Schlabberlook im Business? Kann sein!

Die Chefs von Unternehmen kennen wir meist hochgeschlossen mit Hemd, Krawatte und teurem Anzug über ebenso teuren Lederschuhen. Schon von weitem wird auch Betriebsfremden klar: Jetzt kommt der Chef!

Das kann allerdings auch anders sein. Sieht man sich beispielsweise den Microsoft-Vater Bill Gates bei so manchem öffentlichen Auftritt an, dann scheinen Jeans, aufgeknöpftes Hemd und lässiger Pullover so gar nicht zum Erfolg des Unternehmens zu passen. Warum nicht? – fragen wir hier provokant und zeigen im Folgenden, wann und wo auch im Business ein eher bescheidener und lässiger Look passen kann und welche Botschaft damit vermittelt wird.

Die Botschaft hinter der Klamotte

Nicht nur Worte, Mimik und Gestik vermitteln mehr oder weniger deutlich gewisse beabsichtigte oder versteckte Botschaften. Auch die Kleidung ist besonders im Businessbereich der Ausdruck eines bestimmten Zugehörigkeitsgefühls, einer Abgrenzung und der manchmal ganz persönlichen Haltung. Manchmal lässt sich in Firmen der Ausspruch „Zeige mir, wer deine Freunde sind, und ich sage dir wer du bist!“, abwandeln in die Form „Zeige mit deine Kleidung, und ich sage dir wohin du gehörst!“


Einfach wird diese Zuordnung bei klar deklarierter Arbeitskleidung und bei Uniformen. (Bild: YuriyZhuravov / Shutterstock.com)


Einfach wird diese Zuordnung bei klar deklarierter Arbeitskleidung und bei Uniformen. Dann sieht jeder gleich, zu welcher Einheit man gehört oder ob und oftmals auch in welchem Bereich man produktiv tätig ist. Viele Führungsspitzen grenzen sich schon allein durch ihre Kleidung von ihren Untergebenen ab. Das ist besonders in Unternehmen mit tief gestaffelter und strikter Hierarchie der Fall. Hier zeigen die Leiter gleich, dass sie nicht zum normalen arbeitendem Volk gehören. Während unten im Blaumann geschwitzt wird, sitzt man oben im feinen Zwirn und lässt sich von der Klimaanlage auf angenehmer Temperatur halten.

Die feinen Anzüge und teure Hemden sind hier oftmals der betont bewusste oder standardisierte aber unbewusste Ausdruck einer Abgrenzung nach unten, die nicht immer und nicht überall gut ankommt. Natürlich schreiben einige Unternehmen, besonders Banken, Versicherungen und grosse Beratungsunternehmen ihren Angestellten die Kleiderordnung vor. Daran muss man sich dann eben auch halten.

In vielen, besonders kleineren Unternehmen erscheint der Chef auf Arbeit aber auch wie jedermann. Wenn nicht gerade ein besonderer Anlass ruft, trägt auch der Inhaber Jeans, legeres Hemd oder Shirt und leichtes Sakko ím Casual Look. Damit wird durchaus auch das Signal gesetzt, dass man unter Gleichgesinnten ist und hier mit am selben Ziel arbeitet. Leisten können sich das besonders solche Chefs, die sich aufgrund ihrer menschlichen und fachlichen Qualitäten nicht durch Äusserlichkeiten abgrenzen müssen. Sie sind tief im Unternehmen verwurzelt und beziehen ihren Respekt aus ihrer eigenen Persönlichkeit, nicht aus der abgehoben teuren Kleidung.

Was geht?

Grundsätzlich ist ein angemessener Kleidungsstil im Casual Look immer möglich, wenn ein hochwertiger Business Look nicht vorgeschrieben oder persönlich bevorzugt wird. Freizeitkleidung, Sportkleidung und unansehnliche Klamotten haben im Unternehmen grundsätzlich nichts zu suchen, genauso wenig wie übermässig aufreizende Kleidung oder gar festliche Outfits. Letztere sind bestenfalls zum passenden, aber eher seltenen Ereignis wie dem Firmenjubiläum oder ähnlichen Gelegenheiten gefragt. Und selbst dann nur zur Feier selbst.

Prinzipiell geht jede ordentliche Kleidung, wenn sie der Position und dem Anlass entsprechend gewählt wird. Das gilt auch für Führungskräfte, die sich ja in allererster Linie durch Leistung und Kompetenz, nicht aber durch ihre Kleidung auszeichnen sollen. Wenn es die Situation erfordert, gehören auch Führungskräfte in die robuste Arbeitskluft ihrer Unterstellten. Nämlich dann, wenn ihr eigener Einsatz in der Produktion gefragt und erforderlich ist. Auch wenn das die Ausnahme sein sollte, gilt dann zumindest: Ärmel hochkrempeln und mitarbeiten!

Was gar nicht gut ankommt

Überhaupt nicht passend erscheint es, wenn sich Führungskräfte der unteren Ebene teurer und besser kleiden als der oberste Chef. Das wirkt schnell unpassend und arrogant und stellt die menschlichen Vorzüge der entsprechenden Personen schnell in Frage. Auch in kleinen Unternehmen müssen sich die Leiter nicht unnötig von ihren Unterstellten durch äussere Merkmale wie Kleidung abheben. Ebenso wenig kommt ein abgetragener, vielleicht sogar verschmutzter Schlabberlook mit ausgebeulten Hosen, durchgewetzten Ärmeln oder kaputten Schuhen in Frage. Wer etwas auf sich hält, erscheint in solchen Klamotten ohnehin nicht auf Arbeit oder im Geschäft.

Tragen, was sitzt

Im Idealfall tragen auch Führungskräfte solche Kleidung, die ordentlich sitzt und am ehesten dem eigenen Wohlfühlfaktor entspricht. Was dabei geht und was gar nicht geht, haben wir bereits besprochen. Wer sich mit Schlips nicht wohl fühlt, kann auf diesen oftmals gern verzichten oder diesen leicht öffnen. Auch der Anzug ist selten Pflicht und kann auch durch eine Kombination aus sauberen Jeans und Sakko ersetzt werden. Wichtig bei jeglicher Kleidungswahl ist, dass sie dem eigenen Budget angemessen ist, zur Position im Unternehmen passt und sich in keiner Richtung übermässig abhebt. So kommen Sie im Business immer gut an und laufen nicht Gefahr, wegen Ihrer Kleidung in Misskredit zu geraten.

Übrigens gilt die richtige Kleiderordnung schon bei der Bewerbung. Wer Fernfahrer werden will, muss zum Bewerbungsgespräch sicherlich nicht im Anzug mit weissem Hemd und Krawatte erscheinen. Andererseits ist es bestimmt auch unpassend, wenn Sie sich im Freizeitanzug für eine Geschäftsführer-Position bewerben.

 

Oberstes Bild: © Toranico / Shutterstock.com

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Mehr zu Olaf Hoffmann

Olaf Hoffmann ist der kreative und führende Kopf hinter dem Unternehmen Geradeaus...die Berater.
Neben der Beratertätigkeit für kleine und mittlere Unternehmen und Privatpersonen in Veränderungssituationen ist Olaf Hoffmann aktiv in der Fort- und Weiterbildung im Bereich der Kinder- und Jugendhilfe.
Als Autor für zahlreiche Blogs und Webauftritte brilliert er mit einer oftmals bestechenden Klarheit oder einer verspielt ironisch bis sarkastischen Ader. Ob Sachtext, Blogbeitrag oder beschreibender Inhalt - die Arbeiten des Autors Olaf Hoffmann bereichern seit 2008 in vielfältigen Formen das deutschsprachige Internet.

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