IT-Geschichte: Grosse Fehleinschätzungen

Nachdem wir vor Kurzem das bekannte Wirtschaftsmagazin Forbes bezüglich der Online Marketing Trends 2014 zitierten, möchten wir jetzt daran erinnern, dass man bei Prognosen auch weit daneben liegen kann. Vor allem die Irrtümer von anerkannten Experten und erfolgreichen Geschäftsleuten bleiben meist lange in Erinnerung.

Von zweifellos zahlreichen Fehlprognosen im Laufe der IT-Geschichte haben wir hier sechs ausgewählt und chronologisch geordnet widergegeben. Gerade einer der Erfolgreichsten der Branche war erstaunlich oft vertreten.

Das Telefon

Die erste Fehleinschätzung kommt auch gleich vom damals führenden Telekommunikationsunternehmen Western Union und dem höchsten Mann im Staat, Präsident Rutherford B. Hayes.

Die Western Union konnte 1861 die erste transkontinentale Telegraphenlinie erfolgreich verwirklichen und zeigte damit deutlich ihren Status als führendes und innovatives Unternehmen im Telekommunikationssektor. 15 Jahre später, 1876, verbreitete das Unternehmen allerdings eine klare Fehleinschätzung als interne Kurzinformation an seine Mitarbeiter: „Das Telefon hat zu viele ernsthaft zu bedenkende Mängel für ein Kommunikationsmittel. Das Gerät ist von Natur aus von keinem Wert für uns.“

Mittlerweile hat sich die Western Union aus dem Telekommunikationsgeschäft zurückgezogen und konzentriert sich vor allem auf Geldtransfers. Das ist allerdings keine Folge der Unterschätzung des Potentials des Telefons – der Rückzug erfolgte erst 1980 als Folge von Gewinnrückläufen, nachdem es noch 1974 das erste Unternehmen mit eigenem Kommunikationssatelliten war.

Rutherford B. Hayes würdigte die Erfinder des Telefons, sah darin aber ebenfalls keinen möglichen Nutzen für seine Bürger: „Eine erstaunliche Erfindung.  Aber wer sollte sie jemals benutzen wollen“, kommentierte er das erste Telefon.

Der Computer

„Ich glaube, dass es auf der Welt einen Bedarf von vielleicht fünf Computern geben wird.“ Dieses Zitat wird keinem Geringeren zugeschrieben, als Thomas J. Watson, einem der erfolgreichsten Geschäftsmänner seiner Zeit. Unter seiner Führung blühte IBM auf und wurde zum Marktbeherrscher für Lochkartentechnik. Durch sein Verkaufsgeschick brachte er es fertig, in der Weltwirtschaftskrise auf Provisionsbasis 1000 Dollar pro Tag zu verdienen.

Das diese Fehlprognose aus dem Munde von Watson stammt, ist allerdings nicht sicher belegt – aus seiner Perspektive wäre diese Einschätzung allerdings mehr als verständlich: Das Modell „Colossus“ bestand z.B. aus zwei Modulen, die jeweils ca. 2,3m hoch und 5,5m lang waren. Ungefähr 2500 Röhrentransistoren erzeugten eine Unmenge an Hitze. Auch heute werden von derart dimensionierten Computern nur ein paar tausend beherbergt.


Heute sind Computer handlich, damals waren sie Kolosse. Urheber: Rudolf Ortner / pixelio.de


E-Mail

Ian Sharp gründete in den 1970er Jahren mit I.P. Sharp Associates (IPSA) seine eigene IT Firma, die bald ein eigenes und zeitweise sehr weit verbreitetes Email-System entwickeln sollte (666Box). 1987 wurde es von Reuters gekauft, die es bis zum Jahr 2005 für ihre Businessdaten verwendeten. Vorher, 1979 jedoch, sah Ian Sharp die Mail als eher wertlos an: „Die Email ist ein absolut unverkäufliches Produkt.“

Heute sind ca. 205 Millionen Mails pro Minute im Internet unterwegs.

Betriebssystem

Bill Gates und Microsoft arbeiteten bis 1991 mit IBM zusammen. Gemeinsam entwickelte man einen Nachfolger für das Betriebssystem DOS – das Operating System/2 oder kurz OS/2.

1989 kündigte Bill Gates an „OS/2 wird das Betriebssystem der 90er Jahre.“ Vielleicht wäre es das auch gewesen, wenn Microsoft 1991 nicht die gemeinsame Entwicklung beendet hätte, um sich auf die Arbeit an Windows zu konzentrieren, das Marketing unter einer einheitlichen Strategie vonstatten gegangen wäre oder die Hardwareanforderungen von OS/2 nicht einen Tick zu hoch gewesen wären. Zumindest in Deutschland konnte der hoch gehandelte Dos-Nachfolger gewisse Marktanteile verbuchen, zum Betriebssystem der 90er hat es aber bei Weitem nicht gereicht.

Das Internet

„Internet ist nur ein Hype.“ Dies ist wahrscheinlich die berühmteste Fehlprognose der jüngsten Zeit aus der IT-Branche. 1995 kamen – aus heutiger Sicht muss man es wohl so ausdrücken – Bill Gates diese Worte über die Lippen. Das war ungefähr 12 Jahre nach der Entwicklung des TCP/IP Protokolls, dass verschiedene lokale Netzwerke miteinander verbinden konnte (daher der Name „Inter-Net“) durch Vint Cerf und Bob Kahn. Heute ist ein reines offline-Leben eigentlich gar nicht mehr vorstellbar.

Spam

Auch die letzte hier genannte Fehlprognose stammt aus dem Mund von Bill Gates. Im Jahre 2004 verbreitete er die Hoffnung: „In zwei Jahren ist das Spamproblem gelöst.“ Leider kam es bisher nicht dazu.

 

Oberstes Bild: © Ivelin Radkov – Fotolia.com

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Mehr zu Markus Haller

Diplomphysiker im technischen Vertrieb mit Leidenschaft fürs Schreiben.
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