Stopp! Neun deutliche Zeichen, die gegen ein Jobangebot sprechen, Teil 2

4. Sie bekommen keine verbindlichen Gehaltsauskünfte

Wenn Ihr Einkommen sich aus einem Basisgehalt plus Bonuszahlungen, Provisionen etc. zusammensetzt, können Gehaltsprognosen nur Richtwerte darstellen. Dennoch sollte Ihr zukünftiger Arbeitgeber in der Lage sein, Ihnen präzise Kennzahlen hinsichtlich der Bewertung und Honorierung Ihres erfolgsabhängigen Gehaltsanteils zu nennen. Wenn der Abteilungs- oder Teamleiter dies im ersten Interview nicht tut, sondern auf die Personalabteilung verweist, ist das noch in Ordnung. Dort aber sollte man Ihnen exakte Auskünfte geben können.

Spätestens in Ihrem Arbeitsvertrag müssen belastbare Angaben gemacht werden. Ist dem nicht so, stimmt etwas nicht. Entweder Sie lassen ihn nachbessern und von einem spezialisierten Rechtsberater gegenprüfen und oder Sie entscheiden sich für ein Unternehmen, das Ihnen klare, verlässliche, rechtssichere Auskünfte gibt.

5. Sie stehen vor einer Informationssperre

Gute Arbeitgeber zeichnen sich durch eine transparente Informationspolitik aus, die bereits in der Stellenbeschreibung spürbar sein sollte. Wenn dort hauptsächlich steht, was von Ihnen erwartet wird, und sehr viel weniger herauszulesen ist, was Sie im Unternehmen erwartet, ist das kein optimales Zeichen. Wenn Ihr Gegenüber im ersten Gespräch jede Ihrer Fragen zum Team, zu laufenden Projekten oder der Geschäftsentwicklung umleitet oder mit Allgemeinplätzen beantwortet, ist es endgültig Zeit, misstrauisch zu werden.

Gute Personaler wissen: Sie brauchen mehr Daten als nur Ihre unmittelbare Jobbeschreibung, um sich informiert und mit einem guten Gefühl für einen Arbeitgeber zu entscheiden. Sie sollten eine Tour durchs Unternehmen angeboten bekommen und die Möglichkeit haben, Ihr prospektives, zukünftiges Team kennenzulernen. Ihnen sollten das Organigramm oder die Unternehmensprospekte zur Verfügung gestellt werden. Sie sollten ausführlich über Bonus- und Weiterbildungsprogramme sowie alle anderen innerbetrieblichen Angebote ins Bild gesetzt werden. Ihre Fragen sollten auf Interesse und die Bereitschaft stossen, sie so ausführlich wie möglich zu beantworten.

Wenn Ihnen all dies auch beim zweiten Gespräch offensichtlich vorenthalten wird und Ihre Fragen auf eine beredte Stille treffen, dann können Sie davon ausgehen, mit einer sorgfältig inszenierten Human-Resources-Fassade konfrontiert zu sein, die beim Angleichen mit der Realität in sich zusammenfallen könnte.

6. Sie sollen sich sprichwörtlich ausziehen

Natürlich möchte Ihr zukünftiger Arbeitgeber einerseits viel über Sie und Ihre Vergangenheit wissen – das gehört zum Risikomanagement jedes Personalers, vor allem wenn Sie mit vertraulichem oder sensiblem Material arbeiten werden. Andererseits sollte Ihnen zumindest nach dem ersten Gespräch und wenn Sie zu weiteren Assessment-Schritten eingeladen werden, ein gewisses Vertrauen entgegengebracht werden. Das spricht nicht zuletzt für das Selbstvertrauen des Einstellenden, der seine Entscheidung schlussendlich genauso auf Intuition für Ihre Eignung wie auf den von Ihnen zur Verfügung gestellten Daten basieren lassen muss.

Wenn Ihr zukünftiger Arbeitgeber anfängt, neben Informations- auch noch Beweismaterial für jede einzelne Ihrer Angaben sammeln zu wollen, sollten Sie aufhorchen – dies fängt schon bei den Unterlagen an, die der Bewerbung beigelegt werden sollen. Denn dies reflektiert mit grosser Wahrscheinlichkeit auch das Klima, das dann später an Ihrem Arbeitsplatz herrscht. Ein konstanter Druck zur Legitimation, Helikopter-Teamleiter und digitale Stempeluhren an jeder Projektecke stellen selten die Parameter für eine kreative, innovative und vertrauensvolle Arbeitsatmosphäre.

Ist Ihr Gegenüber bereit, Ihnen dieselbe Menge an äquivalenten Insiderinformationen verfügbar zu machen, die er Ihnen abverlangt? Falls Sie sich nicht sicher sind, fragen Sie einfach – gern auch in humorigem Ton. Er möchte exakt wissen, was Sie bisher für welche Leistung verdient haben? Dann bitten Sie doch um genauso detaillierte Informationen hinsichtlich des Einkommens Ihres Vorgängers auf der freien Position.


Unhöflich behandelt. (Bild: auremar / Shutterstock.com)
Unhöflich behandelt. (Bild: auremar / Shutterstock.com)


7. Sie werden schlicht unhöflich behandelt

Ein vergessener Rückruf oder eine ignorierte Mail sind noch kein Grund, ein Unternehmen als zukünftigen Arbeitgeber auszuschliessen. Wenn sich allerdings ein Muster an Respektlosigkeit und fehlender Wertschätzung Ihrer Zeit und Ihres Arbeitsaufwandes abzeichnet und Sie beginnen, sich nicht mehr ernst genommen zu fühlen, horchen Sie auf. Es ist unwahrscheinlich, dass sich dieses Verhalten nur auf die HR-Abteilung oder Ihren Gesprächspartner erstreckt. Eher gehört es zum (schlechten) Ton der Firma. Dann müssen Sie sich die Frage stellen, ob Sie in einem derartigen Klima arbeiten wollen, egal wie spannend Ihre Aufgaben sind.

8. Das Unternehmen hat nicht den besten Ruf

Gerade in Zeiten von Bewertungsplattformen und Online-Shitstorms kann eine Firma schnell ein schlechteres Image kassieren, als sie verdient hätte. Wenn Sie also bei Ihrer natürlich sorgfältigen Internetrecherche hinsichtlich des Backgrounds Ihres eventuellen Arbeitgebers auf unschöne Berichterstattungen stossen, bleiben Sie am besten zunächst neutral und recherchieren Sie weiter.

Versuchen Sie mehr darüber zu erfahren, ob der Mensch im Mittelpunkt der Personalpolitik steht oder die Firma eher als eine Durchlaufmaschine für schnell verheiztes Talent bekannt ist. Sollte sich der Eindruck allerdings verfestigen, dann fragen Sie beim Gespräch offen nach.

9. Sie stossen auf Unglück

Günstigstenfalls bietet man Ihnen eine Tour durch die verschiedenen Abteilungen an. Machen die Arbeitsplätze einen sauberen, persönlichen Eindruck und scheinen individuell an die Bedürfnisse der dort Arbeitenden angepasst? Werden Sie mit einem offenen Lächeln und interessiertem Gesichtsausdruck empfangen oder bleiben alle Mitarbeiter sitzen und schauen kaum auf? Gibt es eine explizite Feedback-Kultur?

Bleiben Sie, falls möglich, noch über Mittag in der (hoffentlich gemütlichen) Kantine und hören Sie sich einfach ein wenig um. Gewinnen Sie also insgesamt einen Eindruck vom herrschenden „Happiness-Quotienten“ – je offensichtlich niedriger dieser ist, desto vorsichtiger sollten Sie werden.

 

Oberstes Bild: © Kostenko Maxim – Shutterstock.com

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Mehr zu Caroline Brunner

Caroline Brunner ist freiberufliche Online-Journalistin mit Fokus auf Arbeitspsychologie, Entrepreneurship, Kommunikation, Karriereplanung, Nachhaltigkeit und Verbraucherthemen.

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