Was hat Bergsteigen mit Unternehmensführung zu tun

„Wenn Träume fliegen lernen“ – lautete der Titel für einen Themenabend letztens im Abendprogramm von arte. Eine durchaus interessante These, die vor allem mit dem Beitrag über Reinhold Messner eine spannende gedankliche Verbindung des Themas „Bergsteigen Extrem“ mit den Umständen der Unternehmensführung bei mir assoziiert hat.

Was Bergsteigen und Unternehmensführung einander ähnlich macht, möchte ich im folgenden Beitrag besprechen. Ein durchaus spannendes Thema mit viel Bezug zur unternehmerischen Wirklichkeit.

Der Weg zum Gipfel führt selten geradeaus

Eine der wichtigsten Verbindungen zwischen anspruchsvollem Bergsteigen und erfolgreicher Unternehmensführung ist die Einsicht, dass der Weg zum Gipfel selten geradeaus führt. Die Routenfestlegung hat zwar ein klares Ziel, das sich aber nur selten auf dem kürzesten Weg erreichen lässt. Die Wahl des richtigen Weges hängt vor allem von örtlichen und räumlichen Gegebenheiten, aber auch von nicht konstanten äusseren Bedingungen ab. Beim Bergsteigen ist das meist das Wetter, in der Unternehmensführung sind es meist die Einflüsse des Marktes, der Konkurrenz und der Politik, die auf den Erfolgsweg Einfluss nehmen können.

Wichtig in diesem Zusammenhang ist es auch zu wissen, dass ein einmal geplanter Weg durchaus auch Änderungen erfahren kann. Besonders dann, wenn die genannten äusseren Bedingungen den einmal eingeschlagenen Weg unmöglich machen und gewisse Abweichungen erfordern. Dann ist von Bergsteigern und Unternehmensführungen gleichermassen ein gut überlegtes  vielleicht auch spontanes Mass an Flexibilität gefragt.

Die richtigen Partner für den Erfolg

Oftmals gehören zum Bezwingen hoher Gipfel auch die passenden Partner. Nur selten lassen sich die höchsten Berge der Welt im Alleingang bezwingen. Träger, Kletterkameraden und die Liebsten zu Hause sind ein Unterpfand dafür, dass der Weg in die Höhe geschafft wird und nicht als einsamer Alleingang vor dem Ziel endet. So ähnlich ist das auch in der Unternehmensführung. Auch hier bedarf es der richtigen Partner zum Erfolg. Selbst Einmann-Unternehmen oder kleine Kollektivgesellschaften können ihre Ziele kaum ohne die Unterstützung der richtigen Partner erreichen. Und wer als Unternehmer auch die Kunden als Partner versteht, kommt um diese ohnehin nicht herum.

Schwierigkeiten überwinden

Jede Gipfeltour hat ihre eigenen Schwierigkeiten. Diese ergeben sich aus der Wegführung und den äusseren Gegebenheiten, können manchmal aber auch überraschend auftreten. Eine Gipfelbezwingung ohne Schwierigkeiten ist ebenso selten wie unternehmerischer Erfolg ohne kleine oder grosse Rückschläge. Manchmal resultieren die Probleme auch „nur“ aus der Person des Gipfelbezwingers bzw. Unternehmensführers. Egal, wo die Ursache für die Schwierigkeiten liegt, sie sind da, um überwunden zu werden. Wer bei der Unternehmensführung oder beim Bergsteigen vor Schwierigkeiten zurückscheut oder diesen immer wieder ausweicht, wird letzten Endes scheitern. Am Berg oder am Unternehmenserfolg.

Ein Gipfel macht keinen Meister

Es ist geschafft. Mit grosser Anstrengung, viel persönlichem Einsatz und mit Unterstützung der Partner hat der Gipfelstürmer seinen ersten wirklich grossen Berg bezwungen. Ein Grund zum Feiern und Geniessen, aber kein Grund für Stillstand. Jetzt lockt die nächste Herausforderung, die klug geplant und gut vorbereitet in Angriff genommen werden will. Dabei muss ja das Ziel nicht unbedingt höher liegen, aber vielleicht schwieriger zu erreichen sein.

Dasselbe gilt auch für die Unternehmensführung. Ist der erste Gipfel erklommen, der erste grosse Erfolg erreicht, dann muss darauf aufbauend weiter am nächsten Höhepunkt gearbeitet werden. Unternehmen, die sich zu lange im ersten Erfolg sonnen, drohen schon bald im Konkurrenzkampf der Wirtschaft und vor allem in der Erinnerung der Kunden unterzugehen. Ein Erfolg macht eben noch lange keinen Meister. Nicht am Berg und nicht in der Wirtschaft.

Den Rückweg mit einplanen

Erfahrene Bergsteiger wissen es schon, Neulinge werden es erleben. Nicht nur der Weg zum Gipfel ist anstrengend und schwer. Auch der Weg zurück zur Basis braucht Anstrengung, Kraft und Durchhaltevermögen. Bergsteiger, die den Rückweg vom Gipfel auf die leichte Schulter nehmen, scheitern nicht selten an einer Unterschätzung der Tatsachen. Der Weg zurück will ebenso sorgfältig geplant und ebenso gemeistert werden, wie der Run auf den Gipfel. Das gilt auch in der modernen Unternehmensführung, auch wenn der Weg zurück hier etwas anders zu verstehen ist.

Der Weg vom Erfolg zurück ist hier zu deuten als Analyse der Wirkbedingungen für den erlebten Erfolg und das Ziehen der richtigen Schlussfolgerungen für das Erreichen der nächsten Ziele. Planlos und ohne Rast von einem Höhepunkt zum anderen zu eilen macht auch erfolgreiche Unternehmen kaputt. Vor jedem neuen Gipfel liegt ein gutes Stück Arbeit, das eben auch gut vorbereitet werden muss. Da lohnt sich nicht nur der Blick zurück, sondern immer wieder auch das Rückbesinnen auf die Basis und die Wurzeln des Erfolges.


Falscher Ehrgeiz kann tödlich sein. (Bild: ollyy / Shutterstock.com)


Falscher Ehrgeiz kann tödlich sein

Nicht jeder Extrembergsteiger wird alle Achttausender dieser Welt erklimmen. Dennoch kann der einzelne Felskletterer richtig gut sein. Vor allem wenn er beständig in der Leistung, zuverlässig in der Ausdauer und innovativ beim Finden neuer Wege ist. Dann kommt es nicht so sehr auf die Höhenmeter, sondern vielleicht viel mehr auf die Qualität des Kletterns an. Wer am Berg mehr will, als er wirklich leisten kann, begibt sich mitunter in tödliche Gefahren.

Analog lässt sich das auch für die Unternehmensführung anwenden. Nicht jeder muss der erste in seinem Segment sein. Deutlich zu hoch angesetzte Ziele erhöhen auch das unternehmerische Risiko und führen nicht selten zum Totalzusammenbruch. Für Kletterer und für Unternehmensleiter gilt es also immer, die Chancen der nächsten Entwicklung richtig zu erkennen und in den Fokus der Bemühungen zu stellen. Risikobewusstsein und Ehrgeiz haben nämlich nichts mit Leichtsinn zu tun.

 

Oberstes Bild: © Sergey Nivens / Shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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