Virtual Reality 2.0: Wie die virtuelle Wirklichkeit in Ihrem Unternehmen ankommen könnte

Anfang April war auch in diesem Blog darüber zu lesen: Das soziale Netzwerk Facebook hat für zwei Milliarden Dollar Oculus VR gekauft, einen Entwickler von Virtual-Reality-Brillen. Diese Investition ist symptomatisch für die zweite Welle der virtuellen Realität, die manche mit dem langsamen Dahinsiechen von Second Life bereits ad acta gelegt hatten.

Tatsächlich entdecken Unternehmen das Potenzial virtueller Erlebniswelten aufgrund der rasanten Entwicklung einsetzbarer Technologien und der zunehmenden Vernetzung von Internet-Nutzern gerade völlig neu – vor allem im Hinblick auf Optimierungen der Arbeitswelt, von Konsumerfahrungen und Kommunikationsprozessen.

Raus aus der Spielecke – rein ins Unternehmen

Bisher war die virtuelle Wirklichkeit hauptsächlich Online-Game-Spielern in der Altersgruppe von 14 bis 35 vorbehalten, die sich vom notwendigen Gebrauch der klobigen, oft auch unbequemen Helme oder Brillen nicht abschrecken liessen. Ohne diese war eine Visualisierung von Interaktivität zwischen Selbst und digitalem Raum quasi nicht möglich. Doch nun hat sich die Definition der „Virtual Reality“ selbst verschoben, ist ambivalenter und offener geworden.

Einen nicht unerheblichen Anteil daran hat Google Glass, die Datenbrille des Suchmaschinenanbieters. Hier verschwimmen die Definitionen. Denn sobald Daten mit Augenbewegungen gesteuert werden können, Strassenkarten mit animierten Werbeeinblendungen das reale Strassennetz überlagern, Gesichtserkennungen das erfasste Gegenüber sofort mit allen verfügbaren Online-Informationen einrahmen: Dann ist das auch eine virtuell gewordene Realität, selbst wenn sie nicht von einem Spiele-Designer komplett neu errichtet wurde.

Für Visionäre wie Facebook-Gründer Mark Zuckerberg ist die virtuelle Realität 2.0 eine notwendige Weiterentwicklung menschlicher Kommunikationsbedürfnisse, die von sich aus so schrankenlos wie möglich sein wollen. Mit der Erschaffung eines gemeinsamen digitalen Raumes fallen geografische Entfernungen etwa zwischen Dozenten und Studenten, Patienten und Ärzten, Unternehmen und Kunden nicht mehr ins Gewicht.

Damit macht Zuckerberg eine Welt auf, die weit über die derzeitig hauptsächlich zum Einsatz kommende B2B-Anwendung von VR (Virtual Reality) hinausgeht. Diese beschränkt sich zur Hauptsache auf komplexe 3D-Simulationen. Über sie können etwa im Medizinbereich Operationen oder in der Flugzeug- und Raumfahrtentwicklung Flugeigenschaften simuliert werden, was den iterativen Entwicklungsprozess allerdings bereits jetzt enorm beschleunigt und die Produktions- sowie Versuchskosten senkt. Auch B2C-Unternehmen, wie etwa die englische Modekette TopShop, haben mit VR zur personalisierten Produktpräsentation experimentiert.


Virtuelle Realität könnte zu einem Schlüsselbegriff Ihrer Unternehmensentwicklung werden – öffnen Sie sich für das Potenzial dieser neu entdeckten Technologie
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Virtual Reality – zukünftig auch interessant für KMU?

Was also könnte nun noch radikal Neues, über diese bestehenden Anwendungen Hinausgehendes mit der Weiterentwicklung von VR für den Hausgebrauch entstehen? Es geht um die Art und Weise, in der VR die praktische Anwendung von Datenflüssen verändern kann. Big Data ist in aller Munde. Nützlich für Ihr wie für jedes andere Unternehmen aber werden Datenpakete nur, wenn sie zur richtigen Zeit von den richtigen Personen aufgerufen, sinnvoll miteinander in Verbindung gebracht und dann in einem Wissenstransfer-Prozess entsprechend abgespeichert werden. VR macht  begehbare Matrizen auf, in denen plötzlich eine völlig neue „Behandelbarkeit“ von Daten möglich wird.

Im Unternehmensalltag lässt sich das beispielsweise in die folgenden praktischen Prozesse übersetzen:

  • Ihre Mitarbeiter könnten sich innerhalb einer visualisierten Grafik wiederfinden, die auf Wunsch verschiedene Entwicklungsszenarien durchspielt oder verknüpfte Informationen zu einem bestimmten Kunden, Produkt oder Projekt darstellt.
  • Ihre Mitarbeiter müssten nie wieder auf teure, zeitraubende und umweltschädigende Geschäftsreisen gehen, weil sie sich mit sämtlichen Gesprächspartnern weltweit im selben digitalen Raum treffen könnten.
  • Die Aus-, Fort- und Weiterbildung Ihrer Mitarbeiter könnte kontinuierlich, unabhängig von regelmässigen Präsenzzeiten und nach internationalem Standard durch VR-eLearning-Module realisiert werden.
  • Das Controlling und Monitoring von Tochterunternehmen, Zweigstellen und Vertriebsposten könnte grösstenteils per VR-Touren abgewickelt werden und bedürfte nicht jedes Mal Ihrer persönlichen Anwesenheit.
  • Potenzielle neue Mitarbeiter könnten speziell auf die Parameter Ihres Unternehmens zugeschnittene Simulationsprozesse und Rollenspiele durchlaufen, die eine Einstufung ihrer Eignung erleichtern würden.
  • Durch die virtuelle Einbindung ausgewählter Zielgruppen in Entwicklungsprozesse könnte eine vielfach ressourcenschonendere, kostensparende, iterative Produktentwicklung möglich werden.
  • Die Risikoevaluierung neuer Produkte könnte verkürzt und optimiert werden.
  • Break-out-Meetings, Ideenfindungsprozesse und Brainstorming-Sessions könnten in inspirierenden, sofort auf die Innovationsvorschläge reagierenden virtuellen Umgebungen stattfinden.

Tatsächlich werden viele dieser Anwendungsmöglichkeiten bereits von innovativen Unternehmen weltweit erprobt. Virtual Reality findet aktuell Anwendung in so diversifizierten Bereichen wie dem Militär und der Rüstungsindustrie, dem Bildungssektor, dem Gesundheitswesen, der Modeindustrie, der Architektur und dem Interieur-Design, den Ingenieurswissenschaften, im Sport und in der wissenschaftlichen Visualisierung von Datenströmen, um nur einige Beispiele zu nennen.

Natürlich ist VR damit noch lange nicht in jedem KMU angekommen – aber sie ist wesentlich näher dran, als viele Unternehmer es sich vorstellen können. Es lohnt sich deshalb in jedem Fall, die bereits implementierten VR-Praktiken Ihrer Branche, direkten Wettbewerber und Zulieferer zu recherchieren und auch hinsichtlich der technischen Entwicklungen up to date zu bleiben, selbst wenn für Sie selbst eine unmittelbare VR-Nutzung in Ihrem Unternehmen noch nicht vorstellbar ist.

 

Oberstes Bild: © Syda Productions – Shutterstock.com

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Mehr zu Caroline Brunner

Caroline Brunner ist freiberufliche Online-Journalistin mit Fokus auf Arbeitspsychologie, Entrepreneurship, Kommunikation, Karriereplanung, Nachhaltigkeit und Verbraucherthemen.

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