassen die Personalisierung.

Wie? – In der Abgrenzung vom Was klärt die Frage nach dem Wie die Möglichkeiten der Umsetzung von Entscheidungen. Wie etwas getan werden soll, lässt eindeutige Rückschlüsse auf folgende wünschenswerte Abläufe zu. Diese zu kennen ist oftmals wichtig, um ein strukturiertes Arbeiten überhaupt möglich zu machen. Mit dem Wie wird die Art und Weise der Ausführung festgelegt.

Warum? – Die Warum-Frage nervt uns meistens bei kleineren Kindern. Ständig wird nach dem Warum gefragt, und so kommt man vom Kleinen bis ins Grosse. Genau das macht Warum-Fragen auch im geschäftlichen Umfeld so interessant. Erst wenn das Warum klar ist, lassen sich auch die Antworten auf die anderen Fragen auf ihren logischen Gehalt prüfen.

Dabei geht es nicht einfach nur darum zu erkennen, warum etwas so ist oder genau so geschehen soll. Vor allem lässt sich mit der Warum-Frage der Sinn einer Entscheidung oder Entwicklung bis in die Tiefe hinterfragen. Dazu reicht es sicherlich nicht aus, kleinkindhaft immer wieder nur „Warum?“ zu fragen, sondern dieser Frage muss auch Inhalt verliehen werden. Also beispielsweise: „Warum sollten wir mehr Produkte der Reihe XY bestellen? Warum nicht andere?“

Womit? – Hier stellt sich die Frage nach den Arbeitsmitteln. Womit kann etwas getan werden, welche Alternativen bieten sich an, was muss eventuell in der Vorbereitung noch bedacht werden, damit das Was auch umgesetzt werden kann.

Nicht nur Sie selbst sollten sich zunehmend dieser Fragetechniken befleissigen. Günstig ist es auch, wenn Ihre Mitarbeiter und Unterstellten zumindest mit den Fragestellungen Was?, Wann?, Wer? und Warum? richtig umgehen können. Ermutigen Sie also Ihr Umfeld zur gezielten Nachfrage. Die Antworten haben Sie sich ja klugerweise selbst schon gegeben.

Damit sichern Sie ein aktives Tun aller Beteiligten und eine Arbeitsatmosphäre, die vor allem von Klarheit und innovativer Transparenz gekennzeichnet ist. Übrigens sind die sechs W-Fragen auch in der kriminalistischen Ermittlungsarbeit die Grundlage für jede tiefere Erkenntnis.

 

Oberstes Bild: © alejandro dans neergaard – Shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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