Erfolgreich durchs Assessment Center

Unternehmen setzen zunehmend auf Assessment Center, kurz AC, um Personal auszuwählen. Verschiedene Übungen und Aufgaben zeigen die Kompetenzen des Bewerbers auf.

Wer zu einem AC eingeladen ist, kann mit einer gezielten Vorbereitung für ein gutes Abschneiden sorgen.

Das Militär als Vorbild

Der Begriff „Assessment“ leitet sich von dem englischen Verb „to assess“ für einschätzen und bewerten ab. Während heute die meisten grossen Unternehmen auf die Bewerberauswahl über ein AC setzen, wurde das Auswahlverfahren zu Beginn des 20. Jahrhunderts vor allem beim Militär eingesetzt. Leitende Offiziere mussten ein Bewerbungsverfahren durchlaufen um ihre Eignung zu dokumentieren. Nach dem Zweiten Weltkrieg setzten amerikanische Unternehmen das Verfahren zur Auswahl von Führungskräften ein. Das erste AC führte AT&T im Jahr 1956 durch. Eine im Anschluss veröffentlichte Studie sorgte damals für viel Aufsehen – erstmals wurde die berufliche Karriere mit der Beurteilung durch den Assessor in Verbindung gebracht.

In den 80er Jahren setzen Betriebe – allen voran das Unternehmen IBM- im deutschsprachigen Raum das AC zur Besetzung freier Stellen ein. Mittlerweile zählen Assessment Center zu den standardmässigen Bewerberauswahlverfahren grosser Firmen. Assessment Center werden in der Regel mit mehreren Teilnehmern durchgeführt. Es gibt auch AC mit nur einem Teilnehmer – hier werden üblicherweise Führungspersönlichkeiten geprüft. Dabei legen die Assessoren Wert auf Flexibilität und testen den Kandidaten im Umgang mit Stresssituationen. Einige Unternehmen haben spezielle Leistungs- und Persönlichkeitstests entwickelt.

Auf die Vorbereitung kommt es an

Wer sich für ein AC vorbereitet, sollte sich zunächst intensiv mit dem Betrieb und den Unternehmenszielen beschäftigen. In bestimmten Situationen während des Bewerbungsverfahrens können Sie diese Informationen gezielt einsetzen. Ein breites Allgemeinwissen und Kenntnisse über aktuelle Geschehnisse sind ebenfalls hilfreich. Üblicherweise wird mit der Einladung ein Ablauf des Assessment Centers übersandt. Anhand des Zeitplans können Bewerber Ihre Fähigkeiten trainieren.

Eine kurze Vorstellung der eigenen Person steht in der Regel am Anfang des Auswahlverfahrens. Ein Überblick über die bisherige Karriere, Berufserfahrungen, Qualifikationen und Hobbys sollten kurz dargestellt werden. Die Selbstpräsentation können Sie im Kreise von Familien oder Freunden effektiv trainieren – achten Sie auf eine prägnante und präzise Darstellung ohne zu viele Ausschmückungen.

Gruppendiskussionen und Rollenspiele sind üblicherweise Gegenstand eines ACs. Bei Diskussionen wird der vom Bewerber zu vertretende Standpunkt häufig beim Briefing vorgegeben. Alternativ muss der Teilnehmer seine Meinung selbst definieren. Im Vorfeld der Diskussion haben Sie Zeit zur Vorbereitung: Legen Sie sich eine grobe Argumentationsstrategie zurecht. Im Gruppengespräch kommt es darauf an, den eigenen Standpunkt klar darzulegen und die eigene Strategie zu verfolgen. Angesprochene Themen sollten Sie aufgreifen und weiterführen.


Aktives Zuhören. (Bild: Xerography / Shutterstock.com)


Darüber hinaus ist aktives Zuhören gefragt – nur so können Sie gezielt auf die Beiträge anderer Teilnehmer eingehen! Hinterfragen Sie die Standpunkte der anderen Gruppenteilnehmer und äussern Sie Zustimmung oder Ablehnung. Positiv ist natürlich, wenn Sie die anderen Gruppenmitglieder von Ihrer Meinung überzeugen können. Grundsätzlich zählt aber Ihr gesamtes Verhalten in der Diskussion – es kommt ebenso auf Kompromissfähigkeit und einen fairen Umgang ab. Wichtig ist, sich als Diskussionsteilnehmer aktiv in die Entscheidungsfindung einzubringen.

Klassisch bei einem AC ist die Simulation eines Gesprächs, in denen es um alltägliche Situationen aus dem üblichen Arbeitsalltag geht. Es kommt in erster Linie nicht auf den Ausgang oder die Problemlösung an, sondern auf das Verhalten des Bewerbers. Versuchen Sie, stets eine freundliche Gesprächsatmosphäre zu erzielen und bleiben Sie sachlich! Auch hier gilt: Hören Sie Ihrem Gegenüber gut zu und gehen auf die Argumentation des Gesprächspartners ein. Assessoren beurteilen im Rollenspiel Soft Skills wie Ihre rhetorischen Fähigkeiten, Ihr Einfühlungsvermögen und Ihre Fähigkeit Kompromisse zu finden. Bedenken Sie: Es geht nicht unbedingt darum, Ihr Gegenüber von der eigenen Meinung zu überzeugen!

Klassisch ist das Assessment Center Interview: Hier wollen die Assessoren in einem persönlichen Gespräch die Stärken und Schwachen eines Bewerbers ausloten. Bleiben Sie bei aggressiven Fragen gelassen und lassen sich nicht provozieren – verzichten Sie auf Gefühlsausbrüche und versuchen ruhig und besonnen zu reagieren. Im Prinzip ähnelt das Interview einem üblichen Vorstellungsgespräch, geht jedoch mehr in die Tiefe. Bereiten Sie sich darauf vor, Ihre Stärken besonders hervorzuheben, lassen Sie Schwächen jedoch nicht gänzlich unerwähnt, das wirkt im Zweifel überheblich und arrogant.

Allgemeine Hinweise

Während der Gespräche sollten Sie stets auf Augenkontakt mit den anderen Kandidaten und den Assessoren achten. Lächeln und ein freundlicher Gesichtsausdruck kommen ebenfalls immer gut an – nur verkrampft sollte es nicht wirken! Reden Sie nicht zu viel und nicht zu schnell. Versuchen Sie bewusst, auf Sprechpausen zu achten. Nachdem Sie einen wichtigen Aspekt vorgebracht haben, kann eine bis zu drei Sekunden dauernde Sprechpause das Gesagte noch einmal unterstreichen und bei Ihr Gegenüber hat die Gelegenheit, Ihren Standpunkt sacken zu lassen.

Eine offene Körpersprache dokumentiert Selbstbewusstsein! Keinesfalls gehören die Hände in die Hosentaschen, auch verschränkt vor dem Körper wirken Arme und Hände eher verkrampft. Wenn Sie nicht wissen, wohin mit den Händen, studieren Sie zu Hause vor dem Spiegel einige Posen ein – je unverkrampfter Sie dabei wirken, desto besser! Mit Gesten unterstreichen Sie Ihre Rede, sollten es dabei aber nicht übertreiben, sondern das richtige Mass finden.

 

Oberstes Bild: © docstockmedia – Shutterstock.com

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Mehr zu Andrea Hauser

Aus meinem langjährigen Hobby, dem Schreiben, ist im Jahr 2010 ein echter Job geworden - seitdem arbeite ich als selbständige Texterin. Davor war ich als gelernte Bankkauffrau im klassischen Kreditgeschäft einer Hypothekenbank tätig. Immobilien und Baufinanzierungen zählen noch immer zu meinen Steckenpferden. Angetrieben durch die Lust, Neues zu entdecken, arbeite ich mich gern in unbekannte Themengebiete ein und lasse mich schnell begeistern.

Aus meinem langjährigen Hobby, dem Schreiben, ist im Jahr 2010 ein echter Job geworden - seitdem arbeite ich als selbständige Texterin. Davor war ich als gelernte Bankkauffrau im klassischen Kreditgeschäft einer Hypothekenbank tätig. Immobilien und Baufinanzierungen zählen noch immer zu meinen Steckenpferden. Angetrieben durch die Lust, Neues zu entdecken, arbeite ich mich gern in unbekannte Themengebiete ein und lasse mich schnell begeistern.

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