Der Sistrix-Sichtbarkeitsindex: So funktioniert er, so verbessern Sie Ihren Wert

Nahezu jeder, der mit SEO zu tun hat, kennt ihn: den Sichtbarkeitsindex. Hinter dieser Kennzahl verbirgt sich ein ausgeklügeltes Verfahren, um die Sichtbarkeit einer Seite in den Google-Suchergebnissen abzubilden. Wir bringen auf den Punkt, wie es funktioniert, und mit welchen Massnahmen man den Index seiner Seite steigern kann.

Der Sichtbarkeitsindex wurde 2008 von der deutschen SEO-Firma Sistrix entwickelt und bietet gegenüber Google Analytics einige Vorteile. Seit Juli 2011 ist der Sichtbarkeitsindex sogar offen zugänglich – jeder kann binnen Sekunden den Wert seiner Webseite ermitteln.

Einfache Zahl – komplexe Berechnung

Einer der Vorteile ist seine Einfachheit. Es handelt sich nämlich schlicht um eine Dezimalzahl – je höher, desto besser die Sichtbarkeit. Die Datengrundlage für die Berechnung des Sichtbarkeitsindexes bilden (für die Schweiz) 1’000’000 Suchwörter oder Suchphrasen. Es sind die Begriffe, die das durchschnittliche Suchverhalten der Schweizer am besten abbilden. Zehn Prozent davon sind variabel und auf aktuelle Ereignisse (z.B. „WM 2014“) bezogen, der Rest bleibt gleich. Die Erfassung findet wöchentlich statt, und zwar für die ersten 100 Google-Einträge zu dem jeweiligen Keyword oder der Keyword-Kombination. Damit werden jede Woche nicht weniger als 100’000’000 Datenpunkte erfasst – von statistischer Relevanz kann man hier also getrost sprechen.

Nun werden die meisten Webseiten natürlich zu mehr als einem Suchbegriff gefunden. Um hier eine faire Repräsentation zu ermöglichen, werden in einem zweiten Schritt die Suchergebnisse nach Position und Keywordvolumen gewichtet. Heisst konkret: Platz 10 bei einem „Blockbuster“-Keyword wie „Immobilien“ treibt den Index mehr in die Höhe als Platz 1 bei einem Nischenbegriff wie „2 Zimmer Wohnung Effretikon von privat“. In die Gewichtung fliesst auch die unterschiedliche Klickrate mit ein. So bekommt das oberste Suchergebnis für „Zürich“ mehr als die Hälfte der Klicks, während auf Platz 1 für „Hotel Zürich“ nur 25 Prozent entfallen.

Was sind hohe, was sind niedrige Werte?

Seit über zwei Jahren ist der Sichtbarkeitsindex einer Webseite öffentlich einsehbar. Damit lässt sich natürlich eine „Hall of Fame“ der unausweichlichsten Webseiten erstellen. Heisser Favorit: wikipedia.org mit einem Sichtbarkeitsindex von gegenwärtig fast 8’140. Selbst Facebook (1’287) und Amazon.de (2’050) nehmen sich dagegen „klein“ aus. Aber man darf hier eben nicht Äpfel mit Birnen vergleichen: Wirklich aussagekräftig sind nur die Relationen zu Mitbewerbern aus der eigenen Branche bzw. dem eigenen Themenbereich.

So kann ein nationales Branchenbuch mit einem Index von 30 relativ schlecht dastehen, wenn die Konkurrenz um die 100 schafft; ein Onlineshop für Herrenkrawatten mag im Vergleich schon mit einem Wert von 3.5 top dastehen. Ausserdem muss man den ökonomischen Nutzen des Sichtbarkeitsindexes individuell bewerten. Eine Webseite, auf der Containerschiffe vertrieben werden, mag mit 100 Besuchern pro Monat, von denen einer ein Objekt erwirbt, gut bedient sein. Wer sein Geld mit Werbeeinnahmen verdient, dürfte selbst mit 500 Besuchern im Monat noch nicht zufrieden sein.

Übrigens: Die grosse Mehrheit der Webseiten hat einen Wert von unter einem Punkt.

Welche Rückschlüsse kann man aus dem Index ziehen, und welche nicht?

Wie der Name schon sagt, ist der Index ein Mass für die Sichtbarkeit einer Webseite. Wenn diese gut ist, wird die Seite auch gut gefunden – nach Eingabe des entsprechenden Suchbegriffs. Dessen Beliebtheit kann aber saisonal stark schwanken. So wird ein Schneeketten-Vertrieb von seiner guten Sichtbarkeit erst im Winter kosten, ein Bade- und Surfshop im Sommer.

Die Sichtbarkeit ist jedoch das ganze Jahr gleich. Genau deshalb ist der Sichtbarkeitsindex auch kein Trafficindex, wie Hanns Kronenberg in seinem Artikel darlegt. Ein Trafficindex berechnet sich nämlich aus der Multiplikation von Suchvolumen-Indexwert und der Anklickrate (Click-Through-Rate, CTR). Der Suchvolumen-Indexwert (wie man ihn z.B. via Google Trends erfahren kann) schwankt jedoch saisonal. Der Sichtbarkeitsindex hingegen errechnet sich aus CTR und dem Jahresdurchschnitt des Suchvolumen-Indexwerts. Seine Grösse hängt also nicht von Saisonschwankungen und CTR, sondern nur von der CTR ab, welche ihrerseits direkt mit der Sichtbarkeit einer Seite korreliert. So können Seitenbetreiber ihre SEO-Massnahmen saisonbereinigt viel besser kontrollieren.



Die Grenzen des Sichtbarkeitsindexes

Auch der Sichtbarkeitsindex ist kein Orakel. Seine Aussagekraft hängt wesentlich von der Auswahl der zugrunde liegenden Keywords ab. Hier sind die Schweizer Ergebnisse aufgrund der Datenbasis von 1’000’000 Begriffen recht gut abgesichert, die deutschen beruhen auf „nur“ 250’000 Suchwörtern – eine Anpassung hat Sistrix bisher vermieden, um eine kontinuierliche Vergleichbarkeit seit 2008 zu gewährleisten. Für andere Länder, u.a. die Schweiz, wurde der Index erst später mit eingeführt, und dan von vornherein mit einem grösseren Datenpool.  Wer sich geschäftlich also in einer engen oder exotischen Nische bewegt, wird möglicherweise vom Sichtbarkeitsindex nicht ausreichend wahrgenommen – doch wer mag sich daran stossen, wenn genug Besucher auf die Seite kommen und die Umsätze stimmen.

Die Sistrix-Macher überlegten im Übrigen anfangs, auch bezahlte Suchergebnisse in Abhängigkeit vom Klickpreis mit einzubeziehen. Sie sahen dann jedoch davon ab, zum einen, weil sich die Werte nicht sauber erheben liessen, zum anderen, um, wie Johannes Beus es formuliert, zu vermeiden dass sich „die Aussagekraft des resultierenden Indexwertes in eine (häufig ungewollte) Richtung verschiebt“.

 

Oberstes Bild: Screenshot sichtbarkeitsindex.de

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